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FIFA-Pokal: DFB kündigt E-Sport-Wettbewerb an

Im Vorfeld der Gamescom hat der DFB-Interimspräsident eine deutsche FIFA-Meisterschaft angekündigt – die soll parallel zum DFB-Pokal ausgetragen werden.

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«FIFA 18»

(Bild: dpa, Sebastian Gollnow/dpa)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Mit einem neuen Breiten-Wettbewerb will der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine digitale Version des DFB-Pokals schaffen. Wie der Interimspräsident des Verbandes Rainer Koch auf der Branchenkonferenz Spobis in Köln ankündigte, sollen die Details noch in diesem Jahr ausgearbeitet werden, um den neuen Wettbewerb so schnell wie möglich realisieren zu können.

Mit der Ankündigung vollzieht sich eine Kurswende beim organisierten Fußball in Deutschland. 2018 hatte der damalige DFB-Chef Reinhard Grindel den E-Sport noch als "absolute Verarmung" bezeichnet. Doch immer mehr Bundesliga-Vereine nutzten den E-Sport, um neue Zielgruppen und lukrative Sponsoren anzusprechen. Die Entwicklung folgte Schlag auf Schlag: Erst Anfang August setzte sich der deutsche E-Sportler Mohammed "MoAuba" Harkous beim FIFA eWorld Cup in London durch.

DFB-Interimspräsident Rainer Koch.

(Bild: heise online/Kleinz)

Noch ist nicht klar, wie genau der neue Wettbewerb aussehen wird – derzeit befindet sich der DFB etwa in Gesprächen mit FIFA-Publisher Electronic Arts (EA). In Köln verriet Koch erste Einzelheiten: Im Unterschied zu bisherigen Turnieren sollen die Spieler in Teams gegeneinander antreten. Der Wettbewerb soll für jedermann offenstehen, aber auch die im DFB organisierten 24.500 Sportvereine sollen in das Turnier eingebunden werden. Idealerweise soll der neue Pokal parallel zu dem klassischen DFB-Pokal ausgetragen werden.

Obwohl sich Bundesligisten wie der FC Schalke 04 mittlerweile auch in anderen Titeln wie League of Legends engagieren, möchte Koch keine generelle Öffnung zum E-Sport propagieren. "Der DFB sollte sich um alles kümmern, was zum Fußball dazugehört", erklärte Koch, der auch gleichzeitig Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes ist. So habe er festgestellt, dass viele aktive Fußballer auch in ihrer Freizeit FIFA spielen, insofern sei ein direkter Bezug zum Fußball gegeben. An anderen E-Sport-Titeln hat der DFB jedoch kein Interesse.

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Das Engagement gerade von kleinen Amateurvereinen im E-Sport stockt jedoch. So drohen Finanzämter damit, den Vereinen ihre Gemeinnützigkeit zu streichen, wenn sie sich im E-Sport engagieren. Die Abgabenordnung erkennt Sport als eine zugelassene Tätigkeit dieser Vereine an – doch der Deutsche Olympischen Sportbund sperrt sich dagegen, auch E-Sport als Sport anzuerkennen. Folge: Einige Vereine haben sich Jugendhilfe als Vereinszweck in die Satzung geschrieben, was aber das Engagement für erwachsene E-Sportler wesentlich einschränkt. Wie der neue DFB-Pokal diese Hürden umschiffen kann, muss sich noch zeigen. Seine eigenen e-Sport-Aktivitäten hat der DFB in einer Tochterfirma ausgegliedert.

Während sich die Fußball-Vereine über die enorme Verbreiterung ihrer Basis durch E-Sport freuen, können E-Sport-Funktionäre der Begrenzung auf Sportsimulationen wenig abgewinnen. So verwies Lucas Rachow von der World eSports Association (WESA) darauf, dass FIFA und Pro Evolution Soccer nur einen winzigen Teil des E-Sport abdecken. "Von den Zuschauerzahlen sind Shooter-Spiele wesentlich beliebter als Sportsimulationen", erklärte Rachow in Köln. Die künstliche Trennung sei zum Schaden aller. FIFA auf der Konsole habe wesentlich mehr mit einem anderen E-Sport-Titel wie League of Legends gemein als mit einem normalen Fußballspiel.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger pflichtete dem Argument im Prinzip bei: "Ich finde diese Aufteilung nicht klug." Doch es sei nicht Aufgabe der Politik zu entscheiden, was Sport sei und was nicht. Zwar könne der Bundestag die Abgabenordnung verändern, so dass auch gemeinnützige Vereine E-Sport-Abteilungen aufbauen könnten. Für eine schrankenlose Anerkennung des E-Sports sei es jedoch noch zu früh. "Ich sehe derzeit weder in der Politik, noch in der Gesellschaft eine Mehrheit, dass wir Spiele mit gewaltbetonten Inhalten in dem Gemeinnützigkeitskatalog aufnehmen sollen", erklärte der Unions-Politiker. Publikumslieblinge wie Counter-Strike haben deshalb auf absehbare Zeit im organisierten Sport in Deutschland einen schweren Stand, während die kommerziellen Ligen stetig wachsen. (vbr)