Breko-Studie: Starlink keine Konkurrenz für Glasfaser​

Über das Satellitennetzwerk Starlink lässt sich laut einer Studie eine flächendeckende Versorgung der Haushalte mit mindestens 100 MBit/s nicht erreichen.

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(Bild: CG Alex/Shutterstock.com)

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Glasfaser-Anbieter müssen sich vor der Konkurrenz durch das Satellitennetzwerk Starlink der Elon-Musk-Firma SpaceX nicht fürchten. Auch im geplanten Endstadium werde Starlink keine flächendeckende Versorgung der Haushalte mit mindestens 100 MBit/s im Downstream erreichen, geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Elektrotechnikers Kristof Obermann von der Technischen Hochschule Mittelhessen hervor, die dieser im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) erstellt hat.

Selbst mit sehr optimistischen Annahmen ließen sich in Deutschland über das Starlink-Netz maximal 1,3 Millionen 100 MBit/s-Anschlüsse oder 130.000 1 GBit/s-Anschlüsse realisieren, rechnet die Studie vor. Die Upstream-Bitraten entsprächen dabei maximal 30 bis 40 Prozent der Downstream-Bitraten. Satelliten-Internet ist laut der Analyse daher keine Alternative für Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen. Mit letzteren könnten Bitraten von 1 GBit/s symmetrisch bis künftig sogar 400 GBit/s realisiert werden.

Die bereitgestellte Gesamtkapazität bei Starlink und Mitbewerbern wie OneWeb oder Amazon/Kuiper sei viel zu gering, "um nennenswerte Marktanteile mit entsprechenden Bitraten erschließen zu können", schreibt Obermann. Die Kapazität müssten sich alle Teilnehmer einer Ausleuchtzone teilen. "Sind die Leistungsgrenzen erreicht, führt dies zu reduzierten Teilnehmer-Datenraten beziehungsweise Verfügbarkeiten." Bei einer Gesamtdatenrate des Satelliten von 1000 GBit/s im Downstream ergebe sich etwa bei einer Million aktiven Teilnehmern eine Datenrate von 1 MBit/s pro Schüssel.

Das Starlink-Netz erfordere ferner einen hohen Installationsaufwand beim Teilnehmer, führt Obermann aus. Auch gegenüber bestehenden Mobilfunktechnologien wie sei es nicht konkurrenzfähig. Dies liege schon daran, "dass tragbare Endgeräte nicht verfügbar sind". Es sei auch nicht absehbar, wann und ob diese überhaupt kämen. Funkverbindungen seien zudem generell deutlich leichter abzuhören als etwa optische Leitungen.

Privatkunden "sind nicht unbedingt die Kernzielgruppe für Starlink", weiß der Autor. Wichtiger seien Unternehmen, die für das Internet der Dinge, autonomes Fahren und Maschinenkommunikation ein schnelles und verlässliches Internet überall auf der Welt bräuchten. Hier komme dem Starlink-Netz zugute, dass Interkontinentalverbindungen mit einer teils "erheblich geringeren Latenz als mit Glasfaserkabeln realisiert werden können".

Generell werde es sich bei Starlink einmal um ein dynamisches Netz mit extrem vielen Knoten und einem "hohen Vermaschungsgrad" handeln, meint Obermann. Ein entsprechendes Routing beziehungsweise Verkehrsmanagement vorausgesetzt, könne damit prinzipiell eine extrem hohe Verfügbarkeit realisiert werden. Interessant sei das Potenzial für eine weltweite flächendeckende Versorgung von Gegenden mit geringer Bevölkerungsdichte wie ländliche Gebiete, die Weltmeere oder Polregionen. Die wirtschaftliche, politische und auch militärische Bedeutung des Netzwerks sollte nicht unterschätzt werden.

Hierzulande laufen laut der Studie seit März Beta-Tests in ausgewählten Regionen , erläutert Obermann. Derzeit nutzen rund 90.000 Interessierte in 12 Staaten das Angebot. Noch in diesem Jahr sollen 500.000 zahlende Kunden erreicht werden. Ende Mai 2021 hatte Starlink von insgesamt 42.000 geplanten Satelliten 1663 realisiert, ist der Studie zu entnehmen.

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Derzeit schlägt der Beta-Test von Starlink mit 99 US-Dollar pro Monat zuzüglich 499 US-Dollar für die benötigte Technik zu Buche. Dafür gibt es Downstream-Bitraten im Bereich von 50 bis 150 MBit/s und Latenzen zwischen 20 bis 40 Millisekunden. Aktuelle Geschwindigkeitstests ergäben mittlere Datenraten von 79 MBit/s im Downstream und 13,8 MBit/s im Upstream.

Erforderlich ist eine Sichtverbindung zwischen Satelliten und Empfangsantenne beim Teilnehmer. Schnee, starken Regen oder Wind können zu einer Degradation der Bitraten führen. Das Starlink-Satellitenset habe eine sehr hohe Leistungsaufnahme, die tendenziell dauerhaft über 110 Watt mit Spitzenlasten bis 150 Watt liege, gibt Obermann zu bedenken. So kämen monatlich Stromkosten in Höhe von rund 24 Euro hinzu.

(vbr)