Forscher: Weltweit immer mehr Massenüberwachung mit KI

Laut einer Studie nutzen mindestens 75 Länder KI-Techniken wie Gesichtserkennung oder Predictive Policing. Viele der Lösungen kommen aus China.

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Überwachung, Überwachungskamera

(Bild: Michael Gaida, gemeinfrei)

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Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Überwachung breiter Bevölkerungskreise breitet sich weltweit deutlich aus. Mindestens 75 von 176 untersuchten Staaten nutzten derlei Techniken, geht aus einer jetzt veröffentlichten Analyse der US-Denkfabrik Carnegie Endowment for International Peace hervor. 64 Länder verwenden demnach Videoüberwachung mit biometrischer Gesichtserkennung und 52 Länder setzen auf "intelligente" Unterstützung der Polizeiarbeit (Predictive Policing). Systeme für "Smart Cities" mit zahlreichen Sensoren finden sich in 56 Ländern.

China treibt diesen Trend laut der Studie weltweit am stärksten voran. KI-Technologien von Firmen wie Huawei, Hikvision, Dahua und ZTE sind demzufolge in 63 Staaten zu finden, wovon 36 sich der Initiative Pekings für eine "digitale Seidenstraße" angeschlossen hätten. Huawei allein beliefere mindestens 50 Länder mit einschlägigen Lösungen und sei damit der größte Exporteur in diesem Bereich. An zweiter Stelle stehe der japanische Konzern NEC, der 14 Staaten versorge. Vielfach subventioniere China den Verkauf "fortgeschrittener Technologie zur Unterdrückung" etwa an Kenia, Laos, die Mongolei, Uganda oder Usbekistan.

US-Firmen sind aber ebenfalls nicht untätig auf diesem Feld und rüsten 32 Länder mit Überwachungssystemen aus, als deren Basis die Autoren etwa auch smarte Lautsprecher, Anlagen zur automatisierten Grenzkontrolle, die Cloud oder das Internet der Dinge ansehen. Zu den größten Akteuren dort zählen IBM, Palantir und Cisco. Eine "wichtige Rolle" auf diesem Gebiet schreiben die Verfasser ferner Unternehmen etwa in Frankreich, Deutschland, Israel oder Japan zu, ohne dabei jedoch Namen zu nennen. Die dortigen demokratischen Regierungen täten zu wenig dafür, um die Ausfuhr solcher Systeme zu kontrollieren, die vielfach mit einer Reihe von Rechtsverletzungen in Verbindung gebracht würden.

Überrascht zeigte sich Studienleiter Steven Feldstein, dass auch viele westliche Demokratien auf KI-Überwachungstechniken schwören. 51 Prozent der Staaten mit "fortgeschrittenen" Formen der Volksherrschaft setzten darauf im Vergleich zu 37 Prozent geschlossener autoritärer Regime. Regierungen in letzteren sowie in halb-demokratischen Ländern neigten aber häufiger dazu, die Systeme zu missbrauchen etwa für das Ausspähen oder die Unterdrückung ganzer Bevölkerungsgruppen. Feldstein verweist dabei vor allem auf China, Russland und Saudi-Arabien. Generell nutzten 40 der 50 Nationen mit den höchstens Militärbudgets auch Überwachungssysteme mit KI-Komponenten. (vbr)