Bericht: Huawei arbeitet an Alternative zu Google Maps

Zu dem Huawei-Betriebssystem HarmonyOS soll offenbar zumindest ein eigener Kartendienst kommen, weiß die chinesische Presse. Es handle sich um einen Bausatz.

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Bericht: Huawei arbeitet an Alternative zu Google Maps

(Bild: Rad K/Shutterstock.com)

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Huawei schmiedet weiter Pläne, um in der Welt der Smartphones und anderer vernetzter Geräte unabhängig vom US-Konzern Google, dessen mobilem Betriebssystem Android sowie zugehörigen Anwendungen zu werden. Der chinesische Netzwerkausrüster und weltweit zweitgrößte Mobiltelefon-Hersteller entwickle als Alternative zu Google Maps einen Bausatz für einen eigenen Online-Kartendienst, schreibt die sich in Staatsbesitz befindliche Zeitung "China Daily". Das "Map Kit" soll demnach im Oktober offiziell vorgestellt werden.

Erst vor wenigen Tagen hat Huawei ein eigenes Betriebssystem für das Internet der Dinge vorgestellt, das in China unter HongmengOS und im Westen unter HarmonyOS laufen soll. Es soll erstmals auf einem Smart-TV der Huawei-Marke Honor laufen. Das Microkernel-OS wird im Konzern selbst auch als Android-Alternative für Smartphones gehandelt. Dazu kommen sollen offenbar auch eigene Dienste wie das in dem Bericht vorgestellte Landkartenset, das demnach zunächst auf Entwickler ausgerichtet ist und nicht direkt auf Konsumenten.

Laut dem Blatt ist das Kit als Schnittstelle für lokale Kartendienste in 150 Ländern und Regionen angelegt. Es werde in 40 Sprachen verfügbar sein. Als erste Partner seien der russische Suchmaschinenbetreiber Yandex sowie die Mutterfirma des Buchungsdienstes Booking.com an Bord.

Auf Presseanfrage zu dem Thema habe Huawei zunächst nicht reagiert, meldet der US-Online-Dienst CNet. Walter Ji, der für das Konsumentengeschäft des Konzerns in Westeuropa zuständig ist, hatte Anfang Juli noch mehrfach betont: "Wir bleiben im Android-Ökosystem." Auch ein verstärktes Engagement im Bereich Open Source hatte er damals nicht angekündigt, obwohl HarmonyOS als freie Software verfügbar sein soll. Android sei bereits im Kern eine offene Plattform und es gebe schon eine Open-Source-Variante, hatte es damals geheißen. Man setze auch weiterhin auf die Partnerschaft mit US-Unternehmen.

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Der Absatz von Huawei-Smartphones sei "logischerweise" zurückgegangen, heißt es von Huawei Deutschland. Die Höhe des Rückgangs ist aber unklar.

In China können Huawei-Handys prinzipiell bereits ohne Google-Dienste auskommen, die Firma hat dort auch einen eigenen App-Store in Betrieb. Im Zuge des Handelsstreit zwischen der US-Regierung und Peking hatte erstere zunächst angedroht, dass Huaweis Mobiltelefone nach Ablauf einer 90-Tage-Übergangsfrist keine Updates mehr für Android erhalten würden. Sie hätten dann potenziell auch keinen Zugriff mehr auf proprietäre Google-Anwendungen und -Dienste wie Mail, Maps oder den Play-Store gehabt. US-Präsident Donald Trump hatte die Blockade nach einem Gespräch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zwar jüngst wieder aufgehoben. Huawei dürfte die Abhängigkeit von Google und der US-Politik aber übel aufgestoßen sein. (tiw)