Angst vor Spionage: Quebec darf keine Luftschiffe bauen

Quebec investiert Millionen in ein Luftschiff-Startup. Doch die geplante Filiale in Quebec scheitert an Spionagebefürchtungen. China ist ein wichtiger Partner.

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Darstellung eines Luftschiffes über Regenwald

So malt sich Flying Whales seine Zukunft aus.

(Bild: Flying Whales)

Lesezeit: 3 Min.

Das staatliche französische Unternehmen Flying Whales darf in Kanada keine Luftschiffe entwickeln und bauen. Das hat die Regierung des Königreichs aufgrund von Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit entschieden. Da half auch die Viertelbeteiligung der französischsprachigen Provinz Quebec nichts. Denn ein weiteres Viertel steht im Eigentum der Volksrepublik China.

Das berichtet die Zeitung Journal de Montreal. Größter Teilhaber Flying Whales' ist die Forstagentur der Republik Frankreich. Die Forstverwaltung möchte mit Luftschiffen Bäume in sonst schwer zugänglichen Wäldern ernten. Quebec hatte erst letzten Herbst 30 Millionen kanadische Dollar (damals mehr als 20 Millionen Euro) in Flying Whales investiert. Für die Provinzregierung ist die Aussicht auf die günstigere Versorgung entlegener Siedlungen im Norden sowie der straßenlose Zugang zu Bodenschätzen von Interesse.

Logo der China Aviation Industry General Aircraft Co. Ltd.

(Bild: CAIGA)

Für die 30 Millionen Dollar erhielt Quebec einen 24,9 Prozent Anteil an der Firma, sowie Anteile an einer geplanten Tochterfirma, die sich in Quebec ansiedeln und dort hunderte Arbeitsplätze schaffen sollte. Daraus wird nun aber nichts. Denn die chinesische staatliche Firma China Aviation Industry General Aircraft (CAIGA) hält ebenfalls 24,9 Prozent an Flying Whales.

CAIGA ist unter anderm Eigentümer des ehemals amerikanischen Flugzeugbauer Cirrus und selbst eine Tochter der Aviation Industry Corporation of China (AVIC), die laut US-Regierung von Chinas Militär kontrolliert wird. Das war der Provinzregierung Quebecs durchaus als problematisch bekannt, weshalb sie die kanadische Tochterfirma in Kooperation mit Flying Whales geplant hat. CAIGA wäre daran nur indirekt beteiligt gewesen.

Das Château Frontenac ist Wahrzeichen der Provinzhauptstadt Québec City. Die frankophone Provinz ist mehr als vier mal so groß wie Deutschland und hat rund 8,5 Millionen Einwohner.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Vielleicht hätte das die Bedenken der kanadischen Spionageabwehr ausräumen können, wäre nicht gerade ein ehemaliger AVIC-Mitarbeiter zum Geschäftsführer der kanadischen Filiale bestellt worden. Dieses Detail hatte der zuständige Provinzminister Pierre Fitzgibbon übersehen. Nun ist er enttäuscht, und gibt zu, nicht versprechen zu können, dass sich die Investition rechnen wird. (Das Patent für fliegende Warenlager hat bereits Wal-Mart beantragt.

Zerknirscht ist der Minister aber nicht. Er baut auf das Prinzip Hoffnung. Vielleicht kauft Flying Whales ja bei Zulieferern in Quebec ein, sollte die Entwicklung des geplanten Riesenluftschiffs gelingen und sich zahlungskräftige Kundschaft einfinden. Natürlich gibt es auch militärische Anwendungen für Luftschiffe, nicht zuletzt für Spionage, aber darüber redet man nicht. Flying Whales hat seinerseits die Hoffnung nicht begraben, dass die Menschheit noch frisches Helium findet.

Also arbeiten die Franzosen weiter an der Entwicklung eines 150 Meter langen und 42 hohen, Helium-gefüllten Luftschiffes mit fixem Rahmen, wenn auch nicht in Kanada. Das Luftschiff soll eines Tages bis zu 60 Tonnen Fracht befördern können – immerhin 100 Tonnen weniger als bei weiland dem CargoLifter. Dennoch soll Flying Whales das größte Luftfahrzeug der Welt werden. Immerhin, betont Provinzminister Fitzgibbon, starte Flying Whales nicht von "zéro, zéro", sondern könne auf einem Prototyp aufbauen, der schon geflogen sei. In China.

(ds)