Atomunfall-Vorbeuge: Deutschland stockt Jodtabletten-Vorrat auf

Als eine Konsequenz aus der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat die Bundesregierung 190 Millionen Jodtabletten gekauft.

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Atomunfall-Vorbeuge: Deutschland stockt Jodtabletten-Vorrat auf

AKW Tihange in Belgien. Eines der Atomkraftwerke, wegen denen Deutschland seines Jodvorräte aufstockt.

(Bild: dpa / Oliver Berg)

Lesezeit: 2 Min.

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat 190 Millionen Jodtabletten geordert, das Vierfache seines bisherigen Bestands, berichtet der WDR. Grundlage sei eine Empfehlung der Strahlenschutzkommission nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, sagt demnach der Essener Strahlenbiologe Wolfgang Müller, früherer Vorsitzender der Strahlenschutzkommission.

Kaliumjodid wird bei nuklearen Zwischenfällen eingesetzt, weil es die Aufnahme radioaktiven Jods im Körper stark abschwächt. Die Kosten für Beschaffung und Transport der 190 Millionen Jodtabletten betragen laut Bundesamt für Strahlenschutz 8,4 Millionen Euro und werden vom Bund getragen. Für Lagerung und Verteilung sind die Länder zuständig.

Der Super-GAU von Fukushima habe gelehrt, dass mit katastrophalen Reaktorunfällen gerechnet werden müsse und dass es auch mehrtägige Freisetzungen geben könne, wird Müller vom WDR zitiert. Währenddessen könnten die Windrichtungen wechseln und viel mehr Gebiete betroffen sein, als das nach einer eintägigen Freisetzung der Fall wäre.

Auf Empfehlung der Strahlenschutzkommission seien die Notfallzonen rund um die Atomkraftwerke erheblich vergrößert worden. Seitdem gelte das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland als "Fernzone". Dort müssten unter anderem alle Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schwangere mit Jodtabletten versorgt werden.

In Deutschland sollen in drei Jahren die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Daher sei die Atomunfallvorsorge nicht so sehr in Deutschland dringlich, sondern wegen grenznaher Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, der Schweiz, Tschechien und Schweden, meint Müller laut WDR.

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Für die Region Aachen waren angeblich sicherheitsbedenkliche AKW im nahen Belgien Anlass, unter den Bevölkerung Jodtabletten zu verteilen; sie war wegen Panikmache dafür kritisiert worden. Müller meint hingegen, es werde eher viel Verständnis dafür hervorgerufen, dass die Bevölkerung gut vorbereitet sein sollte. "Denn, wie gesagt: Die grenznahen Atomkraftwerke würden noch über Jahrzehnte erhalten bleiben."

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)