Neue Apple-App überwacht Herz, Gehör und Menstruationszyklen

Die Mitte November veröffentlichte „Research“-App sammelt Informationen über drei große, allgemeine Gesundheitsgebiete und vermittelt die Daten an passende Studien.

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Neue Apple-App überwacht Herz, Gehör und Menstruationszyklen

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Tanya Basu
  • Charlotte Jee

Der App-Name ist Programm. „Research“ soll gesammelte Benutzerdaten an drei von Apple eingerichtete Forschungspartnerschaften mit einem eigenen Thema senden. Beim Thema Frauengesundheit kooperiert Apple mit der Fakultät für Volksgesundheit der Harvard Universität und der Gesundheitsbehörde „National Institutes of Health“ (NIH). Die zweite Studie befasst sich mit Lärmbelästigung und Kopfhörernutzung und teilt Daten mit der Universität von Michigan und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Bei der letzten Kooperation geht es um Herzgesundheit und Bewegung, beteiligt sind Forscher vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und die Amerikanische Herzgesellschaft.

Apple hofft, dass es bereits viele Nutzer mit den Ergebnissen seines ersten großen Vorstoßes zur Erfassung von Gesundheitsinformationen – wann die Herzfrequenz zu hoch oder zu niedrig ist – überzeugt hat. Wer bereits eine Apple Watch besitzt und an mehr interessiert ist, kann die Research-App herunterladen und ihr die Berechtigung zum Verknüpfen, Sammeln und Teilen von Daten erteilen.

Derzeit bemüht sich Apple leise, einige gesundheitstechnische Fehltritte wiedergutzumachen. Bereits im September gab der Konzern bekannt, dass das Betriebssystem iOS 13 eine überarbeitete Gesundheits-App enthalten wird, die Informationen aus verschiedenen anderen Gesundheits-Apps – etwa Nahrungsmitteldaten, Meditationsprotokolle und gelaufene Schritte – an einem Ort zusammenfasst.

Das Update bietet als Reaktion auf die Kritik, dass frühere Versionen eine der wichtigsten Gesundheitsfragen vernachlässigt haben, die die Hälfte der gesamten Menschheit betrifft, nun auch die Aufzeichnung von Menstruationszyklen an. Auch mit dem Projekt zur Untersuchung der Kopfhörernutzung scheint Apples Wiedergutmachung leisten zu wollen, da auch seine allgegenwärtigen Ohrhörer als gehörschädigend gelten.

Was aber ist mit der Privatsphäre der Nutzer? Apple behauptet, dass die Research-App nur für jene Studien Daten freigibt, für die sich ein Teilnehmer ausdrücklich angemeldet hat. Das Unternehmen wirbt auch für die Zuverlässigkeit seiner Daten. Eine von Apple gesponserte Studie wurde vor der Ankündigung der App im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht, die darauf hinweist, dass die Uhr vertrauenswürdige Daten sammelt, die die Benutzer etwa nicht irrtümlich vor einem unregelmäßigen Puls warnen. Was aber bekommen Nutzer, wenn sie all diese wertvollen Daten preisgeben? Nicht viel, wie es scheint. Apple zufolge verdienen sie einen Klopfer auf den Rücken und „den Dank der Menschheit“.

Technologiefirmen verfolgen Gesundheitsdaten derzeit mit großer Verve. Anfang November kaufte Google Fitbit und gab zudem bekannt, dass es mit dem gemeinnützigen Gesundheitsriesen Ascension zusammenarbeitet, um Patientendaten zu sammeln. Ascension, das zweitgrößte Krankenhaussystem in den USA, ist in 150 Krankenhäusern in 21 US-Bundesstaaten tätig.

Im Rahmen der Kooperation könnten später die Daten aller Patienten des Unternehmens (Geburtsdaten, Laborergebnisse, Diagnosen und Krankenhausaufzeichnungen) auf die Cloud-Computing-Systeme von Google hochgeladen werden, um mithilfe künstlicher Intelligenz elektronische Daten zu scannen, und Erkrankungen zu diagnostizieren oder identifizieren. Das sogenannte „Project Nightingale" habe letztes Jahr heimlich begonnen, berichtet das Wall Street Journal. Weder Patienten noch Ärzte wurden benachrichtigt.

Apple hat schon vor langer Zeit einen anderen Weg eingeschlagen, indem es sich direkt an die Nutzer wandte und seine Produkte als Self-Tracking-Gesundheitshilfen vermarktete. Doch während das Sammeln von Daten für das Gemeinwohl nett klingt, fragte sich der Mediziner Ethan Weiss von der University of California in San Francisco in der New York Times, ob die massenhafte Datensammelei wirklich signifikante Gesundheitsvorteile mit sich bringen würde: „Das ist die große Frage. Wird es später heißen: ‚Na, und?‘ Oder werden wir etwas Bedeutendes lernen, das wir noch nicht wissen?“

(vsz)