Smart Home: Google Assistant hörte heimlich mit, zeigte neue Sicherheitsfunktion

"Google Home"-Lautsprecher schnitten jüngst unautorisiert Geräusche mit, was im Rahmen einer neuen Kooperation zu Heimsicherheit aber als Feature erscheint.

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Smart Home: Google Assistant hörte heimlich mit, zeigte neue Sicherheitsfunktion

(Bild: Vantage_DS/Shutterstock.com)

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Lesezeit: 4 Min.

Eine Datenschutzpanne bei smarten Lautsprechern von Google mit der Sprachassistenz Assistant an Bord gibt Hinweise darauf, dass der Internetkonzern die permanent lauschenden Haushaltshelfer offenbar verstärkt mit Zusatzfunktionen für ein sicheres Heim aufrüsten will. Einschlägige Geräte wie Google Home schnitten jüngst Datenverkehr mit, ohne dass die Nutzer dies mit Weckwörtern wie "Ok, Google" oder "Hey Google" autorisiert hatten. Dabei handelt es sich aber wohl um keinen reinen Bug, sondern ein Feature, dass das Unternehmen künftig stärker vermarkten will.

So staunte der Reddit-Nutzer Brazedowl vor Kurzem nicht schlecht, als er Würstchen briet und ihn Google Assistant daraufhin über sein Smartphone zusätzlich zu den unüberhörbaren Tönen seines Rauchmelders darüber informierte, dass das Gerät an der Decke gerade Alarm geschlagen habe. Eigentlich hätte der Sprachassistent die akustische Warnmeldung überhaupt nicht mitbekommen dürfen, da er nicht gezielt aktiviert worden war.

Brazedowl regte sich in einem Reddit-Beitrag aber nicht über den intransparenten Datenschutzverstoß auf, sondern bezeichnete es als "ziemlich abgefahren", dass Google gerade seinen "dummen Rauchmelder" über seinen Home-Lautsprecher intelligent gemacht habe. Andere Reddit-Benutzer berichteten von ähnlichen Sicherheitshinweisen bei brechendem Glas sowie von Fehlalarmen, die durch Geräusche wie platzende Luftpolsterfolie und hochfrequente Geräusche ausgelöst worden seien.

Schon im Mai hatte Google für zahlende Abonnenten des Dienstes "Aware" für die eigene, mit dem Sprachassistenten eng verknüpfte Smart-Home-Sparte Nest angekündigt, dass darüber nun für die Sicherheit im eigenen Heim "kritische Geräusche" erkannt werden könnten. Zugehörige Lautsprecher und Displays würden Kunden künftig benachrichtigen, wenn ein Rauchmelder losgehe oder ein Glasbruch zu vernehmen sei, teilte das Unternehmen mit. Über die Home-App lasse sich dann ein Audioclip abspielen oder eine Live-Übertragung anstellen, um den Alarm zu bestätigen.

Ein Google-Sprecher erklärte das ungewöhnliche Verhalten der Haushaltshelfer bei Kunden ohne "Nest Aware" gegenüber dem US-Magazin "Protocol" als Versehen: "Ein kürzlich durchgeführtes Software-Update hat diese Hinweise für einige unserer Lautsprecher aktiviert, die kein Abonnement hatten." Die Funktion sei mittlerweile aber wieder rückgängig gemacht worden.

Künftig könnten der Meldemechanismus zusammen mit dem Lauschen ohne Weckwörter aber in deutlich mehr oder sogar alle Lautsprecher von Google Home alias Nest und andere mit dem Assistant ausgestattete Geräte einziehen. Vorige Woche verkündete der Konzern eine Partnerschaft mit der US-Firma ADT, die auf Sicherheitsfunktionen für das vernetzte Zuhause und die Heimautomatisierung spezialisiert ist. Google investierte dafür 450 Millionen US-Dollar in den Anbieter und erkaufte sich damit einen Anteil in Höhe von 6,6 Prozent.

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Mit dem Deal sollen 20.000 ADT-Ingenieure und Außenmitarbeiter sowie mehrere tausende Techniker von Partnerfirmen Geräte wie Kameras und Steuereinheiten von Nest verkaufen und installieren können, die alle Google Assistant an Bord haben. Zugleich sieht die Übereinkunft vor, dass ADT die eigenen Überwachungsverfahren mithilfe der Fähigkeiten des IT-Unternehmens für maschinelles Lernen verfeinert und so etwa Fehlalarme verringert. Das Duo könnte so zu einem wichtigen Akteur im Markt etwa für Heimsicherheit sowie Warnungen vor Einbruchsdiebstahl werden und damit etwa dem Konkurrenten Amazon mit seiner Ring-Sparte für smarte Klingeln und Kameras stärker Paroli bieten.

[Update 12.08.2020 07:57]:

Ein Google-Sprecher erläuterte auf Anfrage von heise online, dass die Geräuscherkennung im Rahmen der neuen Sicherheitsfunktion komplett lokal erfolge, nicht in der Cloud, was deutlich heikler in Sachen Datenschutz wäre: "Über das neue Nest-Aware-Abonnement erkennen Ihre Google Nest-Lautsprecher und -Displays im Falle einer Aktivierung bestimmte Töne und verarbeiten sie auf dem Gerät." Nur bei einer Übereinstimmung der überwachten Töne etwa mit einem Rauchmelder oder Glasbruch, "wird ein Audioclip in die Cloud gesendet, um Sie über Ihre Home-App zu alarmieren". Nutzer könnten diese Mitschnitte jederzeit in ihrer Verlaufshistorie löschen und sich einschlägige Aufzeichnungen in ihrem Aktivitätsverzeichnis in der Mobilanwendung anzeigen lassen.

(jk)