Kontaktverfolgung: Sormas bei 84 Prozent der Gesundheitsämter einsetzbar

Zum Jahreswechsel nutzten erst gut 100 der knapp 400 Gesundheitsämter die digitale Plattform Sormas zum Kontakt-Tracing. Ende März konnten 315 darauf zugreifen.

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(Bild: Elizaveta Galitckaia / Shutterstock.com)

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Die Bundesregierung drängt weiter darauf, dass Gesundheitsämter "auch angesichts der aktuellen Entwicklung" der Corona-Pandemie verstärkt auf das "Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System" (Sormas) umsteigen. Die vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig zur Ebola-Bekämpfung entwickelte und voriges Jahr um ein SARS-CoV-2-spezifisches Modul ergänzte Plattform, die ein einfacheres Nachverfolgen von Kontakten von Corona-Infizierten und eine einheitliche Dokumentation von Symptomen ermöglichen soll, habe sich "als effizientes und erweiterbares Werkzeug bewährt".

Gesundheitsämter, die Sormas verwendeten, berichteten von einer "erheblichen Arbeitserleichterung, die zum Teil die Kontaktnachverfolgung erst wieder ermöglicht", schreibt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Das System werde zudem kontinuierlich weiterentwickelt. Es diene in erster Linie der Prozessunterstützung in den Behörden.

Mitte November hatten Bund und Länder bei einer Videoschaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der Länder vereinbart, dass Sormas bis zum Jahresende 2020 in 90 Prozent der Gesundheitsämter eingesetzt werden sollte. Am 15. Januar 2021 stellte die Gesundheitsministerkonferenz in einem Umsetzungsbericht aber fest, dass lediglich 114 von 375 der einschlägigen Behörden die Lösung tatsächlich verwendeten, also nicht einmal ein Drittel.

An dieser Front meldet die Regierung nun prinzipiell Fortschritte. Mit Stand 28. Februar 2021 sei Sormas in 283 Gesundheitsämtern zumindest betriebsbereit gewesen, teilt sie mit. Mit Stand 25. März habe sich diese Zahl auf 315 erhöht, sodass Sormas mittlerweile bei 84 Prozent aller Gesundheitsämter grundsätzlich zur Verfügung stehe. Wie viele davon tatsächlich Gebrauch machten, sei unklar.

Das Programm fungiere nicht als eigenständige Fachwendung im Meldesystem nach dem Infektionsschutzgesetz, führt das BMG aus. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) sei es daher nicht möglich, anhand der Meldedaten nachzuvollziehen, welche Systeme bei der internen Bearbeitung in den Gesundheitsämtern eingesetzt würden. Auch das HZI könne die Zahl und Intensität der Sormas-Nutzung nicht quantifizieren, da der für diese Informationen erforderliche Zugriff auf die Daten der Behörden nicht vorliege. Insofern habe die Bundesregierung keine Erkenntnisse zum Nutzungsgrad.

Gemäß einer gemeinsamen Umfrage des Deutschen Städtetags und des Landkreistags im Sommer 2020 nutzte zum Erhebungszeitpunkt ein erheblicher Anteil der Gesundheitsämter zum Kontaktpersonenmanagement Microsoft Excel oder Eigenentwicklungen wie Survnet, Octoware, ISGA, Miropro oder Unisoft. "In Bezug auf den Datenaustausch mit den Laboren findet bisher maßgeblich eine Kommunikation via (Digital-)Fax statt", hieß es in dem Bericht. "Daneben dominieren Mails".

"Die Verantwortung für die Ausstattung der Gesundheitsämter und damit die Entscheidung über den Einsatz digitaler Hilfsmittel obliegt den Ländern und den Gesundheitsämtern", betont das BMG. "Die Bundesregierung kann in diesem Zusammenhang nur unterstützend agieren." Sie habe keine abschließende Kenntnis darüber, inwieweit im Hinblick auf die flächendeckende Einsetzung von Sormas länderseitig Vorabstimmungen und Beratungen sowie ein Austausch mit Städten, Landkreisen und Gesundheitsämtern im Vorfeld der Videoschaltkonferenz stattgefunden hätten.

Der Landkreistag kritisierte den Plan von Bund und Ländern im Februar. Da Sormas nicht mit bestehenden Lösungen zum Kontakt-Tracing kompatibel sei, befürchtet der Zusammenschluss demnach "erhebliche Mehrbelastungen". Die Bund-Länder-Runde stellte im März klar, dass eine einheitliche digitale Dokumentation von Symptomen wichtig sei. Sie setzt damit nicht nur auf Sormas.

"Ein vollständiges, vernetztes und gleichzeitig effizientes digitales Pandemiemanagement in allen Gesundheitsämtern Deutschlands und den damit einhergehenden Datenaustausch zu ermöglichen, ist weiterhin das zugrundliegende Ziel", unterstreicht die Regierung nun. Seit Februar werde die erweiterte Lösung Sormas-X auch mit Schnittstellen zu Survenet und Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (Demis) in einem ersten Amt genutzt. Entsprechende Erweiterungen würden sukzessive ausgerollt. Die Anbindung weiterer Fachanwendungen werde "im Austausch mit den Herstellern zügig vorangetrieben".

(axk)