Mercedes GLA 250e im Fahrbericht

Ab dem Herbst 2020 soll das SUV auch mit Plug-in-Hybrid angeboten werden. Wir konnten uns bereits einen ersten Eindruck verschaffen.

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Mercedes GLA 250e

(Bild: press-inform)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Der ADAC hat sich kürzlich mit der Frage beschäftigt, ob Plug-in-Hybride in der CO2-Bilanz gegenüber einem Verbrenner Vorteile bringen. Pauschal lässt sich das nicht mit Ja oder Nein beantworten, in den Markt wird diese Antriebsform trotzdem mit aller Macht gepresst. Den politisch Verantwortlichen wurde von einer wirkmächtigen Lobby eingeflüstert, dass ein potenzieller E-Betrieb immer gut für die Umwelt ist. Und so purzeln dank mit viel Geld zugeschnittener Rahmenbedingungen nun beliebte Modelle als Plug-in-Hybride auf den Markt, der neue Mercedes GLA ist nur eines von vielen. Wir konnten vor der Premiere schon eine erste Probefahrt mit dem GLA 250e unternehmen.

Die Umsetzung des Plug-in-Hybridantriebs in das kompakte SUV ist, losgelöst von der Frage, wie sinnvoll das für die Umwelt ist, gut gelöst. Der Antriebsstrang ist mit dem im B 250e (Test) absolut identisch: Der 1,3-Liter-Benziner leistet 118 kW (160 PS), der E-Motor 75 kW. Die Systemleistung liegt bei 160 kW (218 PS), das maximale Drehmoment bei 450 Nm. Mercedes verbaut hier ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen. Bespielt wird ausschließlich die Vorderachse, was Menschen, die den GLA abseits befestigter Wege nutzen wollen, durchaus ärgern könnte. Wie bei fast allen SUV dürften sie in der Minderheit sein, Mercedes hat also vermutlich richtig kalkuliert. Wer einen Allradantrieb benötigt oder einfach haben will, muss auf einen Verbrennungsmotor zurückgreifen. Damit geht die Marke einen anderen Weg als BMW – die Bayern setzen in X1 25e und X2 25e auf eine elektrische Sekundärachse. Die ist teurer, potenziell aber auch effizienter.

Aus dem Stand beschleunigt der knapp 1,8 Tonnen schwere GLA 250e in 7,1 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht auf der Autobahn immerhin 220 km/h. Damit liegt er etwa auf dem Niveau eines GLA 220d mit 190 PS. Etwas schneller ist aktuell nur der GLA 250, erst die beiden kommenden AMG-GLA werden sich diesbezüglich deutlich absetzen. Der Fahreindruck im GLA 250e gleicht naheliegenderweise dem des B 250e. Wer gleitet, bekommt einen sehr leisen Antrieb, im E-Modus natürlich noch mehr als mit dem Verbrenner. Das passt sehr gut zum insgesamt komfortablen GLA.

Der E-Motor ist mit seinen 75 kW und 300 Nm kräftig genug für fast alle Alltagsanforderungen. Dann übernimmt er die Hauptarbeit und der Verbrenner kommt für Elektro-Unkundige überraschend selten zum Einsatz. Wenn mehr gefordert ist, wechselt die Akustik aber rasch in eine angestrengte Tonlage. Das klingt dann etwas bemühter, als es ist, denn bei Bedarf beschleunigt der GLA 250e ziemlich kraftvoll. Rein elektrisch ist der Plug-in-Hybrid bis zu 140 km/h schnell. Einschränkungen müssen bei Tank und Kofferraum hingenommen werden. So können im Hybrid-Modell nur 35 Liter Kraftstoff mitgeführt werden, der Gepäckraum fasst 385 statt 435 Liter wie in den Verbrennern.

Mercedes GLA 250e (7 Bilder)

Ab dem Herbst 2020 soll der Plug-in-Hybrid das GLA-Angebot aufwerten. Dass er dies tun wird, stellt er schon bei seiner ersten Ausfahrt unter Beweis. 
(Bild: press-inform)

Die 150 kg schwere Batterie hat eine Bruttokapazität von 15,6 kWh, von denen sich rund 12,5 kWh nutzen lassen. Mercedes geht beim Thema Laden einen großen Schritt weiter als BMW derzeit in seinen Plug-in-Hybriden. Die Batterie im GLA kann an einer Wechselstrom-Wallbox mit bis zu 7,4 kW aufgeladen werden. Noch schneller geht es mit Gleichstrom, damit sind bis zu 24 kW Ladeleistung möglich. Mercedes nennt dann eine Ladezeit von etwa 25 Minuten für die Aufladung von 10 auf 80 Prozent. Den Verbrauch gibt der Hersteller mit 15,6 kWh/100 km an, die Reichweite soll bei maximal 53 km liegen. Letzteres setzt voraus, dass der Fahrer mit Bedacht vorgeht und nicht gerade winterliche Umgebungsvariablen herrschen. Im frostigen Februar 2020 kamen wir mit dem B 250e rund 42 km weit, die Angabe von Mercedes für den GLA 250e scheint also durchaus erreichbar.

Die miteinander vernetzten Assistenzsysteme sollen zu einer entspannten Fahrt und einem möglichst geringen Verbrauch beitragen. So wird beispielsweise deutlich spürbar über die Rekuperation verzögert, wenn man auf das Ende einer langsameren Kolonne auffährt oder in der Autobahnausfahrt eine Kurve folgt. Dazu braucht man nicht auf die Bremse zu treten. Das Tempo im GLA 250e lässt sich ebenso wie in vielen Elektroautos je nach Rekuperationsmodus nahezu komplett mit dem Gaspedal regeln, wenn man diese über Schaltpedale am Steuer in die stärkste Stufe schaltet.

Mercedes nennt noch keine Preise für den GLA 250e, doch eine erste Tendenz gibt es. Der Hybridantrieb kostet in den anderen Modellen ähnlich viel wie ein gleichstarker Benziner. Demnach würde der Listenpreis des GLA 250e bei rund 42.000 Euro liegen. Doch beim Plug-in-Hybrid kann die Förderung noch abgezogen werden, was ihn letztlich weniger teuer macht. Und für die Ersparnis lässt sich in der länglichen Preisliste allerhand finden, was den GLA aufwertet.

(mfz)