Nach folgenschweren Enthüllungen: Anklage gegen Glenn Greenwald in Brasilien

Der Enthüllungsjournalist soll Hackern geholfen haben, Chatnachrichten von zahlreichen Politikern und Staatsdienern in Brasilien abzugreifen. Der widerspricht.

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Nach folgenschweren Enthüllungen: Anklage gegen Glenn Greenwald in Brasilien

Glenn Greenwald

(Bild: David dos Dantos, CC BY 3.0)

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In Brasilien hat die Bundesstaatsanwaltschaft gegen den im Snowden-Skandal international bekannt gewordenen Investigativreporter Glenn Greenwald und sechs weitere Personen Anklage erhoben. Greenwald wird vorgeworfen, Individuen "geholfen, ermutigt und angeleitet" zu haben, die sich Zugang zu Chatnachrichten von Verantwortlichen in der Korruptionsbekämpfung verschafft zu haben, berichtet The Intercept. Die auf der von Greenwald mitgegründeten Investigativseite veröffentlichten Chats, hatten nahegelegt dass sich Richter und Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen gegen den Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, die in einer Haftstrafe mündeten, illegal abgesprochen haben.

Durch die Haftstrafe gegen Lula, der bis dahin in den Umfragen geführt hatte, war der Weg für den rechten Politiker Jair Bolsonaro zum Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2018 in Brasilien frei geworden. Nach den Enthüllungen von The Intercept Brasil im vergangenen Jahr war der ehemalige Präsident dann aber wieder freigekommen. Vorher waren viele Staatsbedienstete ins Visier geraten, allen voran Justizminister Sergio Moro und Staatsanwalt Deltan Dallagnol. Moro hatte als Richter das Urteil gegen Lula da Silva gesprochen.

Glenn Greenwald war 2013 international bekannt geworden, als einer der Journalisten, an den der NSA-Whistleblower Edward Snowden sein Material über die Massenüberwachung des US-Geheimdienstes gegeben hatte. Der US-Amerikaner ist mit einem Brasilianer verheiratet und lebt in dem südamerikanischen Land. Es handle sich um "einen offensichtlichen Versuch, die freie Presse als Vergeltung für die Enthüllungen anzugreifen, die wir über Minister Moro und die Regierung Bolsonaro gebracht haben", sagt er. Außerdem versichert er, Brasiliens Bundespolizei habe ihm erst jüngst bestätigt, dass er keine Straftat begangen und "extreme Vorsicht" bei seiner journalistischen Arbeit habe walten lassen.

Als scharfer Kritiker Bolsonaros und offen schwul lebender Mann ist er eine stark polarisierende Figur im politisch tief gespaltenen und zunehmend evangelikal-konservativ geprägten Brasilien. (mho)