Vor 20 Jahren: Apples buntes iBook tritt als "iMac to go" an

Auf den iMac ließ Apple 1999 den zweiten Paukenschlag folgen: Ein buntes Notebook mit WLAN-Support – und Tragegriff.

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Vor 20 Jahren: Apples buntes iBook tritt als "iMac to go" an
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Leo Becker
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Nach massiven Spekulationen über ein Einsteiger-Notebook von Apple war es am 21. Juli 1999 soweit: Auf der Keynote-Bühne zur Eröffnung der Macworld-Konferenz in New York stellte Steve Jobs das iBook vor, Apples ersten Consumer-Laptop. Nach Vorbild des iMacs war das Plastikgehäuse rundlich und eingefasst von einer bunten Gummihaut, wahlweise in Tangerine (Orange) oder Blueberry (Hellblau). Ein damals wie heute ungewöhnlicher, ausklappbarer Tragegriff sollte zudem den Transport vereinfachen.

Bei einem Gewicht von 3 Kilo konnte man den Tragegriff schon brauchen.

Mit dem iBook schloß Jobs nach der Rückkehr zu Apple die große Neuausrichtung der Mac-Sparte ab – ein gutes Jahr nach der Einführung des iMacs, der das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs führte.

Die verwirrende Vielzahl der Mac-Produktreihen in den 90er-Jahren wich einem schlichten Quadranten, aus einem Desktop-Computer und einem Notebook – jeweils in Ausführungen für Profis (Power Mac und PowerBook) sowie für Normalnutzer (iMac und iBook). Dieser Produktquadrant diene Apple immer noch als Richtlinie, erklärte Marketingchef Phil Schiller vor zwei Jahren erst.

Mit 12,1-Zoll-TFT-Display (800 x 600 Pixel), 300-MHz-Prozessor G3-Prozessor, 32 MByte RAM, einer 3,2 GByte Festplatte, einem 24fach CD-ROM-Laufwerk, einem USB-Port sowie Ethernet-Anschluß plus V.90-Modem war das erste iBook für seine Zeit vergleichsweise gut ausgestattet. Besonders hervorgehoben wurde die ATI Rage Mobility Grafikkarte mit 2x AGP und 4 MByte Grafikspeicher, kein Notebook der "Wintel-Welt" liefere dermaßen viel Grafikleistung, so Jobs bei der Präsentation.

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Die üblichen Einschübe für PC-Cards und ein Anschluss für einen externen Monitor fehlten dem iBook. Selbst das Mikrofon ließ Apple weg – auch aus Kostengründen: "Jeder Penny, jeder einzelne Penny zählt", betonte Apples Marketingchef Phil Schiller damals im Interview mit Mac & i-Chefredakteur Stephan Ehrmann, "außerdem haben beim PowerBook die wenigsten Leute ihr Mikrofon benutzt". In den USA kam das iBook im September für knapp 1600 Dollar in den Handel, in Deutschland wurde es für 3750 DM eingeführt.

Einen besonderen Clou hob sich Jobs bis zum Ende der Keynote auf: "Das iBook ist laut Apple das erste Notebook, das serienmäßig für die drahtlose Vernetzung vorbereitet ist. Die Antennen sind bereits eingebaut; zusätzlich ist aber noch eine optionale Netzwerkkarte erforderlich. Die sogenannte "Air Port"-Karte will Apple für nur 99 Dollar anbieten. Mit Air Ports ausgestattete iBooks können untereinander im Umkreis von bis zu 50 Metern mit einer Transferrate von bis zu 11 MBit/s kommunizieren", wie der der langjährige c't-Chefredakteur Christian Persson am 21. Juli 1999 schrieb. "Apples "Air Port", der zusammen mit Lucent entwickelt worden ist, folgt dem für drahtlose LANs eingeführten Standard IEE 802.11 (DSSS compliant)."

20 Jahre iBook (6 Bilder)

Abgerundet und bunt – das iBook.

Parallel stellte Apple zum Preis von knapp 300 Dollar den WLAN-Router AirPort vor, der damals noch ein integriertes V.90-Modem mitbrachte. "Vergleichbare Produkte für PC-Notebooks kosten derzeit zwei- bis dreimal soviel", hieß es auf heise online. Zur Demonstration der Funktechnik musste Marketingchef Schiller von einer hohen Plattform auf die (gepolsterte) Bühne springen – mit iBook in der Hand.

Wie schon beim iMac spaltete das Design die Geister: Während manche die fehlenden Schnittstellen bemängelten, verspotteten andere das iBook als Barbie-Klodeckel. Ein US-Kolumnist schrieb, er würde sich mit dem "weibischen" Notebook gar nicht erst auf die Straße trauen – den Verkaufszahlen schadete es nicht. Mit dem Nachfolger ließ es Apple zwei Jahre später aber deutlich schlichter angehen, es kam ganz in Weiß.

Im Unterschied zum iMac hatte das "iBook" aber schon nach mehreren Jahren ausgedient: Mit Apples großem Intel-Umstieg wurde daraus 2006 das MacBook. Die Marke iBooks nutzte Apple später für eine Lese-App und den Einstieg in den E-Book-Markt. Inzwischen heißt die App aber einfach "Bücher", der Name iBook wäre somit wieder frei. (lbe)