Angriff aufs Kapitol: Nutzerinnen suchen in Dating-Apps fürs FBI nach Angreifern

In einer Dating-App in den USA fahnden Nutzerinnen angeblich gezielt nach Teilnehmern des Angriffs aufs Kapitol. Die melden sie dann ans FBI.

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(Bild: BongkarnGraphic/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In den USA reagieren nicht nur soziale Netzwerke auf den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar, auch Dating-Apps gehen gegen Nutzer vor, die sich daran beteiligt haben. Gleichzeitig wird eine dieser Apps angeblich sogar von Nutzerinnen gezielt genutzt, um Angreifer zu identifizieren und an Strafverfolger zu melden. Zusammen zeigt das einmal mehr, wie viel Internetnutzer online über sich verraten und welche Konsequenzen das haben kann. Einzelne Bürgerrechtler warnen deshalb auch vor dem Vorgehen und verweisen darauf, welche negativen Folgen beispielsweise Fehlidentifikationen für die Betroffenen haben können.

Das Vorgehen richtet sich gegen die Angreifer, die am 6. Januar das Kapitol in Washington D.C. gestürmt und die angesetzte Bestätigung des US-Präsidentschaftswahlergebnisses unterbrochen hatten. Der Mob war auf Aufforderung Trumps zu dem Parlamentsgebäude gezogen, in das dann eine beträchtliche Anzahl von Menschen eindringen konnte. Vier Personen kamen dabei ums Leben, eine Frau wurde erschossen. Später wurden in dem Parlamentsgebäude Rohrbomben sichergestellt. Auch weil viele Angreifer sich gar keiner Straftat bewusst waren, hatten sie teilweise live auf verschiedenen Onlineplattformen geprahlt. Inzwischen ermitteln aber US-Strafverfolger und landesweit gibt es Festnahmen.

Wie die Washington Post erläutert, haben Dating-Apps wie Tinder und Bumble begonnen, Nutzer zu sperren, die auf ihren Profilen mit Fotos deutlich machen, dass sie an dem Angriff teilgenommen haben. Die Anbieter berufen sich demnach auf die Nutzungsbedingungen und teilweise werden die Betroffenen auch direkt an Strafverfolger wie das FBI gemeldet. Das hatte bereits erklären lassen, dass es Hinweise aus allen Richtungen gebe, sogar aus den Familien und von Freunden einiger Angreifer. Wer von der US-Bundespolizei öffentlich gesucht wird, wird auf Diensten der Match Group sowieso ausgesperrt, versicherte eine Sprecherin des Konzerns, der unter anderem Tinder betreibt.

Während das Vorgehen online vielerorts begrüßt wurde, gibt es aber auch Kritik, zitiert die Washington Post. Ashkan Soltani vom Georgetown Law Center etwa wies gegenüber der Zeitung auf die Gefahr von falsch-positiven und falsch-negativen Funden hin. Schon früher hatte es Fälle von online organisierten Jagden nach Personen gegeben, die sich gegen die Falschen gerichtet hatten. "Ich bin nicht sicher, dass Dating-Apps solche Entscheidungen treffen sollten", meint Soltani.

Noch weiter geht die Suche nach Angreifern auf Bumble, das als frauenfreundliche Alternative zu Tinder & Co. vermarktet wird. Anders als auf anderen Apps können Nutzerinnen – und Nutzer – dort auch von vornherein Vorschläge herausfiltern, wenn die Gegenüber nicht die gewünschte politische Zugehörigkeit angegeben haben. Das haben Frauen nun umgekehrt und sich gezielt nach männlichen Nutzern umgesehen, die sich als "konservativ" eingeordnet haben und um den 6. Januar in Washington D.C. waren, behaupten einige. Nach der Kontaktaufnahme haben sie versucht, inkriminierende Geständnisse zu bekommen. Die seien dann direkt an das FBI gegangen. Bumble hatte den Filter nach politischer Zugehörigkeit zwischenzeitlich deaktiviert, aber bereits wieder aufgenommen.

(mho)