Sparkassen starten mit Apple Pay

Die Finanzgruppe, die sich lange gegen den kontaktlosen Bezahldienst der iPhone-Firma gestellt hatte, ist nun dabei. Drei weitere Banken starten ebenfalls.

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Apple Pay

Apple Pay war Ende 2018 in Deutschland gestartet. Benutzer können im Laden mit dem Service wie mit einer Kreditkarte bezahlen.

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Apple Pay hat drei neue Bankpartner in Deutschland – und steht damit ein Jahr nach seinem Start deutlich mehr Kunden zur Verfügung. Am Dienstag starten 371 von insgesamt 379 deutschen Sparkassen den Service für ihre rund 50 Millionen Kunden.

Als weitere Kreditinstitute kamen in einem Schwung auch Commerzbank, Norisbank und die LBBW hinzu. Die eigentlich ebenfalls für 2019 vorgesehenen Volksbanken benötigen noch bis 2020. Apple Pay ist auf iPhone und Apple Watch für Zahlungen unterwegs nutzbar, im Web zudem auf iPad und Mac. Ob die Sparkassen irgendwann auch Google Pay, das für Android-Handys verfügbar ist, unterstützen werden, ist nicht klar – User von Google Pay können aber über PayPal praktisch jedes Girokonto mit dem mobilen Bezahlsystem für Android verknüpfen.

Zunächst können – wie auch bei anderen deutschen Geldhäusern bisher – bei Apple Pay nur von den Banken ausgegebene Kreditkarten und Debitkarten eingebunden werden. Eine Lösung für die in Deutschland sehr viel genutzte Girocard, die viele Verbraucher noch unter dem alten Markennamen EC-Karte kennen, ist noch in Arbeit. Sie soll im kommenden Jahr eingeführt werden, sagte Apple-Pay-Chefin Jennifer Bailey.

Mit Apple Pay können die Kunden mit dem iPhone und der Computer-Uhr Apple Watch an der Ladenkasse wie mit einer kontaktlosen Karte bezahlen. Außerdem kann das Bezahlverfahren im Web genutzt werden. Die Nutzer geben die Transaktionen über die iPhone-Gesichtserkennung Face ID oder den Fingerabdruck-Scanner frei. Dadurch liege die Betrugsrate praktisch auf Null, betonte Bailey. Beim kontaktlosen Bezahlen an der Kasse kommt der NFC-Chip in den Geräten zum Einsatz. Zugang zu ihm haben die Banken derzeit nur über Apple Pay und einen speziellen Hochsicherheits-Chip im Gerät, dem sogenannten Secure Element, in dem Apple unter anderem auch Passwörter verschlüsselt speichert.

In Deutschland wurde Ende November allerdings ein Gesetz verabschiedet, das Plattform-Betreibern vorschreibt, Finanzdiensten Zugang zu Infrastruktur wie NFC zu gewähren. Es wurde insbesondere als gegen Apple gerichtet rezipiert – die Banken hatten zuvor starke Lobbyarbeit betrieben. Apple kritisierte das Gesetz und versuchte laut Angaben aus der Politik, es unter anderem über die US-Botschaft noch stoppen zu lassen. Der amerikanische Botschafter verneinte allerdings diese Behauptung. "Niemand in der US-Botschaft in Berlin, auch nicht der US-Botschafter, hat bezüglich der jüngsten Gesetzgebung zu Apple Pay Druck auf irgendeinen Teil der Bundesregierung oder den Bundestag ausgeübt", so ein Statement aus dem November.

Apple Pay in Deutschland einrichten (7 Bilder)

Apple Pay können Sie in der Wallet-App aktivieren. Diese finden Sie schnell über die Suchfunktion auf dem iPhone.

Apple sieht für durch das "Lex Apple Pay" für sich selbst derzeit keinen Handlungsbedarf. Nach Auslegung des Konzerns stellt Apple Pay als technische Methode den Zugang zum NFC-Chip bereit – und erfüllt damit die Vorschrift. "Wenn eine Karte der Apple Wallet hinzugefügt wird, können die Banken entscheiden, ob man damit auch sichere Bezahlvorgänge aus ihren eigenen Apps via NFC auslösen kann. Dafür war kein neues Gesetz notwendig", erklärte das Unternhmen.

"Die Banken stimmen mit ihrem Handeln ab, indem sie mit uns bei Apple Pay zusammenarbeiten", sagte Bailey zu dem Gesetz mit Blick auf die aktuellen Neuzugänge und die Entwicklung einer Lösung für die Girocard. Apples System biete den sichersten Weg, mit dem iPhone zu bezahlen. "Der einzige Weg zum NFC-Chip führt heute über Apple Pay" – und der Konzern sei besorgt, dass es Sicherheit und Daten gefährden würde, wenn es anders liefe. Allerdings verdient Apple bei Apple Pay mit – jede Bezahlung löst eine prozentuale Gebühr für den Konzern aus.

[Update 10.12.19 11:45 Uhr:] Statement US-Botschaft zur "Lex Apple Pay"-Debatte ergänzt.

[Update 10.12.19 11:45 Uhr:] Nutzer, die Probleme beim Setup von Apple Pay bei den Sparkassen haben, sollten die App löschen und neu installieren. Das gilt insbesondere für die Bestätigung der Karte in der App.

[Update 10.12.19 14:20 Uhr] Auch die BahnCard-Kreditkarte der Commerzbank wird für Apple Pay unterstützt, wie Nutzer berichten.

(bsc)