Porsche Macan: Nachfolger kommt 2023 als Elektroauto

Das erfolgreiche SUV Macan wird ab 2023 als Elektroauto antreten - unter anderem gegen den weiterhin produzierten Vorgänger mit Benziner.

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Porsche Macan 2023

Der nächste Macan soll zunächst nur als Elektroauto auf den Markt kommen.

(Bild: Porsche)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
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Es ist ein Experiment, und mangelnden Mut kann man den Verantwortlichen wahrlich nicht vorwerfen. Der Macan, im vergangenen Jahr hierzulande nach dem 911 der meistverkaufte Porsche, soll vorübergehend zweigleisig fahren. 2023 kommt ein neuer Macan mit batterieelektrischem Antrieb. Gleichzeitig soll die aktuelle Generation nochmals bis 2024 oder 2025 verlängert werden, nachdem sie im Herbst dieses Jahres überarbeitet wird.

Porsche begründet dieses Vorgehen so: Man sehe zwar eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, global unterscheide sich jedoch das Entwicklungstempo. Trotzdem bleibt es spannend, wie Kunden den Umstand aufnehmen, dass es eine aktuelle Plattform – zumindest vorübergehend – nur zusammen mit dem batterieelektrischen Antrieb gibt. Nach Erfahrungen mit dem Taycan kann Porsche dem Verkauf von Elektroautos recht gelassen entgegensehen, denn der verkauft sich trotz enorm hoher Preise ausgezeichnet.

Bei Volkswagen gibt es derzeit zwei unterschiedliche Strukturen für Elektroautos. Alles im bezahlbaren Bereich, also Autos auf Basis des Modularen Elektrobaukastens, läuft auf der Spannungsebene 400 Volt, abseits davon auf 800 Volt. Die hohe Spannung gibt es momentan in Porsche Taycan und künftig auch im Audi e-tron GT. Der batterieelektrische Macan bekommt ebenfalls 800 Volt. Mit dieser Spannungsebene sind indirekt kürzere Ladezeiten möglich. Denn aus der Gleichung Leistung = Spannung x Stromstärke leitet sich ab, dass bei einer Verdopplung der Spannung die Stromstärke nicht erhöht werden muss, um eine höhere Ladeleistung zu erzielen.

Als eine der zentralen Herausforderungen beschreibt Porsche das unterschiedliche Temperaturmanagement. Ein Verbrennungsmotor, der ja vor allem Wärme produziert, hat eine Betriebstemperatur zwischen ca. 85 und 110 Grad Celsius – bezogen auf seine Kühl- und Schmierstoffe. Das muss während der Fahrt sichergestellt werden. In einem Elektroauto, so Porsche, verlangen Elektroantrieb, Leistungselektronik und Batterie je nach Komponente einen Bereich zwischen 20 und 70 Grad Celsius. Das Temperaturfenster ist hier also nicht nur wesentlich größer, sondern auch vielschichtiger. Dazu muss es nicht nur unterwegs eingehalten werden, sondern teilweise auch beim Aufladen. Die Anforderung an die Klimatisierung des Antriebsstranges sind demnach komplett andere als in einem Auto mit Verbrennungsmotor.

Porsche E-Macan (8 Bilder)

In gut zwei Jahren will Porsche einen Macan mit batterieelektrischem Antrieb vorstellen. Was sich schon erkennen lässt: Scheinwerfer im Taycan-Stil.

Gut zwei Jahre vor dem Start gibt es von Porsche naheliegenderweise keinerlei Angaben zu Motorleistung oder Energiegehalt der Batterie. "Der vollelektrische Macan wird das sportlichste Modell in seinem Segment sein", wird dazu aus dem Lastenheft zitiert. Wir gehen schon beim Basismodell von deutlich mehr als 300 kW aus, das Spitzenmodell könnte im Bereich dessen liegen, was Porsche heute maximal im Taycan anbietet: 560 kW. Ob das in zwei Jahren reicht, um sich an die Spitze des Segments zu setzen, weiß auch bei Porsche niemand. Deshalb gibt es dazu auch keine Aussagen.

Ähnliches gilt für den Energiegehalt der Batterie. Auf Basis der "Premium Platform Electric" von Volkswagen sind derzeit maximal 93,4 kWh brutto zu haben. Wer in zwei Jahren zur Premiumliga gehören möchte, wird zumindest optional mehr als 100 kWh bieten müssen. Bei der Ladeleistung wird zunehmend interessant, unter welchen Bedingungen was möglich ist. Mit einer hohen Peakleistung lässt sich hervorragend werben, von einer möglichst langen Dauer-Ladeleistung hat man im Alltag mehr. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert der Volkswagen-Konzern selbst: Der Audi e-tron kann mit maximal 150 kW laden, hier bieten andere Hersteller deutlich mehr. Aber im Test zeigte sich, dass der Audi über einen vergleichsweise langen Zeitraum nahe seines Maximums bleibt.

Zusammengenommen ist es also einerseits zwar mutig, einen frischen Macan mit Elektroantrieb gegen einen alten mit Verbrennungsmotor antreten zu lassen. Auf der anderen Seite darf sich Porsche recht sicher sein, dass der batterieelektrische Macan ein Erfolg wird. Im Markt ist derzeit so viel Dynamik, dass nicht ausgeschlossen scheint, das Porsche einen komplett neuen Macan mit Benziner nicht mehr überall verkaufen wird. Denn in den kommenden vier Jahren wird sich im Bereich Antrieb reichlich ändern.

(mfz)