Pro & Contra: Hat Apple das Homeoffice verschlafen?

Apple hatte viel Zeit, mit Produkten und Diensten auf Lockdown und Homeoffice-Empfehlung zu reagieren. Hat der Konzern sie verschlafen oder nicht?

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Die Corona-Pandemie zwingt immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Das wird wohl noch eine Weile so bleiben. Hat Apple seine Kunden bei dieser Entwicklung nicht ausreichend unterstützt und bietet der Hersteller kaum passende Produkte und Services an?

Thomas Kaltschmidt meint, Apple lässt seine Anwender im Homeoffice im Stich.

Apple überrascht ja durchaus mit beachtlichen Innovationen, aber besonders agil reagiert der Laden auf neue Herausforderungen nicht. Anders kann ich mir nicht erklären, dass für Online-Gruppenkonferenzen im Homeoffice so wichtige Tools wie Facetime und iMessage noch immer nicht plattformübergreifend auf Android und Windows verfügbar sind. Stattdessen muss man auf von Datenschutzbehörden als bedenklich eingestufte Apps wie Zoom oder MS Teams ausweichen.

Warum muss es so kompliziert sein, von der Ferne auf seinen Mac im Büro zuzugreifen? Die Komfortfunktion "Back to my Mac" hat Apple vor ein paar Jahren einfach gestrichen, statt sie besser und zuverlässiger zu machen. Jetzt kommt man nur noch mit VPN oder Portweiterleitungen auf seinen Arbeits-Mac. TeamViewer und NAS-Produkte machen vor, dass Sicherheit und Komfort unter einen Hut kommen können.

Bei den richtig guten M1-Macs hat Apple die Realität in Unternehmen ausgeblendet: Ein Großteil von branchenspezifischen Lösungen läuft nun mal auf Windows. Nachdem Apple sich bald 15 Jahre mit Boot Camp bemüht hat, Mac und PC zusammenzubringen, lässt es diese Klientel nun praktisch fallen. Stattdessen sollen sich Parallels und Microsoft um dieses Thema kümmern. Ob da überhaupt und wann etwas Brauchbares für den M1 erscheint, bleibt im Trüben.

Warum Apple in einem Support-Dokument für die Heimarbeit Cloudspeicher von Dropbox & Co. hervorhebt, nicht aber das eigene Angebot, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Es wäre doch ein Leichtes, in den Pandemie-Monaten die iCloud-Datentarife zu vergünstigen oder sinnvollere Stufen hinzuzufügen, um den Datenaustausch zu erleichtern, aber hier bleibt die Firma knauserig wie eh und je. 5 GByte Gratisvolumen sind 2021 ja wohl ein schlechter Witz. (thk)

Sicherheit und Kompatibilität sind im Apple-Homeoffice wichtiger als neue Dienste, findet Holger Zelder.

In Krisenzeiten zählt Zuverlässigkeit mehr als der Wunsch nach Experimenten. Für Apple heißt das: Lieferketten absichern, damit die Kunden an neue Hardware kommen. Und das funktioniert. Immerhin hat der Konzern 2020 Rekordumsätze verzeichnet.

Kein Wunder, bringen doch Apple-Produkte alles mit, was man fürs Homeoffice braucht: Jedes iPhone, iPad und fast jeder Mac hat eine zumindest für Videokonferenzen brauchbare Webcam eingebaut. Wer im improvisierten Büro am Küchentisch einen zweiten Monitor benötigt, schließt per Sidecar ein iPad am Mac an. Die Betriebssysteme iOS und macOS bieten Viren wenig Angriffsfläche und die eingebaute Verschlüsselung hilft dabei, Firmengeheimnisse in den eigenen vier Wänden zu schützen.

Auch softwareseitig setzt Apple auf Kollaboration: Pages, Numbers und Keynote stehen jedem Nutzer kostenlos zur Verfügung, erlauben über iCloud gemeinsames Arbeiten und spucken Office-kompatible Dokumente aus. Wenn das nicht reicht, gibt es Programme wie MS Office auch in Mac-Versionen. Schon im März vorigen Jahres gab Apple im Support-Bereich Software-Tipps zur Heimarbeit, von der Einrichtung von VPN-Zugängen bis zur MDM-Verwaltung von iOS-Geräten. Von wegen verschlafen.

Eine eigene Konferenz-Software würde Apple zwar gut zu Gesicht stehen, doch dafür müsste das Unternehmen Entwicklerkapazitäten an anderen Stellen abziehen. Warum wichtigere Projekte gefährden, wenn Teams, Zoom und Co. bereits auf allen Plattformen laufen?

Sicher, das fehlende Windows auf M1-Macs ist für viele Homeoffice-Worker ein Problem. Dabei können sie sich aber teilweise mittels Fernzugriff per Microsoft Remote & Co. behelfen. Außerdem werden ja immer noch Boot-Camp-fähige Intel-Macs verkauft.

Ich denke, mit einer guten Sicherheitsstrategie kommt man besser durch das Homeoffice. Neue Apple-Dienste sehe ich gern, wenn wir alles überstanden haben. (hze)

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