Dienstag: Microsoft mit Sprachsoftware, Abgasnorm und E-Autobatterie-Einigung

Microsoft will Nuance übernehmen + PKW-Verbrennungsmotoren bleiben erlaubt + LG und SK beenden Rechtsstreit um Elektroautobatterien + ESA findet Einsteinkreuze

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Der Auspuff eines Verbrennungsmotors

VDA erwartet kein Verbot des Verbrennungsmotors durch Abgasnorm Euro 7 in der EU

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Torge Löding

Microsoft will offenbar seine Einkaufstour fortsetzen und greift nach seinem Kooperationspartner für Sprachsoftware Nuance. Volkswagens Versorgung mit Elektroauto-Batterien in den USA scheint gesichert, nachdem zwei südkoreanische Unternehmen ihre Streitigkeiten beigelegt haben.

So schnell werden in der EU Verbrennermotoren indes aber nicht verboten. In der Abgasnorm 7 sollen sie weiter zugelassen sein. Neues hat indes das ESA-Teleskop Gaia jenseits des Firmaments entdeckt: Mehr Einsteinkreuze als erwartet. Das Wichtigste vom Tage in Kürze.

US-Softwarekonzern Microsoft will mit dem Zukauf von Nuance sein Angebot für Sprachverarbeitungsdienste ausbauen. Nuance ist unter anderem für seine Diktier- und Spracherkennungssoftware mit dem Markennamen Dragon bekannt. Auch gilt das Unternehmen als ein führender KI- und Sprachverabeitungs-Spezialist.

Zuletzt hatte Microsoft seine Gaming-Sparte mit dem milliardenschweren Zukauf von Zenimax Media gestärkt, der Mutterfirma des Spielepublishers Bethesda. Zudem hatten US-Medien im März über Gespräche über eine Übernahme der US-Firma Discord für über 10 Milliarden US-Dollar berichtet, einem Onlinedienst für Sprach-, Video- und Textchats, der sich anfangs vor allem an Computerspieler richtete. Microsoft und Nuance arbeiten bereits seit 2019 im Bereich medizinischer Spracherkennung zusammen.

Aufatmen bei Volkswagen in den Vereinigten Staaten: Aufgrund eines Rechtsstreites der südkoreanischen Unternehmen LG und SK war die Versorgung mit Batterien für die Elektroautoproduktion gefährdet. Dadurch war die Erfüllung von Lieferverträgen von Volkswagen und Ford mit SKI in Gefahr.

Hintergrund war ein Streit der Muttergesellschaft von LG Energy Solution, LG Chem, mit SK Innovation (SKI). Im April 2019 hatte LG in den USA den Konkurrenten wegen des Vorwurfs verklagt, Mitarbeiter abgeworben und Geschäftsgeheimnisse gestohlen zu haben. Beide Unternehmen hatten sich außerdem gegenseitig mit Patentklagen überzogen. Jetzt haben sie sich aber geeinigt.

Dabei wird der Markt für Elektroautomobile in der Europäischen Union nun vielleicht doch nicht so schnell wachsen wie erwartet. Zumindest muss die deutsche Autoindustrie muss erst einmal nicht mehr akut bangen, dass Verbrenner-Autos in der EU faktisch verboten werden. Nach einem Treffen der für die künftige Abgasnorm Euro 7 zuständigen Arbeitsgruppe habe sich gezeigt, dass "die EU-Kommission die Grenzen des technisch Machbaren akzeptiert", sie habe sich von "unerreichbaren Zielen verabschiedet", sagte Hildegard Müller, Präidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

Der VDA ist an der Advisory Group on Vehicle Emission Standards (AGVES) der EU-Kommission beteiligt, die nun ihre Empfehlungen für Euro 7 vorgestellt hat. Dabei habe sich ergeben, dass bisherige Pläne der EU-Kommission nicht umsetzbar gewesen seien. Gegen diese hatte der Automobilindustrieverband im November 2020 protestiert.

Dank des ESA-Weltraumteleskops Gaia haben Astronomen und Astronominnen 12 neue Einsteinkreuze entdeckt. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der bestätigen Beispiele für diese visuellen Nachweise der Relativitätstheorie um ein Viertel. Die Phänomene seien einzigartige Möglichkeiten, um Dunkle Materie und die Expansion des Universums zu untersuchen.

Einsteinkreuze sind spezielle Gravitationslinsen, bei denen das Licht ferner aktiver Galaxienkerne (Quasare) durch massereiche Objekte im Vordergrund so gekrümmt wird, dass aus unserer Perspektive mehrere Abbilder ankommen. Aus deren Verteilung am Nachthimmel und der Differenz zur vorhergesagten Verteilung kann man beispielsweise etwas über die mysteriöse Dunkle Materie erfahren. Das Weltraumteleskop Gaia war 2013 gestartet worden und fotografiert seitdem mit einer Gigapixelkamera kontinuierlich den Sternenhimmel.

Inesbondere in den USA und in Brasilien greifen staatliche Stellen zu Nutzerdaten in Apples iCloud, betroffen sind aber auch EU-Staaten. Im ersten Halbjahr 2020 hat Apple bei knapp 3400 Anfragen zu Apple-ID-Accounts "Content Data" an Behörden übermittelt, wie aus dem jüngsten Transparenzbericht des Unternehmens hervorgeht. Unter "Content Data" können iCloud-Inhalte wie Fotos, iPhone-Backups, E-Mails, Kontakte und Kalender fallen. iPhone-Backups enthalten zahlreiche Daten darunter etwa auch Textnachrichten.

Welche der teils sensiblen Daten im Einzelnen herausgegeben wurden und aus welchem Grund, bleibt unklar. In dem neuen Transparenzbericht hat Apple erstmals bestätigt, dass auch bei Notfallanfragen von Behörden unter Umständen iCloud-Inhalte weitergegeben werden -- etwa zur Suche nach Vermissten. Von deutschen Behörden hat Apple im Zusammenhang mit Ermittlungen zu gestohlener Hardwar eine hohe Zahl an Anfragen zu Geräten erhalten.

Der Telekom-Anbieter Vodafone hat in Deutschland Teile seines 5G-Mobilfunknetzes auf "5G Standalone" mit eigenem Kernnetz umgestellt, das ohne LTE-Anker auskommt. Der Netzbetreiber stellt alle seine Antennen um, die auf den 5G-Frequenzen im 3,5 Gigahertz-Bereich funken, das sind rund 1000 Antennen im in 170 Städten und Gemeinden. Das erste Rechenzentrum für das 5G-Kernnetz steht in Frankfurt.

Damit geht Vodafone in Vorleistung, denn zu Beginn werden nur wenige Anwender davon profitieren können. Bislang unterstützen nur wenige Smartphones wie das Oppo Find X3 Pro den neuen Standard. Allerdings werden auch Modelle von Samsung, Huawei und anderen Herstellern erwartet, die "5G Standalone" nutzen können. Vodafone-Kunden können ab kommender Woche eine kostenfreie "5G Core"-Option hinzubuchen.

Die Finanzaufsicht Bafin untersucht in zwei Fällen, ob Mitarbeiter unerlaubt spekulative Aktiengeschäfte getätigt haben. Die Geschäfte waren bei einer Untersuchung von Mitarbeiterhandel mit Aktien der US-Unternehmen Gamestop und AMC Entertainment aufgefallen.

Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Finanzexperten der Linken im Bundestag, Fabio de Masi, hervor. Die Kurskapriolen des US-Videospielehändlers Gamestop hielten die Börsen über Wochen in Atem, ebenso die Spekulationen um Papiere der Kinokette AMC. Der Wert der Aktien hatte sich teils deutlich erhöht.

Auch noch wichtig:

- Ein weiteres Kapitel im Streit um die Rückkehr von GNU-Guru Richard Stallman in den Vorstand der FSF. Seine umstrittene Äußerung vom vergangenen Jahr versucht er in einer sehr persönlichen Stellungnahme zu erklären.

(tol)