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Serienmörder statt Bankangestellter: Google macht gravierende Fehler

Google ist manchmal dumm. Trotz der unzähligen Informationen, die dort zusammenlaufen, gibt es gravierende Fehler – so wird ein Unschuldiger zum Serienmörder.

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(Bild: BigTunaOnline/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Hristo Georgiev ist ein Bankangestellter in der Schweiz. Er ist aber auch Mediziner in Hannover und war Universitätsgründer in Bulgarien. Unter dem Namen "Der Sadist" ist Hristo Georgiev auch bekannt als Serienmörder und Vergewaltiger. Sicher ist er noch viele viele mehr, aber nicht, weil er schizophren ist, sondern, weil viele Menschen denselben Namen tragen. Für Google ist das problematisch. Bänker? Serienmörder? Egal.

Und so taucht denn auch das Foto des Bankangestellten beim Eintrag im Knowledge Panel über den Mörder auf. Ein unschöner Fehler. Nein, sogar mehr als das – rechtlich dürfte das relevant sein. Es zeigt aber auch deutlich, wie schlecht Googles Mechanismen, Algorithmen und Prüfungen teilweise greifen.

Man meint ja gerne, Google sei so unfassbar schlau, wisse alles, weil tracke ja auch alles und verfolge jeden Menschen durch das Internet und mehr. Spätestens bei dem Fall von Georgiev zeigt sich dann aber: Informationen sammeln ist noch nicht dasselbe wie sie auch richtig einordnen zu können. Und Google behauptet, dies zu können.

Dabei gibt es schon ganz offensichtliche Merkmale, die Google eigentlich vor solchen Fehlern bewahren könnten. So ist beispielsweise der böse Georgiev 1980 gestorben. Das Foto des Namensvetters hingegen dürfte deutlich jünger sein. Diese Information könnte in den Metadaten des Bildes stecken, sie ist aber auch für ein normales Auge schon ziemlich deutlich – außen vor gelassen, dass es Deepfakes und gute Bildbearbeitung gibt, was Google ja aber auch erkennen können will.

Dass es sich nicht um dieselbe Person handelt, lässt sich zudem ausgesprochen einfach ergoogeln. Man fragt sich glatt: Warum googelt Google das nicht? Der Bankangestellte hat einen Blog, auf dem er auch veröffentlicht, was ihm widerfahren ist. Dort ist ein Foto von ihm zu finden. Nirgends anders sind Foto und Mörder miteinander verknüpft.

Google macht aber noch mindestens einen weiteren Fehler. Der sogenannte Knowledge Graph, der Informationskasten, der neben den Suchergebnissen steht und von Google aus unterschiedlichen Quellen bestückt wird, behauptet zumindest in der übersetzten Form, dass der Serienmörder noch lebt. Demnach ist er nun 65 Jahre alt. Klickt man in genau jenen Wikipedia-Eintrag, der dort als Quelle aufgeführt ist, kann man nachlesen, dass Georgiev 1980 erschossen wurde.

(Bild: Screenshot)

"Let me google that for you" – ein Ausspruch, der oft fällt, wenn jemand eine Frage stellt. Fälle, wie der von Hristo Georgiev zeigen dann aber, dass das nicht immer besonders klug ist. Bank-Georgiev schreibt: "Vielleicht ist es keine so gute Idee, ein einziges Unternehmen damit zu betrauen, die gesamten Informationen der Welt zu organisieren." Mit diesem Gedanken ist er nicht der Erste.

Sein Foto ist bereits aus dem Knowledge Graph zum Serienmörder verschwunden. Unklar bleibt, welche Verbindung Google dazu gebracht hat, es dort einzusortieren – auch, ob es Absicht oder ein Test war. Selbst wenn: Es hat geklappt, und das sollte es nicht.

(emw)