Online-Handel: Fahnder beschlagnahmen fast 5 Millionen gefälschte Spielzeuge

Rund um die Weihnachtszeit führten Behörden in Europa und den USA über 4700 Kontrollen durch, um den illegalen Versand von gefälschtem Spielzeug zu unterbinden.

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Das Foto zeigt einen Teil der beschlagnahmten gefälschten Spielzeuge.

(Bild: Europol)

Lesezeit: 3 Min.

Im Rahmen der Operation Ludus gingen Strafverfolger, Zoll und weitere Behörden aus Europa und den USA zwischen dem 19. Oktober 2020 und dem 31. Januar 2021 erstmals gezielt gegen den größtenteils online erfolgenden Handel mit gefälschtem Spielzeug vor. Im Rahmen der von Europol in Kooperation mit dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (Office Européen de Lutte Anti-Fraude, OLAF) und dem EU-Amt für geistiges Eigentum (EU Intellectual Property Office, EUIPO) koordinierten Aktion beschlagnahmten die Beamten dabei fast fünf Millionen gefälschte Artikel mit einem geschätzten Gesamtwert von über 16 Millionen Euro.

Insgesamt seien 4768 Kontrollen in 24 Ländern durchgeführt worden, um den illegalen Versand und die Lagerung von gefälschtem Spielzeug aufzudecken, meldet Europol. Elf Betrüger hätten die beteiligten Behörden bislang verhaftet. Die Ermittlungen dauerten in einer Reihe von Ländern noch an, "um die kriminellen Netzwerke zu zerschlagen, die die Sicherheit von Kindern gefährden".

Die Fahnder haben nach Angaben der federführenden EU-Polizeibehörde 125 Gerichtsverfahren eingeleitet und 44.127 Proben in Labors getestet. Bei den eingezogenen Waren soll es sich meist um "fast exakte Kopien der echten Produkte" gehandelt haben, die extrem schwer von den Originalen zu unterscheiden gewesen seien. Zu den am häufigsten beschlagnahmten Artikeln gehörten Spielzeugautos, Brettspiele und teils vernetzte Puppen aus beliebten TV-Shows fürs jüngere Zielpublikum.

In fast allen Fällen stellten die beschlagnahmten Spielzeuge laut den Ermittlern "ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für Kinder dar". Die rechtswidrigen Reproduktionen seien nicht den gesetzlich vorgeschriebenen strengen Sicherheitstests unterzogen worden und enthielten keine Warnhinweise, Alterskennzeichen, Gebrauchsanweisungen, Materialangaben oder Ratschläge auf den Verpackungen.

Als Beispiel nennt Europol etwa in verschiedenen Ländern beschlagnahmte elektronische Geräte, die die gesetzlichen Dezibel-Grenzwerte für Spielzeug überschritten hätten und "das Gehör eines Kindes dauerhaft schädigen könnten". In Spanien seien den Fahndern rund 5000 Plastikspielzeuge ins Netz gegangen, die eine giftige Chemikalie enthielten, 2800 in Italien beschlagnahmte Puppen und 8000 in Belgien einbehaltene Automodelle hätten eine Erstickungsgefahr dargestellt.

Zu den teilnehmenden Staaten gehörten etwa Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Großbritannien und die USA. Behörden aus Deutschland waren nicht vertreten. Europol richtete für die operative Phase extra eine Plattform für den Informationsaustausch in Echtzeit ein.

Die Chefin des Polizeiamts, Catherine de Bolle, appellierte an Verbraucher, besonders bei Billigangeboten im Internet zweimal hinzuschauen. Einige nur online zu findende Offerten seien "zu gut, um wahr zu sein". Solche Käufe "sind das Risiko einfach nicht wert". Die Bundesnetzagentur hat hierzulande drei vernetzte Spielzeuge als "verbotene Sendeanlage" eingestuft. Diese "Spione im Kinderzimmer" dürfen damit hierzulande gar nicht vertrieben und genutzt werden. Die Puppe "My Friend Cayla" hatte die Behörde schon 2017 aus dem Verkehr gezogen.

(olb)