Apple mit offenem Brief gegen Rassismus

Man dürfe vor allgegenwärtigem Rassismus in den USA nicht länger die Augen verschließen, so der Apple-Chef. Cooks Nähe zu Trump sorgt zugleich für Kritik.

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Apple mit offenem Brief gegen Rassismus

apple.com am 4. Juni 2020 – Cooks offener Brief verdrängt Produkte.

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd und den anhaltenden Protesten in vielen US-Städten hat Apple-Chef Tim Cook öffentlich Stellung bezogen. In einem offenen Schreiben, auf das der iPhone-Konzern am Donnerstag prominent auf apple.com verweist, fordert Cook dazu auf, nicht länger vor Rassismus und Diskrimierung die Augen zu verschließen.

Die "sinnlosen Tötung" von Floyd und eine "viel längere Geschichte des Rassismus" habe "berechtigt zu Empörung" geführt, betont Cook. Man müsse nun füreinander eintreten und die damit verbundenen Proteste sowie "Angst und Schmerz" anerkennen. Diskriminierung sei in den USA immer noch tief verwurzelt, man sehe das etwa bei der Strafjustiz. Die Gesetze hätten sich zwar schon geändert, doch "in der Realität" würden ihre Schutzfunktionen nicht für alle gleich angewendet, und es "ist wahr, dass schwarze Gemeinschaften weiter unter Diskriminierung leiden". Um Änderungen zu erzielen, müsse jeder seine Ansichten und Handlungen überdenken.

Apple wolle verschiedene Organisationen mit Spenden unterstützen, darunter die Equal Justice Initiative, die gegen rassistische Ungerechtigkeiten und Masseninhaftierungen kämpfe, schreibt Cook weiter. Der Konzern wolle zudem seine Arbeit bei der technischen Unterstützung schlecht ausgerüsteter Schulen fortsetzen und sich intern für Inklusion und Diversität einsetzen. Auch die Fortführung des Kampfes gegen den Klimawandel sei wichtig, so Cook, denn dieser schade "überproportional schwarzen Gemeinschaften".

Am Dienstag hatte Apple bereits an der Protestaktion "Black Out Tuesday" teilgenommen und in Musik- sowie iTunes-Store-App auf allen Geräten Schwarz gezeigt. Cooks nun veröffentlichtes Schreiben wurde mit fast übereinstimmendem Wortlauf schon am vergangenen Wochenende in einem internen Memo an Mitarbeiter verschickt. Er habe von vielen Angestellten erfahren, dass sie sich in ihrer eigenen Haut nicht sicher fühlen, so Cook.

Bei der Fabrikbesichtigung in Austin hielt Tim Cook (l) dem US-Präsidenten einen längeren Vortrag darüber, wie wichtig der Produktionsstandort USA für Apple sei.

(Bild: dpa, Evan Vucci/AP/dpa)

Cooks Nähe zu US-Präsident Trump sorgte dabei erneut für Kritik, besonders eine Führung durch das Werk des Apple-Auftragsfertigers Flex in Austin, Texas, das Trump Ende vergangenen Jahres als Wahlkampfveranstaltung nutzte. Es sei sehr einfach, für Gleichheit und Gerechtigkeit einzutreten, wenn man dafür nichts aufgeben müsse, argumentierte Vinod Khosla, Mitgründer von Sun Microsystems. Memos an Mitarbeiter seien leicht, doch "warum kriechst Du Trump in den Arsch?", so Khosla an Cook. (lbe)