Tödlicher Crash mit Tesla-Autopilot: US-Verkehrsbehörde kritisiert Apple

Der Apple-Mitarbeiter sei durch das Firmen-iPhone abgelenkt gewesen, moniert die Behörde. Arbeitgeber sollten Mitarbeitern eine solche Nutzung verbieten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 66 Kommentare lesen
Tödlicher Crash mit Tesla-Autopilot: US-Verkehrssicherheitsbehörde kritisiert Apple

Dem Unfallbericht der Behörde zufolge beschleunigte der Autopilot vor dem Zusammenstoß mit dem Fahrbahnteiler.

(Bild: NTSB)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Der tödliche Unfall eines Apple-Mitarbeiters im Tesla-Autopilot-Modus hat nun auch Apple in die Schusslinie gebracht. Arbeitgebern komme eine "kritische Rolle" im Kampf gegen Ablenkung am Steuer zu, erklärte die US-Verkehrssicherheitsbehörde National Transportation Safety Board (NTSB).

Apple sei hier ein "Nachzügler" statt eine Vorbildfunktion zu übernehmen, weil der Konzern keine Richtlinie hat, die Mitarbeitern die Verwendung der Firmengeräte am Steuer untersagt. Man wisse, dass solche Vorgaben Leben retten, betonte der Chairman der Behörde bei der Eröffnung einer Anhörung zu dem Unfall. Man erwarte, dass sich "Mitarbeiter an die Gesetze halten", erklärte Apple in einer Stellungnahme gegenüber CNBC.

Die Anhörung befasste sich erneut mit einem im Jahr 2018 im US-Bundesstaat Kalifornien erfolgten Crash, bei dem ein für Apple tätiger Spieleentwickler tödlich verunglückte. Der Entwickler hatte sich offenbar vollständig auf Teslas Fahrassistenzsystem "Autopilot" seines Model X verlassen und sich einem Spiel auf dem Firmen-iPhone zugewendet. Einem vorausgehenden Bericht der NTSB zufolge war der "Autopilot" des Tesla während der 32 Minuten dauernden Fahrt viermal angeschaltet und in den letzten knapp 19 Minuten vor dem Unfall durchgehend aktiv. In dem Zeitraum sei der Fahrer zweimal visuell und einmal akustisch gewarnt worden, zuletzt aber eine Viertelstunde vor dem Zeitpunkt des Unfalls. Das Tesla-Fahrassistenzsystem hatte vor dem Aufprall auf einen Fahrbahnteiler das Auto von 100 auf 114 km/h beschleunigt – statt eine Notfallbremsung einzuleiten.

Wer ein Auto mit Assistenzsystemen fährt, besitzt kein selbstfahrendes Auto – und solle deshalb nicht so tun als ob, so der Chairman. Der Fahrer müsse stets wachsam bleiben und bereit sein, die Kontrolle wieder zu übernehmen. Fahrzeughersteller sollten Kunden vor den eingeschränkten Möglichkeiten der Fahrassistenzsysteme warnen, erklärte die Behörde. Man habe entsprechende Empfehlungen erlassen, Tesla habe diese aber ignoriert.

Apple ist in Hinblick auf Ablenkung an Steuer immer wieder mit in die Kritik geraten. Der Konzern hat erst 2017 einen iPhone-Modus integriert, der Störungen beim Fahren verhindern soll, er ist allerdings rein optional. Mit einer Sammelklage versuchten US-Nutzer bereits, den Konzern zur Umsetzung eines automatischen Sperrmechanismus bei Autofahrten zu zwingen. Ein US-Berufungsgericht entschied in einem anderen Fall Ende 2018, dass Apple nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann, wenn sich Fahrer durch iPhone-Apps ablenken lassen. (lbe)