Lkw mit Wasserstoff- oder Elektro-Antrieb: Teure Infrastruktur, die sich lohnt

Ladestationen und Wasserstoff-Tankstellen für den Lastverkehr kosten viel, bezogen auf den Nutzen für die Umwelt sei das jedoch überschaubar, so eine Studie.

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Studie zu Elektro- und H2-Lkw: Positive Kosten-Nutzen-Bilanz

Mercedes testet seit 2018 den eActros. Eine Serienfertigung ist ab 2021 geplant.

(Bild: Daimler)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Martin Franz

Der Aufbau eines europaweiten Netzes von Ladepunkten für Elektro-Lkw oder Wasserstoff-Tankstellen im Schwerlastverkehr würde laut einer Analyse in die Milliarden gehen. Insgesamt wären solche Kosten, bezogen auf den möglichen positiven Effekt für die Umwelt, jedoch „überschaubar“, heißt es in einer aktuellen Untersuchung der Beratungsfirma PwC Strategy& in München.

Demnach würden rund 120 Schnelllade-Parks an wichtigen Fernstrecken mit schätzungsweise 2,5 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Sollten sich mit Brennstoffzellen betriebene Lastwagen durchsetzen, müsste man aus derzeitiger Sicht mit etwa 2,2 Milliarden Euro zur Einrichtung der nötigen Infrastruktur kalkulieren, darunter 70 separate Wasserstoff-Tankstellen, heißt es in der Studie.

Technisch sind etwa Elektro-Lkw bisher unter anderem wegen der notwendigen Reichweiten ein schwieriges Projekt. Batterien mit größerem Energiegehalt würden die mögliche Zuladung beschneiden. So entstand die Idee, Autobahnen mit Oberleitungen zu versehen, über die die Lastwagen mit Energie versorgt werden. Ein Feldversuch auf der Autobahn A5 läuft derzeit.

Der Brennstoffzelle werden Chancen eingeräumt, allerdings sind diese Antriebe vergleichsweise teuer. Zumal dafür zunächst Wasserstoff in großen Mengen sowie möglichst mit erneuerbarem Strom hergestellt werden muss. Bezogen auf den Wirkungsgrad der gesamten Kette ist Wasserstoff gegenüber einem batterieelektrischen Antrieb chancenlos. Zu bedenken bleibt jedoch, dass der gesamte Antriebsstrang möglicherweise etwas leichter wäre als ein batterieelektrischer – was die nutzbare Zuladung erweitern würde.

Als weitere Alternative gelten Lkw, deren Verbrennungsmotoren mit synthetisch produzierten Kraftstoffen anstatt mit Diesel laufen. Sie könnten „auch an herkömmlichen Tankstellen ausgegeben werden“, so die Berater. Daher wären „mit diesem Szenario keine zusätzlichen Infrastrukturkosten verbunden“. Doch der Betrieb solcher Lkw wäre den Branchenbeobachtern zufolge für die Spediteure deutlich teurer: Sie lägen in zehn Jahren bei geschätzt 95 Cent je Kilometer. Für E-Laster werden dagegen 68 und für Wasserstoff-Lkw 65 Cent angenommen. Der normale Diesel-Verbrenner wäre mit 57 Cent deutlich billiger.

Abgesehen von den Kosten hat synthetischer Sprit mittelfristig nur dann eine Chance, wenn es gelingt, den derzeit enormen Energiebedarf bei der Herstellung zu senken. Dann jedoch ist die Chance, diesen Teil des Verkehrs mit bestehenden Fahrzeugen zu Dekarbonisieren, nicht zu unterschätzen.

(mfz)