AKW Fukushima: UN-Atomaufsicht will Entsorgung von Tritium-Wasser begutachten

Japan hat die IAEA angerufen, die Einleitung von aufbereitetem Kühlwasser in Fukushima zu prüfen. Südkorea will sich daran beteiligen.

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Atomkraftwerk Fukushima.

(Bild: IAEA)

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Die IAEA, die Atomaufsicht der Vereinten Nationen, will ein Team nach Fukushima entsenden. Das sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi laut einem Bericht des japanischen Senders NHK. Dabei gehe es darum, Bedenken gegen den Plan zu zerstreuen, Millionen Kubikmeter Kühlwasser des vor zehn Jahren havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi in den Pazifik abzulassen.

Grossi sagte laut dem NHK-Bericht, die japanische Regierung habe die Zusammenarbeit mit der IAEA offiziell beantragt. Das Gutachter-Team könne aus Experten verschiedener Nationen bestehen. Dabei solle jedes ernsthafte Anliegen diskutiert und technisch analysiert und die Bedenken von Anwohnern und Nachbarländern wie Südkorea und China berücksichtigt werden.

Südkorea will sich an dem internationalen IAEA-Team beteiligen, berichtet der südkoreanische Sender KBS. Die IAEA stehe dem Wunsch positiv und verständnisvoll gegenüber. Allerdings könne sich Japan dagegen aussprechen, das die IAEA angerufen habe. Südkorea erwägt außerdem, juristisch gegen die japanischen Pläne vorzugehen.

Der japanische Industrieminister Kajiyama Hiroshi sagte laut NHK, seine Regierung habe beschlossen, das Kühlwasser abzuleiten, um den Wiederaufbau von Fukushima voranzutreiben. Seiner Regierung sei bewusst, dass die Entscheidung mit einer schweren Verantwortung verbunden ist sei.

Der Gouverneur der Präfektur Fukushima, Uchibori Masao hatte zuvor betont, in den zehn Jahren seit dem Super-GAU hätten die Menschen in Fukushima alles Mögliche getan, um das betroffene Gebiet wieder aufzubauen und Missverständnisse zu bekämpfen, die den Ruf bedrohten. Der Plan, das Kühlwasser ins Meer zu leiten, könne diese Bemühungen zunichtemachen.

Der nach dem Erdbeben und Tsunami vom März 2011 geschmolzene Brennstoff muss weiterhin gekühlt werden. Das Kühlwasser wird dabei mit Radionukleiden belastet, das vor Ort gesammelt und mit dem Verfahren Advanced Liquid Processing System (ALPS) behandelt. Bis zu 1,37 Millionen m3 Kühlwasser können in Fukushima gelagert werden, die Tanks werden voraussichtlich im Sommer 2022 voll sein. Das Wasser soll in etwa zwei Jahren verdünnt ins Meer gelassen werden, der Prozess soll sich über Jahre hinziehen.

Mit dem ALPS-Verfahren können 62 Radionukleide aus dem Wasser entfernt werden, bis auf einen Rest, der unter den gesetzlichen Vorgaben für die Einleitung in die Umwelt liegt, erläutert die IAEA in einem Bericht vom April 2020 . Tritium kann mit ALPS nicht entfernt werden. Die IAEA selbst zählt wie Tritium auch das radioaktive Kohlenstoff-14 nicht unter den 62 entfernbaren Radionukleiden auf.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

Darauf wurde auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace aufmerksam. Sie wirft dem AKW-Betreiber Tepco vor, wider besseres Wissen auf Kostengründen auf eine US-Technik zur Wasseraufbereitung mit besseren Erfahrungswerten verzichtet zu haben. Insgesamt sei die Situation in Fukushima weit komplexer als in dem vor 35 Jahren havarierten Atomreaktor von Tschernobyl. Es gebe noch keine geeignete Technik, den geschmolzenen Kernbrennstoff zu bergen, auch gebe es in Fukushima starke Grundwasserströme. Greenpeace hält den Platzmangel, wegen welchem das Kühlwasser abgeleitet werden soll, für eine von der japanischen Regierung und Tepco konstruierten Notlage.

(anw)