Ratgeber: iPhone und iPad gebraucht kaufen

iPhones und iPads aus zweiter Hand kosten weitaus weniger. Wir zeigen, worauf zu achten ist und wie man einen Kaufkandidaten auf Herz und Nieren prüft.

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Ratgeber: iPhone und iPad gebraucht
Lesezeit: 28 Min.
Von
  • Immo Junghärtchen
Inhaltsverzeichnis

iPhones und iPads sind billiger, wenn sie ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Trotzdem kommen viele davon noch in den Genuss toller iOS-Features. Auch als Geschenk für die jüngere oder ältere Generation sind Gebrauchtgeräte prima. Für Skype oder FaceTime mit den Eltern während eines Auslandsaufenthalts oder als Lern- und Spiel-Tablet für Schulkinder eignen sich altgediente iPads bestens. Wer sich genau überlegt, was ein gebrauchtes iOS-Gerät können soll, und entsprechend umsichtig einkauft, spart viel Bares.

Auch alte iPhones sind allerdings noch begehrt: Wer sich schon einmal auf Auktionsplattformen umgesehen hat, wird feststellen, dass der Preisverfall bei Gebrauchtgeräten weitaus geringer ist als bei anderen Herstellern. Der Zeitpunkt spielt auch eine Rolle: Kaufen Sie besser einige Wochen nach dem Verkaufsbeginn neuer Modelle als kurz davor. Dann gelangen viele Altgeräte auf die Gebrauchtplattformen, und Sie haben eine große Auswahl.

Für den Direktkauf bei Privatpersonen suchen Sie am besten im Umkreis und probieren das Gerät vor dem Erwerb aus. Dafür eignen sich besonders Portale mit lokaler Suchfunktion, etwa Shpock oder ebay Kleinanzeigen. Manchmal genügt auch eine direkte Frage im sozialen Netzwerk der Wahl, um einen der Freunde zu aktivieren, mal seine Gadget-Schublade auszumisten.

Mehr Infos
  • Wichtig beim Gebrauchtkauf sind Prozessorleistung, Speicherkapazität, Kamerafähigkeiten, Akkulaufzeit und die kompatible iOS-Version.
  • Vor dem Kauf sollte man die Funktionen des Geräts gründlich überprüfen.
  • Bis einschließlich iPhone 5/5c, iPad 4, iPad mini 1 und iPod touch 5 sollten Sie nur zugreifen, wenn Sie wissen, was Sie vorhaben. Diese Geräte sind veraltet.
  • Unter alten iOS-Versionen können Sie weiterhin frühere Versionen vieler Apps herunterladen.

Kaufen Sie bei iPhones und iPads niemals die Katze im Sack, sondern überprüfen Sie, ob das zukünftige Gerät tadellos funktioniert – dazu gleich mehr. Fragen Sie den Vorbesitzer nach der Akkukapazität. Wenn ein Gerät nur noch zwei Stunden durchhält, sollte man die Finger davon lassen – es sei denn, es ist so günstig, dass sich der Wechsel lohnt.

Über die iCloud-Website kann der Besitzer die Aktivierungssperre eines Altgeräts aus der Entfernung abschalten.

Seien Sie aber vorsichtig, wenn ein Gerät besonders günstig angeboten wird. Eventuell ist es defekt oder wurde nicht korrekt zurückgesetzt.

Wenn möglich, vereinbaren Sie ein Treffen mit dem Verkäufer, um Ihr zukünftiges Zweitgerät oder Geschenk zu begutachten. Bringen Sie dazu, sofern Sie haben, einen tragbaren Mac, einen Bluetooth-Lautsprecher sowie ein passendes Lightning- oder USB-Kabel mit.

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  • Schalten Sie das Gerät ein. Begrüßt Sie der Einrichtungsassistent, ist die erste Hürde genommen: Das Gerät wurde komplett zurückgesetzt. Fragt dieser allerdings im ersten Schritt nach dem Kennwort einer Apple-ID, wurde "Mein iPhone suchen" nicht deaktiviert.

  • Der bisherige Nutzer kann das Gerät über www.icloud.com/find abmelden. Dafür muss er die Apple-ID und das dazugehörige Passwort kennen. Sparen Sie sich den Ärger und kaufen Sie kein Gerät, das nicht bei "mein iPhone suchen" deaktiviert wurde – schlimmstenfalls wurde es sogar gestohlen.

  • Ein iPhone (ebenso ein iPad mit Mobilfunk) bittet zunächst um eine SIM-Karte. Dafür können Sie auch den Chip aus Ihrem eigenen Handy verwenden und nach der Aktivierung wieder ausbauen. Mit dem Entriegelungswerkzeug oder einer Büroklammer lösen Sie den SIM-Kartenträger, den Sie ganz herausziehen.

  • Schauen Sie dabei in das Gehäuse hinein. Dort klebt ein runder Aufkleber: Er sollte weiß sein, eine rote Färbung signalisiert, dass das iPhone schon mal Baden gegangen ist. Das bedeutet, es könnte unvermittelt den Geist aufgeben aufgrund von Korrosionsschäden (siehe auch iPhone-Wasserschaden: Was Sie tun können, wenn das iPhone nass geworden ist). Da lohnt sich nicht mal eine Reparatur – Finger weg.

  • Die SIM-Karte sollte in wenigen Minuten aktiviert sein. Falls nicht, besteht ein SIM-Lock des Mobilfunkanbieters. Meist findet man auf dessen Support-Seite Tipps und Hinweise dazu. Kann der Verkäufer diese Sperre nicht entfernen, sollten Sie es sich zweimal überlegen, ob Sie zugreifen wollen. Bei einem iPad kann man sich vielleicht noch auf einen Prepaid-Datentarif des SIM-Lock-Einrichters einlassen. Beim iPhone ist es besser, sich nach einem anderen Gerät umzusehen.

Gehen Sie den Installationsdialog komplett durch. Aktivieren Sie dabei die Ortungsdienste. Die Einrichtung der Apple-ID überspringen Sie erst einmal. Auf dem Homescreen angekommen, öffnen Sie zunächst die Systemeinstellungen und richten die WLAN-Verbindung ein. Gibt es in der Nähe kein drahtloses Netzwerk, können Sie die Hotspot-Funktion Ihres iPhones nutzen.

Dann stellen Sie eine Verbindung zum Bluetooth-Lautsprecher her. Öffnen Sie Apple Music und starten das Web-Radio Beats 1, sofern mindestens iOS 9 installiert ist. Sonst tut es auch ein YouTube-Video, um zu hören, ob Bluetooth funktioniert – und die Internetverbindung steht.

Wechseln Sie dann im Kontrollzentrum auf "iPhone" als Audioausgabe, um den internen Lautsprecher zu testen. Stecken Sie einen Kopfhörer ein und lauschen Sie, ob auch über die Klinkenbuchse Klang ertönt. Wenn Sie das Kabel abziehen, sollte die Wiedergabe stoppen. Mit der App "Sprachmemos" überprüfen Sie das eingebaute Mikrofon. Ohne funktionierendes Mikrofon können Sie nur per Headset telefonieren. Sie sehen gleich auf dem Display, ob etwas ankommt. Wenn dem Gerät ein Original-Headset beiliegt, können Sie per Sprachmemos auch gleich dessen Ohrhörer und Kabelmikrofon testen.

Öffnen Sie die Kamera-App und fertigen testweise Foto- und Videoaufnahmen an. Unter Umständen wurde das Kameramodul schon mal schlampig ausgewechselt. Schauen Sie auch gleich nach, ob der eventuell vorhandene Blitz (iPad Pro, iPhone ab 4) auf Wunsch auslöst. Unscharfe Bilder, seltsame Ränder und andere Störungen deuten auf einen Linsen- oder Sensordefekt hin.

Dann widmen Sie sich den externen Schaltern: Mit der Plus-Taste sollten Sie auch ein Foto schießen können. Außerhalb der Foto-App regeln Sie mit den Plus- und Minus-Tasten die Lautstärke, das können Sie im Homescreen ausprobieren: Mittig erscheint die Lautstärkeanzeige. Überprüfen Sie auch Home-Button, Ausschaltknopf und (so vorhanden) Stummschalter, ob sie reagieren, wie sie sollten.

Den iPhone-Fingerabdruckscanner Touch ID sollte man unbedingt prüfen.

Wenn das Gerät einen Touch-ID-Sensor besitzt, richten Sie einen Fingerabdruck zum Entsperren ein. Wenn das nicht geht, wurde der Home-Button bereits getauscht, aber nicht von Apple.

Das kann viele Spätfolgen nach sich ziehen, von einem solchen Gerät raten wir ab. Auch bei gebrauchten iPhones und iPads mit Face ID sollten Sie den Entsperrvorgang per Gesichtserkennung prüfen.

Schauen Sie sich in Ruhe das Gehäuse und das Glas des Touchscreens an. Gibt es sichtbare Dellen oder gar kleine Risse? Solche Fallschäden können sich über die Zeit verschlimmern. Kratzer, insbesondere auf der Rückseite, sind nicht schön, aber keine Funktionseinschränkung.

Nach diesen vielleicht zehn Minuten Testgebrauch werfen Sie einen Blick auf die Akku-Anzeige. Sie sollte sich nur um wenige Prozent reduziert haben. Installieren Sie die kostenlose App "Battery Life", sie zeigt neben dem Ladezustand auch den Verschleiß an. (Selbst auf einem WLAN-Gerät gelingt das unterwegs, wenn Sie dazu auf einem anderen den mobilen Hotspot aktivieren.) Gegebenenfalls ist der Akku hinüber, und Sie sollten den bald notwendigen Einbau eines neuen Stromspeichers in den Preis einkalkulieren.

Auf iPhones mit iOS 11.3 oder neuer können Sie in den Einstellungen unter "Batterie" eine Systemangabe zur "Batteriezustand" einsehen.

Schließen Sie das Altgerät mit dem beiliegenden Kabel an einen Windows-PC oder Mac an. Wird es von iTunes problemlos erkannt? Wunderbar. Falls nicht, versuchen Sie es zunächst mit einem anderen Kabel. Eventuell haben sich auch einige Flusen in der Steckerbuchse gesammelt, mit einem Zahnstocher sind sie schnell entfernt.

Lässt sich keine funktionierende Datenverbindung herstellen, werden Sie keine Backups via iTunes anlegen und auch keine Musik übertragen können. Das ist ein Grund für einen ordentlichen Rabatt. Sofern Sie sich auf Cloud-Laufwerke und Streaming-Dienste beschränken können, ist das Gerät durchaus nutzbar. Aber an der Strippe aufladen lassen sollte sich das Gerät auf jeden Fall.

Damit haben Sie die wichtigsten Funktionen überprüft. Je nachdem, was Ihnen aufgefallen ist, und wofür Sie es benötigen, können Sie nun entscheiden, ob sich das Gerät für Ihren Zweck eignet und ob der Preis des Verkäufers gerechtfertigt ist.

Wollen Sie kein Risiko eingehen, bieten Ihnen Portale wie maconline, asgoodasnew oder reBuy überprüfte und nach Abnutzungsgrad klassifizierte Gebrauchtgeräte an. Diese Anbieter nehmen Ihnen auch Altgeräte ab, ohne dass Sie sich um die Käufersuche kümmern müssen. Der Nachteil: Sie zahlen deutlich mehr (oder bekommen weniger) als beim Direktverkauf. Dafür haben Sie einen Ansprechpartner bei Reklamationen.