Zahlen, bitte! 804 Meter – der wegweisende Flug des Curtiss-Wasserflugzeugs

Vor 110 Jahren flog Flugpionier Glenn Curtiss mit seinem Wasserflugzeug erstmals eine halbe Meile über Wasser. Später begründete er die Ära der Flugboote mit.

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Inhaltsverzeichnis

Der umtriebige und geschäftstüchtige US-amerikanische Technikpionier Glenn Curtiss war von Anfang an auf der Suche nach Höchstleistungen: so holte er nicht nur als Radrennfahrer Titel, sondern hielt auf seinem selbstentwickelten V8-Motorrad über Jahre den Rekord als schnellster Mann der Welt. Mit seinen Flugbooten leitete er später die Ära der Atlantikflüge ein.

Glenn Hammond Curtiss wurde 1878 im beschaulichen Dorf Hammondsport im Bundesstaat New York geboren. Nach dem Tod seines Vaters vier Jahre später wurde seine Arbeitskraft gebraucht: Als Filius half er im umliegenden Weinanbau, während in der Schule schnell deutlich wurde, dass er hohe Begabungen in Naturwissenschaften und insbesondere in Mathematik hatte.

Seine Mutter heiratete erneut und die Familie zog 1890 nach Rochester, damit die gehörlose Schwester eine spezielle Schule besuchen konnte. Um die Familie finanziell dabei zu unterstützen, fuhr der Sohn ab 1892 als Fahrrad-Telegrammkurier für Western Union. Dabei entwickelte er seine Leidenschaft für Geschwindigkeit und galt im Unternehmen als schnellster Bote in der Region.

Zahlen, bitte!

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Darüber hinaus kam er mit der Zeit über Rennsiege am Wochenende im Jahr 1895 günstig an ein Rennrad. Curtiss merkte schnell, dass er die Geschwindigkeit und den Wettbewerb liebte. Er verstand nach eigener Aussage nicht, welchen Sinn es ergäbe, ein Rennen ohne Überzeugung einer Siegchance überhaupt anzutreten. Ein Jahr später erwarb er in New York sogar den Rad-Meistertitel.

Nach seiner Kuriertätigkeit arbeitete er am Band der Kamerafertigung der Eastman Kodak Company. Hier bewies er bereits seinen Erfindungsgeist: Gelangweilt von der Band-Geschwindigkeit, entwickelte er heimlich ein wesentlich schnelleres Fließbandverfahren. Er handelte aber noch aus – bevor er das neue System einführte – nicht mehr nach Zeit, sondern nach Stückzahl bezahlt zu werden.

Der US-amerikanische Technik- und Flugpionier Glenn Curtis (*21 Mai 1878 Hammondsport, † 23. Juli 1930 Bufallo) um 1909 herum.

Unter den alten Zahlungsbedingungen wäre seine Arbeitskraft für die Firma nun eigentlich ein Schnäppchen gewesen. Da sich aber unter dem von Curtiss eingeführten effizienten Verfahren allerdings die Anzahl der pro Stunde bearbeiteten Geräte vervielfachte, profitierte der junge Erfinder enorm. Quellen berichten, dass Kodak das Verfahren zwar beibehielt, Curtiss aber entließ [–] er sei schlicht zu teuer geworden!

Ab 1900 produzierte er selbst Fahrräder und bereits ein Jahr darauf orientierte er sich um auf Motorräder. Ab 1903 produzierte er nur noch Krafträder. Zudem gewann er im selben Jahr sein erstes Bergrennen. Neben Innovationen wie den Gasdrehgriff wurden seine Maschinen dank der gelungenen Motorentwicklung mit der Zeit immer leistungsfähiger.

Die Spitzenposition erreichte er 1907: Mit seiner Curtiss V8 erreichte er einen (inoffiziellen) Geschwindigkeitsrekord für Motorräder: 219,4 km/h. Bis 1911 war er damit zudem der schnellste Mensch der Welt überhaupt.

Die leistungsfähigen Motoren machten zudem Flugpioniere neugierig: Thomas Scott Baldwin orderte bereits 1904 ein Exemplar für seine Entwicklung des ersten steuerbaren Luftschiffs der USA. Glenn Curtiss machte sich einen Namen, stellte auf der amerikanischen Luftfahrtausstellung seine Motoren aus und gründete mit weiteren Ingenieuren im selben Jahr die Aerial Experiment Association (AEA), unter der Leitung des Telefonpioniers Graham Bell.