Studie: Wichtige Kurzflugstrecken durch Zugfahrten unter 6 Stunden ersetzbar

Kurzstreckenflüge sind schlecht für das Klima. Ob aber der Zug eine geeignete Alternative ist, hat ein Thinktank in einer Studie betrachtet.

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Orange gekennzeichnet Flugrouten, die mit dem Zug in weniger als sechs Stunden absolviert werden können, petrol jene mit weniger als zwölf Stunden Fahrzeit.

(Bild: OBC Transeuropa, CC BY 4.0)

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Für 34 Prozent der 150 verkehrsreichsten Flugrouten innerhalb der EU gibt es eine Eisenbahnverbindung, die weniger als sechs Stunden dauert. Das geht aus einer Studie des Thinktanks OBC Transeuropa für Greenpeace hervor. Etwa ein Viertel der Strecken, die mehr als sechs Stunden dauern, werden von direkten Nachtzügen bedient oder sie dauern weniger als 12 Stunden. Über die EU-Grenzen hinaus gelten ähnliche Anteile für die 250 verkehrsreichsten Flugrouten in Europa, die zumindest theoretisch eine Eisenbahnalternative aufbieten.

Für die Studie " Train alternatives to short-haul flights in Europe " (PDF) hat OBC Daten des europäischen Statistikamts Eurostat zum Flugverkehr auf Routen unter 1500 km Länge im Jahr 2019 bearbeitet, also vor dem weltweiten Ausbruch des Coronavirus. Sie umfassen Flüge innerhalb der EU sowie die Verbindungen zwischen der EU und Ländern wie Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien, Schweiz und Großbritannien. Eurostat kennzeichnet dabei nicht Zubringer- und Anschlussflüge.

Wenn die betrachteten Strecken nicht mehr abgeflogen, sondern befahren würden, würden jedes Jahr 54 Millionen weniger Menschen mit dem Flugzeug reisen, heißt es in der Studie. Es könnten 3,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Dies entspräche ungefähr den CO2-Emissionen durch den jährlichen Energieverbrauch von 2,3 Millionen Haushalten.

2019 waren beispielsweise 1,48 Millionen Passagiere zwischen München und Düsseldorf geflogen. Für die Zugfahrt zwischen den beiden Städten veranschlagt OBC 5 Stunden. Zwischen Madrid und Barcelona waren 2,5 Millionen Menschen in der Luft unterwegs, die Zugfahrt dauert 2,5 Stunden. Mit 3,2 Millionen Passagieren weist OBC die Verbindung Paris-Toulouse als meistfrequentierte europäische Verbindung aus. Mit dem Zug ist die Strecke in 4:22 Stunden zu bewältigen.

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Für 84 Prozent der betrachteten Flugverbindungen sei es möglich, die gleiche Strecke innerhalb eines Tages mit dem Zug zu fahren, das gelte auch für längere Strecken wie Amsterdam-Madrid, Rom-Brüssel oder Paris-Warschau, schreibt OBC. Allerdings gebe es auch Verbesserungsbedarf. Die direkte Zugverbindung zwischen Wien und Bukarest benötige 19 Stunden, da der Zug auf dieser Strecke durchschnittlich Tempo 55 km/h fährt. Zwischen Mailand und Wien sowie von Amsterdam nach Kopenhagen müssten Zugreisende viermal umsteigen.

Der Bahnverkehr könne besser mit dem Flugzeug konkurrieren, wenn nicht nur die Infrastruktur verbessert würde, sondern auch die Fahrpläne besser abgestimmt und mehr Züge eingesetzt würden, meint der Thinktank. Dabei seien manche Eisenbahnlinien und Knotenpunkte besonders wichtig. Hier wird in der Studie die Strecke Paris-Barcelona genannt. Vor der Pandemie habe es zwischen den beiden Städten drei direkte Züge pro Tag gegeben, die infolge der Pandemie auf zwei reduziert wurden. Zudem gebe es keine direkten Nachtzüge. In einigen Fällen sei es auf dem Weg von Italien oder Deutschland nach Spanien nötig, über Paris zu fahren, weil die Eisenbahnverbindungen in den Alpen zu schlecht bedient würden. Zu selten seien auch direkte oder schnelle Verbindungen zu großen Flughäfen, damit sich Zubringerflüge erübrigen.

(anw)