Schule digital: Homeschooling von Kompetenz der Lehrenden abhängig

Laut einer Studie haben die meisten Kinder digitalen Unterricht während der Schulschließungen genossen. Die Qualität war aber auch von den Lehrern abhängig.

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Homeschooling während Corona: Abhängig von den Kompetenzen der Lehrer

(Bild: Ivan_Karpov/Shutterstock)

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Inhaltsverzeichnis

Die Digitalisierung der Bildung wird seit Jahren angemahnt, durch die Coronavirus-Pandemie hat diese Forderung aber eine ganz neue Dringlichkeit erhalten. Damit Kinder nicht davon abhängig sind, wie fit ihre Eltern, Schulträger und Lehrer:innen sind, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine möglichst große Teilhabe schaffen.

Wie sollte die Digitalisierung in unseren Bildungseinrichtungen also umgesetzt werden? Wie ist es bisher gelaufen? Welche Tools und Ausstattungen haben sich schon bewährt, welche dürften und sollten kommen? Und wie könnte die Schule – nach einem großen Digitalisierungsschub – in einigen Jahrzehnten aussehen? Unsere Artikelserie "Schule digital" möchte diese Fragen weiter beleuchten.

Die meisten schulpflichtigen Kinder haben während der Schulschließungen digitalen Unterricht oder zumindest digitalen Austausch mit Lehrkräften gehabt. 85 Prozent der befragten Haushalte gaben dies in einer von Kantar durchgeführten Studie an. Dabei zeigt sich allerdings auch, dass es eine starke Abhängigkeit von den Digitalkompetenzen der Lehrer gibt.

Etwa die Hälfte der Eltern war zufrieden mit dem Unterricht, ein Drittel jedoch auch unzufrieden. 54 Prozent gaben in der Studie an, die Lehrer:innen hätten den digitalen Unterricht auf eigene Initiative gestaltet. 42 Prozent sagen hingegen, dass die Lehrkräfte überfordert waren. Den Einsatz der Schulen selbst fanden 59 Prozent zufriedenstellend – zumindest hätten die Schulen alles getan, was in ihrer Macht stand. Ein Drittel empfand die Schulen als bremsend.

Artikelserie "Schule digital"

"Wir brauchen bundesweite Standards, um sicherzustellen, dass Lehrkräfte über notwendige Digitalkompetenzen verfügen", fordert Hannes Schwaderer, Präsident der D21-Initiative, neben der TU München Auftraggeber der Studie. Er findet, ein "digitales ABC" sollte in das Aus- und Weiterbildungssystem integriert werden. Man müsse die Krise als Chance nutzen, um "moderne, zeitgemäße und krisenfeste Bildungs- und Lernformen zu etablieren".

Eltern nannten als Hürde für den digitalen Unterricht vor allem die fehlende Unterstützung durch die Schulen (37 Prozent), gefolgt von Internetproblemen (31 Prozent) und der mangelnden Digitalkompetenz der Lehrer:innen (30 Prozent). Die technische Ausstattung zu Hause spielte hingegen eine nachgeordnete Rolle (14 Prozent). Rechtliche Unsicherheit, also Fragen des Datenschutzes oder des Urheberrechts, sahen nur 8 Prozent als Hürde. Auch die Software scheint nicht zu kompliziert zu sein. Dagegen sind die wenig technischen, eher sozialen Probleme der "unverständlichen Aufgaben des Lehrers" und die "unkoordinierten Kommunikationswege" im Mittelfeld der Hürden für den digitalen Unterricht gelandet.

Das am häufigsten genutzte Gerät ist das Smartphone, erst danach ein Laptop. Lerninhalte wurden vor allem per Mail weitergeleitet (81 Prozent), Videokonferenzen hat demnach die Hälfte der Lehrenden genutzt, Messenger waren auch im Einsatz (32 Prozent). Schulserver und Lernplattformen, die Abholung in der Schule von Aufgaben, Telefon und Post sind weniger genutzt worden. Prof. Dr. Helmut Krcmar von der TU München sagt: "Bildung lebt von Interaktion zwischen Schülern und Lehrkräften. (...) Der Versand von Arbeitsblättern per E-Mail ist ungenügend." Digitalisierung fordere neues Denken. Alte Abläufe und Verhaltensmuster müssten neu interpretiert werden, um das volle Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen zu können.

Für die Studie sind im Juni 1005 Personen ab 18 Jahren in Privathaushalten befragt worden. Im Oktober erscheint der gesamte "eGovernment Monitor 2020"-Bericht zur Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsdienstleistungen.

Zu unserer Serie "Schule digital" finden Sie auch diese Beiträge:

(emw)