Apple Watch 5 im ersten Test

Das Always-on-Display der Apple Watch Series 5 zeigt die Uhrzeit nun dauerhaft an. Eine Kernfunktion fehlt in Deutschland aber.

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Apple Watch 5

(Bild: Apple)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Christoph Dernbach
  • dpa
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Als Apple bei der Vorstellung der Apple Watch Series 5 ankündigte, dass die Neuauflage der Uhr ein Always-on-Display hat, ging ein Raunen durch den Saal. Mit diesem Feature hatte in diesem Jahr niemand gerechnet. Die technischen Herausforderungen und Kompromisse erschienen zu groß, obwohl andere Smartwatches ähnliche Technik bereits anbieten. Dabei geht es zum einen um die Batterielaufzeit, zum anderen um die Gefahr, dass der OLED-Schirm durch Einbrennen beschädigt wird.

Möglich wird die neue Funktion über eine von Apple entwickelte OLED-Technik, die LTPO-Backplane (Low Temperature Polycrystalline Oxid) genannt, die Apple schon mit der Series 4 eingeführt hat. Die neue Apple Watch kann nun aber die Bildwiederholfrequenz von 60 Hertz auf nur 1 Hertz absenken, was viel Strom spart. Zudem wird die Helligkeit spürbar heruntergeregelt, und Animationen werden im Always-On-Modus deaktiviert.

Wenn ein Ziffernblatt über einen Sekundenzeiger verfügt, verschwindet der animierte rote Strich in dem Stromsparmodus. Bei einer Stoppuhr werden nicht mehr Zehntel- und Hundertstel-Sekunden gezeigt, sondern nur noch die vollen Sekunden.

Die Always-on-Funktion bewährt sich nicht nur in langweiligen Meetings, in denen man anderen Teilnehmer nicht mit einem demonstrativen Blick auf die Uhr vor den Kopf stoßen möchte. Es gibt etliche Situationen, in denen man nicht die Hand drehen möchte oder kann, um das Display einzuschalten: auf dem Fahrrad beispielsweise oder im Training bei den Liegestützübungen.

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Nicht unterschätzen darf man auch die optische Aufwertung. Statt eines dunklen, eckigen Bildschirms, der sich nur gelegentlich einschaltet, trägt man mit der Apple Watch Series 5 ständig ein sichtbares Ziffernblatt am Handgelenk. Apple gibt den Anwendern dabei auch die Möglichkeit, die Privatsphäre wirksam zu schützen. In den Einstellungen kann man dafür sorgen, dass sensible Informationen wie der nächste Kalendereintrag, die Herzfrequenz oder Push-Nachrichten ausgeblendet werden.

Bei der Batterielaufzeit überrascht die Series 5. Obwohl der Always-on-Modus zusätzlichen Strom verbraucht, hält sie etwas länger durch als das Vorgängermodell. Das erreicht Apple zum einen mit seinem optimierten S5-Prozessor. Die Series 5 leuchtet aber auch nicht ganz so hell wie die Series 4. Subjektiv fällt das kaum auf. Aber mit einem geeichten Messgerät erscheinen etwas niedrigere Candela-Werte.

So leuchtet die Uhr im Taschenlampenmodus nur noch mit 650 statt 720 Candela. Ähnliche Vergleichswerte erscheinen auch bei den Zifferblättern und Apps. So oder so: Wie die Vorgänger-Modelle muss die neue Uhr jeden Abend aufgeladen werden.

Apple Watch 5 (15 Bilder)

Die neue Apple Watch 5 zeigt zum ersten Mal dauerhaft das Ziffernblatt.

Den internen Speicher hat Apple nun auf 32 Gigabyte verdoppelt, so dass nun deutlich mehr Songs oder Hörbücher auf die Uhr passen. Das bewährt sich vor allem beim Joggen, weil man in Kombination mit schnurlosen Kopfhörern wie den AirPods das iPhone zu Hause lassen kann, wenn man unterwegs Musik oder Audiobücher anhören will.

Nicht zu unterschätzen ist eine weitere technische Neuerung: Die neue Apple Watch verfügt nun über einen eingebauten Kompass, der wahlweise den magnetischen oder den geografischen Norden anzeigen kann. In einem Werbevideo führt Apple die neue Funktion mit Pfadfindern vor, die sich mit Hilfe des Kompasses in der freien Natur orientiert. Die Funktion ist aber auch im Alltag – etwa in der Stadt – sehr nützlich, weil die Karten-App sofort anzeigt, in welcher Richtung man in einer Straße steht. Oder die Yelp-App signalisiert, in welcher Richtung das ausgewählte Restaurant nun liegt. Bei der Auswahl des Watch-Armbands sollten Nutzer aber auf magnetische Verschlüsse achten.

Zu den weiteren Neuerungen der Apple Watch Series 5 zählt, dass die mobilfunktaugliche Version einen Notruf absetzen kann, selbst wenn kein eSIM-Profil auf der Uhr aktiviert wurde – und das iPhone nicht dabei ist. Allerdings funktioniert das nicht in Deutschland. Die Sicherheitsbehörden hierzulande nehmen keine Notrufe von Mobiltelefonen ohne SIM-Karte mehr an, angeblich weil es zu viele Fehlalarme gab.

Bei Reisen im Ausland können Besitzer einer Apple Watch aus Deutschland allerdings auch ohne eSIM einen Notruf auslösen – von Japan einmal abgesehen. Die Apple Watch weiß anhand der Standortinformationen genau, welche Nummer dabei anzurufen ist.

Eine beeindruckende Bilanz hat die Watch im Gesundheitsbereich vorzuweisen. Bei Konzernchef Tim Cook stapeln sich inzwischen die Briefe von Besitzern, die berichten, wie die Uhr bei ihnen ein gefährliches Vorhofflimmern oder andere Herzkrankheiten entdeckt hat. Weitere Gesundheitsfunktionen, etwa das zuverlässige Messen des Blutdrucks oder des Blutzuckerwerts bei Diabetes-Patienten, lassen aber noch auf sich warten.

Die Apple Watch Series 5 ist mit dem 40-Millimeter-Aluminiumgehäuse ab 449 Euro zu haben, die größere 44-Millimeter-Version kostet 479 Euro – jeweils 20 Euro mehr als die Apple Watch 4 vor einem Jahr. Der Aufpreis für die Mobilfunk-Option (LTE) macht 100 Euro aus. Die Varianten mit einem Edelstahlgehäuse (alle mit LTE) sind ab 749 Euro (40 mm) beziehungsweise 799 Euro (44 mm) zu haben.

Etwas teurer ist eine Apple Watch mit Edelstahlgehäuse und einem aufwendigen Milanaise-Armband für 799 beziehungsweise 849 Euro. Spitzenmodell ist die Watch mit einem weißen Keramikgehäuse, die 1399 Euro beziehungsweise 1449 Euro für die größere Variante kostet. Für alle Modelle gilt: Apple-Kunden können sich gleich im Laden ein Armband aussuchen und bekommen eine individuell zusammengestellte Box überreicht.

Wem die Apple Watch Series 5 zu teuer ist, sollte sich die Series 3 anschauen, die Apple ab 229 Euro anbietet. Diesem Modell fehlt aber nicht nur die Always-on-Funktion, sondern auch die Option, mit der Uhr ein einfaches EKG zu erstellen. Die automatische Sturzerkennung fehlt ebenfalls. Diese Funktionen wurden mit der Apple Watch 4 eingeführt, die Apple nun nicht mehr im Programm hat.

Mehr zum Thema:

  • Eine ausführlichen Testbericht der Apple Watch Series 5 lesen Sie in Mac & i Heft 5/2019, das ab dem 5. Oktober im Zeitschriftenhandel erhältlich ist.

(lbe)