Verleiher zu E-Stehroller in Gewässern: "Vandalismus hält sich in Grenzen"

Ein Bericht über E-Stehroller im Rhein wirft Fragen auf. Verleiher antworten heise online, so will Tier zum Beispiel den Rhein mit einer Drohne abscannen.

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Ein E-Stehroller, den Taucher im September 2020 am Winterhuder Kai in Hamburg aus dem Wasser holten.

(Bild: dpa)

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Diese Woche berichtete der WDR, Taucher hätten hunderte E-Stehroller im Rhein gesichtet. Dem Verleiher Tier erscheint die Zahl zu hoch. Er sowie drei andere Unternehmen haben auf eine Anfrage von heise online zu dem Thema geantwortet. Zuvor hatten die Städte Köln, Düsseldorf, Dresden, Hannover, Frankfurt am Main, Essen, Hamburg und Leipzig auf eine Rundfrage von heise online ein gemischtes Meinungsbild abgegeben.

"Die Fälle von Vandalismus halten sich sehr in Grenzen", teilte Tier mit, das in Köln rund 1800 E-Stehroller und 500 E-Mopeds betreibt. Seit dem Start in Köln vor rund zwei Jahren sei eine "mittlere zweistellige Zahl" in den Rhein oder andere Gewässer geworfen worden. Dadurch seien pro Monat etwa zwei Fahrzeuge verlorengegangen.

heise online befragte deutsche Städte

Tier kann seine Fahrzeuge per GPS-Signal tracken – mit den den üblichen Ungenauigkeiten und Abweichungen. Da Vandalismus meist nachts passiert, prüfe das lokale Tier-Team morgens die Flotte nach Auffälligkeiten und Standorten in den Sperrzonen in Wassernähe. Falls ein Roller in Ufernähe gefunden werde, berge das Team ihn möglichst schnell, sofern das mit der Ausrüstung möglich ist. In schwierigeren Wasserlagen hole sich Tier professionelle Hilfe.

Tier arbeite daran, den Rhein mit einer Drohne zu scannen. Sie sei mit Sonar ausgestattet und werde zum Beispiel in den Niederlanden bereits eingesetzt, um Fahrräder aus den Grachten und Kanälen zu bergen. Damit will Tier die exakte Anzahl der E-Scooter im Rhein bestimmen und zusammen mit anderen Anbietern und der Stadtverwaltung eine Aufräumaktion vorbereiten.

Wenn Roller kurze Zeit im Wasser liegen, bestehe keine Gefahr für die Umwelt, teilte Tier mit. Die Akkus seien "verkapselt". Wenn die Fahrzeuge aber sehr lang im Wasser liegen, könnte theoretisch Korrosion auftreten und das Metall anfressen. Daher werde möglichst jeder E-Stehroller schnell geborgen.

Insgesamt habe Tier durch Diebstahlsicherungen und speziell eingerichtete Parkverbotszonen an Brücken und in Ufernähe den Vandalismus eindämmen können, Roller würden nur vereinzelt in den Rhein oder in andere Gewässer geworfen. Tier-Roller seien zudem schwerer als die anderer Anbieter und hätten eine Blockierfunktion. Schwere Fälle von Vandalismus zeige Tier an.

Die Verleiher Bird und Lime verweisen auf eine Stellungnahme des Verbands Plattform Shared Mobility (PSM), in dem sie und andere Verleiher organisiert sind. Lime betonte gegenüber heise online darüber hinaus, das Thema "selbstverständlich sehr ernst" zu nehmen, das Unternehmen suche gerade unter Hochdruck zusammen mit den anderen Scooter-Anbietern nach den besten Lösungen.

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Der PSM sieht sich mit in der Verantwortung, die E-Scooter schnellstmöglich aus dem Rhein zu bergen, teilte er heise online mit. Dafür hätten die Mitgliedsunternehmen Spezialfirmen mit professionellen Tauchern angefragt. Künftig sollen solche Reinigungsarbeiten halbjährlich nicht nur in Köln, sondern auch in weiteren Städten wie beispielsweise Düsseldorf, Frankfurt und München stattfinden. Außerdem wollen die Verleiher Parkverbotszonen in unmittelbarer Flussnähe vergrößern und versuchen, das GPS-Tracking der Roller noch genauer auszusteuern.

Bei E-Stehrollern, die in Gewässer geworfen werden, handele es sich in der Regel um gezielten Vandalismus. "Für verantwortungsloses Handeln von Randalierern und Rowdies haben wir kein Verständnis und verfolgen Fehlverhalten gemeinsam mit den örtlichen Behörden und der Polizei", schreibt die PSM. Die Mitgliedsunternehmen setzten auf eine Kombination von Aufklärung, Technik, Kooperationen mit den Städten bei Parkzonen sowie den Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort, um falsch geparkte E-Scooter wieder an die richtigen Stellen zu setzen.

E-Stehroller im öffentlichen Verkehr (76 Bilder)

Seit dem 15. Juni 2019 sind Elektro-Stehroller, auch E-Tretroller oder E-Scooter genannt, auf öffentlichen Straßen in Deutschland zugelassen. Schon wurden die ersten in deutschen Städten gesichtet.
(Bild: Lime)

(anw)