E-Auto-Prämie "hilft vor allem Importeuren"

Laut einer Wissenschaftlerin profitieren von der höheren Kaufprämie besonders importierte E-Autos. Sie plädiert für eine Ausweitung auf Autos mit Fossilantrieb.

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Erhöhte E-Auto-Prämie hilft vor allem Importeuren

BMW 745e

(Bild: Von Ahn)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Pillau
  • mit Material der dpa

Die Kaufprämie für Elektroautos bringt der deutschen Autoindustrie nach Einschätzung der Branchenexpertin Ellen Enkel eher wenig. „Davon profitieren in erster Linie ausländische Hersteller und nicht die deutsche Wirtschaft”, sagte Enkel am Donnerstag (4. Juni 2020).

Die Professorin leitet an der Universität Duisburg-Essen den Lehrstuhl für Mobilität. Nur etwa ein Viertel der förderfähigen E-Autos seien deutsche Modelle, rechnete Enkel vor. Die geplante Erhöhung der vom Bund gezahlten Kaufprämie von bisher maximal 3000 auf 6000 Euro bringe somit vor allem etwas für die Kleinwagen der Importeure.

„Es geht hier nicht um Marktabschottung”, betonte Enkel. „Aber die Förderprämien sind ein Beitrag des deutschen Steuerzahlers zur Stützung der heimischen Wirtschaft. Die anderen europäischen Länder haben bereits eigene Programme zur Förderung ihrer Industrie.” Die großen deutschen Hersteller und auch einige Bundesländer hatten sich Kaufprämien für alle Antriebsarten, also auch für moderne Verbrenner gewünscht, konnten sich damit aber nicht durchsetzen.

Zwei Drittel aller neuen Elektroautos würden zudem von Unternehmen gekauft, sagte Enkel. Somit profitierten auch die Bürger kaum von den Prämien, viele würden weiter Verbrenner fahren. Um der deutschen Autoindustrie mit ihren Millionen von Arbeitsplätzen ernsthaft zu helfen, brauche es auch für diese Autos eine Förderung. „Die Absenkung der Mehrwertsteuer hilft da nicht, nur eine entsprechende Förderung könnte den Mehrpreis für einen umweltfreundlichen Verbrenner ausgleichen”, sagte Enkel.

Umweltverbände hingegen sehen eine indirekte Förderung von Verbrennungsmotoren durch die Förderfähigkeit von Plug-In-Hybridmodellen, weil in ihnen die meiste Energie vom Verbrennungsmotor umgesetzt wird und sie auch ganz ohne externe Aufladung betrieben werden können. Bei einem BMW 745e (Test) zeigte sich, dass es bei diesem PHEV wohl eher wenig auf die Verkleinerung des individuellen CO2-Fußabdrucks als um den Flottenverbrauch geht.

(fpi)