Post aus Japan: Letzte Hoffnung für das Steckdosen-LAN

Die Nutzung von Stromleitungen für den Datentransfer ist bis jetzt nicht zum großen Geschäft geworden. Panasonic will nun zum großen Sprung ansetzen – 13 Jahre nach dem Start seiner Technik.

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Stromzähler

(Bild: dpa, Jens Büttner/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Auch in der Zeit des hektischen Quartalskapitalismus konservieren einige japanische Konzerne eine alte Tugend: Geduld. Ein Paradebeispiel liefert gerade der Elektronikkonzern Panasonic ab. 2006 brachte der Konzern mit großen Zielen eine Technik auf den Markt, die Stromleitungen in Datennetze verwandelt. HD-PLC nannte das Unternehmen seine Methode, die Daten auf den Strom zu modulieren.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Ein riesiges Marktpotenzial malte sich das Unternehmen damals aus, weil immer mehr Geräte zum Internet der Dinge (IoT, Internet of Things) vernetzt werden sollten. Zwar sah die Realität anders aus: Nur drei Millionen HD-PLC-Modems hat Panasonic seither verkauft. Doch der Konzern schrieb die Technik nicht als Reinfall ab, sondern startet nun nochmals zur Offensive.

Die bisherige dritte Generation der Geräte durchdringe noch nicht den Markt, aber die vierte Generation solle dies ändern, meint Aramaki Michimasa, der Geschäftsführer von Panasonics Projekt. "Mit der Verbreitung des IoT verfolgen wir Volumen. Wir haben große Erwartungen."

Der Traum von einer marktbeherrschenden Stellung wurde allerdings beerdigt. Die Technik soll nun da zum Einsatz kommen, wo schnurlose Mobilfunk- und WiFi-Netze technisch oder wirtschaftlich schwierig zu verbauen sind – in Tunneln, auf Baustellen, bei der Vernetzung von bestehenden, ans Stromnetz angeschlossenen Geräten wie beispielsweise Straßenlaternen oder Produktionsmaschinen.

Die Vorteile sind durchaus einleuchtend. Sind die Geräte mit den notwendigen Modulen ausgestattet, tauschen sie Daten ohne weitere Installationskosten über die bestehenden Leitungen aus. Dies funktioniert sogar über 20 oder mehr Etagen, wie Panasonic in seiner Tokioter Dependance demonstriert. Doch ob dies allein "große Erwartungen" rechtfertigt, muss sich wieder zeigen.

Panasonic malt zwar in seinen Präsentationen mal wieder ein riesiges Marktpotenzial von 86 Billionen Yen (720 Milliarden Euro) für IoT-Geräte aufs Papier. Aber verglichen mit der rasanten Verbreitung schnurloser WiFi-Technik wirken die Ziele dieses Mal bescheiden. WiFi-Chips werden in Milliarden gemessen. "Wir würden gerne zehn Millionen HD-PLC-Minimodule erreichen", sagt Aramaki. Allerdings will er auch auf Nachfrage nicht verraten, bis wann.

Die Vorsicht ist berechtigt. Denn leicht wird es nicht. Schon die Bandbreite wirkt in einer Zeit mager, in der die neuen 5G-Mobilnetze Übertragungsraten von mehr als einem Gigabit pro Sekunden versprechen. Derzeit ist beim Internet über das Stromkabel bei maximal 240 Megabit pro Sekunde Schluss. Immerhin verspricht der Konzern, die Größe und die Kosten seiner Technik auf die von WiFi-Modulen zu schrumpfen.

Außerdem hat Panasonic die Zeit genutzt, um einen globalen Standard zu formulieren und eine HD-PLC-Allianz zu gründen. Der gehören zwar offiziell nur 16, zumeist japanische Unternehmen an. Aber die Manager versichern, dass man mit einigen japanischen Industriegrößen wie dem japanischen Telekommunikationsriesen NTT zusammenarbeite.

Nur gibt es gerade im Heimatmarkt große Hürden, die Technik in Haushaltsgeräte zu bringen. Das ist in Japan gesetzlich noch nicht gestattet. Denn hier ist der Widerstand von Rundfunkgesellschaften gegen die Technik, deren elektromagnetische Felder früher Rundfunk stören konnten, besonders hartnäckig. Von den drei Millionen HD-PLC-Geräten hat Panasonic daher 60 Prozent in China verkauft. Doch Aramaki gibt die Hoffnung für den Heimatmarkt nicht auf: "Wir hoffen, dass wir den Widerstand überwinden können."

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