NDA als Maulkorb: Entwicklerin erhebt neue Vorwürfe gegen Apple

Man untersage Mitarbeitern nicht, Missstände an die Öffentlichkeit zu bringen, betont Apple. Eine Ex-Mitarbeiterin berichtet vom Gegenteil.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen

(Bild: Sukrita Rungroj/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Die Entwicklerin und #AppleToo-Mitinitiatorin Cher Scarlett hat sich mit einer Beschwerde gegen Apple an die US-Börsenaufsicht SEC gewandt. Apple habe ihr im Rahmen eines Settlements die genaue Sprachregelung vorgegeben, nach der sie das Verlassen des Unternehmens als persönliche Entscheidung zu deklarieren hat – statt als eine "Flucht aus einer feindseligen Arbeitsumgebung", wie Insider aus Scarletts Schreiben an die SEC zitiert.

Aktivistische Aktionäre sehen das als einen Maulkorb, der in direktem Widerspruch zu Apples Aussagen gegenüber der Börsenaufsicht steht. Die Aktionärsorganisation Nia Impact hatte Apple im September mit einem bei der SEC eingereichten Aktionärsantrag aufgefordert, die Geheimhaltungsvereinbarung für Mitarbeiter anzupassen, damit interne Missstände nicht unter den Teppich gekehrt werden. Apples Verschwiegenheitsklauseln (Non Disclosure Agreement – NDA) schützen in berechtigter Weise Firmengeheimnisse, heißt es in der Eingabe – es mangele aber eine Ausnahmeklausel, damit Mitarbeiter sich offen über "Belästigungen, Diskriminierung und andere unrechtmäßige Handlungen" äußern können.

Apple wies dies im Oktober gegenüber der SEC zurück und forderte, den Aktionärsantrag abzuweisen. Nichts in Apples "Separation Agreements" würde ehemaligen Mitarbeitern verbieten, "Belästigung, Diskriminierung oder andere unrechtmäßige Handlungen am Arbeitsplatz" mit Dritten zu besprechen.

Man sehe in Apples Settlement-Vorgaben ein klares Beispiel, dass versucht werde, ehemalige Mitarbeiter zum Schweigen zu verpflichten, erläuterte Nia Impact nun gegenüber Insider. In einem internen Memo betonte Apple jüngst erst, es gebe keine konzerneigenen Vorgaben, die den "freien Austausch über Gehalt, Arbeitszeiten oder Arbeitsbedingungen" einschränken. Während ihrer Zeit bei Apple beklagte Scarlett, der Konzern habe mehrere ihrer internen Umfragen zu Lohngerechtigkeit unterbunden.

Bestärkt durch Teamkommunikations-Tools haben Apple-Mitarbeiter über die vergangenen Monate damit begonnen, sich rund um verschiedene Anliegen zu organisieren und Unmut auch öffentlich vorzubringen. Zwei Mitarbeiterinnen wurden gefeuert, ihnen wirft Apple Geheimnisverrat vor.

(lbe)