Grün gegründet (Teil 2): Microlino will mit Leichtelektromobilen durchstarten

Gegen den Klimawandel lässt sich an ganz verschiedenen Stellen vorgehen. Jeden Dienstag stellen wir hier ein Greentech-Start-up mit seiner Geschäftsidee vor.

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Wim Ouboter (mitte) mit seinen Söhnen Oliver und Merlin

(Bild: Microlino)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manuel Heckel

Gründer: Oliver, Wim und Merlin Ouboter

Start-up: Microlino

Gründung: 1996

Mitarbeiter: 10

Geschäftsmodell: Entwicklung des "Microlino", eines Leichtelektromobils mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Der Einstiegspreis beträgt 12.500 Euro.

Sie waren um die Jahrtausendwende erfolgreich mit Tretrollern. Warum denn jetzt noch ein Elektro-Fahrzeug?

Wim: Das hat alles mit einer Marketingidee begonnen. Wir wollten für die Spielwarenmesse vor einigen Jahren ein "Bubble-Car" für Kinder präsentieren. Das Modell im Maßstab 1:5 kam so gut an, dass wir uns dachten: Stellen wir das mal auf Automessen aus. Aus Jux haben wir eine Reservierungsliste ausgelegt – und hatten nach drei Tagen 400 Interessierte. Da wussten wir: Die Idee hat Potenzial.

Die erste Präsentation war 2016. Was ist zwischendrin passiert?

Oliver: Wir waren zu Beginn sicher noch nicht so selbstbewusst, dass wir uns das Projekt selbst zugetraut haben. Mit einem ersten Produktionspartner gab es dann aber einen Streit, der das ganze ziemlich in die Länge gezogen hat.

Merlin: Dann haben wir uns entschieden, dass wir die Kontrolle übernehmen. Und haben den Microlino noch einmal konstruiert. Letztendlich haben wir dann innerhalb von eineinhalb Jahren ein komplett neues Fahrzeug entwickelt.

Und wo stehen Sie jetzt gerade?

Merlin: Das Zulassungsverfahren steht kurz vor dem Abschluss. Wir wollen die Bänder noch in diesem Jahr anlaufen lassen. Und wir haben bis dato 24.000 Reservierungen. Die haben zwar noch keine Anzahlung getätigt, aber schon ihre Wunschkonfiguration gemacht. Das ist ein gutes Zeichen, was die Nachfrage angeht.

Auf den Markt der Elektrofahrzeuge stürzen sich viele – auch die etablierten Hersteller. Wie wollen Sie dagegenhalten?

Grün gegründet: Sechs Start-up-Ideen für die Zukunft

Technology Review präsentiert seine aktuelle Klima-Ausgabe (seit dem 30.09.2021 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich). Darin stellen wir sechs Start-ups mit ihren Ideen für eine grüne Zukunft vor. Jeden Dienstag veröffentlichen wir an dieser Stelle ein Interview aus dem Heft.

Oliver: Wir sind schnell. Wir arbeiten immer mit Partnern zusammen – und nehmen Standardkomponenten, wo immer es möglich ist. Zudem haben wir etwa 60 Prozent weniger Teile als in einem normalen Fahrzeug, das macht es einfach günstiger.

Der fertige Microlino soll als "Leichtelektromobil" zugelassen werden, wie etwa der Renault Twizy. Diese Fahrzeugklasse spielt im Moment noch eine sehr untergeordnete Rolle auf den Straßen. Wie wollen Sie sie populär machen?

Wim: Unsere Chancen sind in der Nische deutlich besser. Andere E-Auto-Hersteller wollen in bestehende Modelltypen vordringen. Aber auch die Großen arbeiten daran, dort immer billiger und besser zu werden. Unsere Firma kann es schaffen, ein Produkt, das nicht cool ist, in eine coole Ecke zu bringen – das haben wir mit dem Roller auch bewiesen.

Merlin: Häufig schreien die Leichtelektromobile gewissermaßen nach Verzicht und Kompromiss. Das tut unser Microlino ganz sicher nicht. Wir haben uns sehr genau überlegt, wo wir Abstriche machen wollen. Und das ganz sicher nicht beim Schutz vor dem Wetter oder beim Stauraum. Wir wollten nicht einfach nur ein normales Auto nehmen und es herunterschrauben.

Wen haben Sie denn als Kunden im Blick?

Wim: Das geht Querfeldein, vom Stadtbewohner bis zum Vorstädter. Wir versuchen nicht unbedingt, das Erstauto anzugreifen. Unser Ziel ist es, ein Zweitfahrzeug zu sein. Und die Kunden werden dann merken, dass der Microlino mit einer Reichweite von 230 Kilometern für 95 Prozent ihrer Strecken im Alltag ausreicht. Wir bauen die Einstiegsdroge in die Elektromobilität.

Elektro-"Knutschkugel" Microlino auf dem Weg zum Seriendesign (50 Bilder)

So zeigt sich der Microlino in der Version 2.0 auf der IAA 2021 in München.
(Bild: fpi / heise Autos)

(jle)