Rufnummern missbraucht: US-Regulierer dürfte Facebook verklagen

Facebook hat User über die Nutzung ihrer Telefonnummern im Unklaren gelassen. Das soll nun zu einer Klage der US-Handelsbehörde führen.

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(Bild: dpa, Dominic Lipinski/PA/dpa)

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Die US-Handelsbehörde FTC wird am Mittwoch eine Klage gegen Facebook veröffentlichen und dabei unter anderem den Vorwurf der Irreführung der Nutzer erheben. Dies berichtet die Washington Post. Es geht demnach um den im September ruchbar gewordenen Skandal des Telefonnummernmissbrauchs durch Facebook.

Eigentlich für Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) vorgesehene Telefonnummern hatte Facebook für Werbung genutzt. Werbekunden können ihre Anzeigen ganz bestimmten Usern vorsetzen, die Angabe der Telefonnummer reicht. Daher geben viele Nutzer ihre Telefonnummer bei Facebook gar nicht erst an. Zur Absicherung des Kontos mit 2FA ist das aber notwendig, und Facebook machte nicht deutlich, dass die Rufnummern auch für Werbezwecke genutzt werden.

Darüber hinaus sind auch User in den zweifelhaften Genuss des individuellen Werbezuschnitts gekommen, die ihre Telefonnummer überhaupt nicht preisgegeben hatten. Es reichte aus, wenn ein anderer Nutzer Facebook sein Telefonbuch spendiert hatte, und darin die Telefonnummer eingetragen war. Die Facebook-App ermöglicht den Upload ganzer Telefonbücher, mit dem Versprechen, dadurch leichter Freunde finden zu können. Doch dann wurden die dort enthaltenen Daten insgeheim für das Reklamegeschäft genutzt.

Die FTC erachtet das offenbar als illegal. In den USA gibt es zwar kein allgemeines Datenschutzgesetz, das FTC-Gesetz verbietet aber "unfaire und irreführende Praktiken" im Geschäftsverkehr. Die voraussichtliche Klage steht in Zusammenhang mit der voraussichtlichen 5 Milliarden US-Dollar Strafe für Facebook, die mit noch nicht bekannten Auflagen verbunden sein wird. Das könnte bedeuten, dass die Klage umgehend ruhend gestellt wird. Sie würde dann als Drohung dienen: Sollte Facebook die Auflagen nicht einhalten, könnte die FTC die Klage wieder aktivieren.

Laut Washington Post wird die FTC in ihrer Klage noch mindestens ein weiteres Datenschutzproblem ventilieren: Facebook nutzt Gesichtserkennung, um auf hochgeladenen Fotos abgebildete Personen zu identifizieren und zu kennzeichnen. Diese Gesichtserkennung kann der jeweilige Uploader in seinen Kontoeinstellungen deaktivieren.

Etwa 30 Millionen Usern soll Facebook diese Einstellungsmöglichkeit aber vorenthalten haben. Laut Facebook hätte es gereicht, die "Tag Suggestions" abzuschalten. Allerdings war dort keine Rede von Gesichtserkennung. (ds)