Rückkehr zum Mond: BDI sieht Raumfahrt als kritische Infrastruktur

Für den BDI sind Raumfahrtanwendungen Schlüssel und Voraussetzung für viele Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren, Digitalisierung und Industrie 4.0.

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Rückkehr zum Mond & Co.: BDI sieht Raumfahrt als kritische Infrastruktur

(Bild: NicoElNino / shutterstock.com)

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"Die Bundesregierung muss heute aktiv werden, um die Weichen für die Technologie-, Markt- und Wettbewerbsführerschaft der deutschen Raumfahrt von morgen zu stellen." Dies fordert der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) in einem am Dienstag veröffentlichten Grundsatzpapier zur Raumfahrtpolitik. Die Exekutive soll demnach die Rahmenbedingungen für den "Zukunftsmarkt Weltraum" national und international gestalten und dabei auch dessen zunehmende wirtschaftliche Bedeutung berücksichtigen.

"Raumfahrt ist für die deutsche Industrie im digitalen Zeitalter von zentraler Bedeutung", betont der BDI. Sie sei Schlüssel und Voraussetzung für viele Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren, Digitalisierung und Industrie 4.0. Raumfahrt werde damit "zu einer kritischen Infrastruktur für das Industrieland Deutschland". Die Industriestrategie der Regierung müsse dies stärker abbilden.

"Raumfahrt ist in unserem Alltag so präsent und unabdingbar wie der Strom aus der Steckdose", führt der Verband aus. Satelliten im Weltraum umkreisten in allen Größen und verschiedenen Technologiestufen mit den unterschiedlichsten Nutzlasten die Erde und lieferten "essenzielle Daten, Dienste und Bilder für die moderne Informationsgesellschaft". Dazu gehörten etwa die satellitenbasierte Telekommunikation, Navigation oder Erdbeobachtung, die Basis seien beispielsweise für möglichst präzise Wettervorhersagen.

Die Handlungsfähigkeit des Staates hänge ebenfalls erheblich von einer unabhängigen außen- und sicherheitspolitischen Urteilsfähigkeit ab, heißt es. Die beschriebenen Weltraumsysteme sowie der europäische Zugang zum All leisteten so einen wichtigen Beitrag zu einer "gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge". Militärische Einsätze seien ohne sie "nicht mehr vorstellbar". Die Abhängigkeit von weltraumgestützten Systemen und Dienstleistungen werde mit der fortschreitenden Digitalisierung auch bei den Streitkräften noch weiter zunehmen.

Den als "New Space" ausgemachten Zukunftsmarkt bezeichnet der BDI als "große Chance" für das Industrieland Deutschland. Weltweit betrage der Raumfahrtumsatz zurzeit etwa 260 Milliarden US-Dollar. Unternehmensberater gingen davon aus, dass sich diese Größe bis 2040 auf bis zu 2700 Milliarden US-Dollar mehr als verzehnfachen werde.

Alle genannten Aktivitäten, Produkte und Dienste haben dem BDI zufolge gemeinsam, dass für ihre Verwirklichung auch privates Kapital, "disruptive Herangehensweisen" und ein klares Geschäftsmodell erforderlich seien. Der Verband legt der Regierung aber vor allem ans Herz, mehr zu investieren. Im Jahr 2018 habe das deutsche nationale Programm für Weltraum und Innovation bei 285 Millionen Euro. Frankreich habe im selben Zeitraum ein Budget von 726 Millionen Euro locker gemacht. Deutschland müsse hier zumindest gleichziehen.

Die USA planten bis 2024 die Rückkehr zum Mond, konstatiert der BDI. Als federführender Hersteller des europäischen Service-Moduls für die nächsten bemannten US-Raumfahrzeuge und die Orion-Kapsel verfüge die hiesige Industrie über eine weltweit einmalige Kernkompetenz. Darauf sollte Deutschland weiter aufbauen und sich "als zentraler Partner der USA bei der Rückkehr zum Mond engagieren". Zudem müsse "heute über ein ambitioniertes Folgeprojekt" für die Internationale Raumstation ISS entschieden werden, "um auch nach 2028 in der erdnahmen Umlaufbahn weiter forschen zu können".

Die Bundesregierung sieht der Verband in der Pflicht, sich in den internationalen Diskussionen "zur Vermeidung und Beseitigung von Weltraummüll stärker einbringen". Der BDI plädiert ferner dafür, den Weltraumbergbau international zu regeln: Es gelte dringend, eine internationale Lösung für die Fragen des Eigentums an Rohstoffen aus dem All zu finden. (mho)