Energiewende: Verbraucherschützer beklagt "Schieflage" bei Kostenverteilung

Bürger mit schmalem Geldbeutel finanzierten über die Stromrechnung Ausnahmen für die Industrie, so Klaus Müller, Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband.

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(Bild: HGU Foto/Shutterstock.com)

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  • dpa

Verbraucherschützer fordern eine faire Verteilung der Lasten bei der geplanten schnelleren Energiewende. "Sollten beim Kohleausstieg zusätzliche Kosten, zum Beispiel höhere Strompreise entstehen, müssen neben der Industrie auch die privaten Haushalte finanziell entlastet werden", sagte der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband, Klaus Müller, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Politik müsse beim Klimaschutz Tempo machen, doch müsse es fair zugehen. "Hier gibt es eine Schieflage, wie man am Beispiel der Strompreise gut sehen kann", meinte Müller. Bürger mit schmalem Geldbeutel finanzierten über die Stromrechnung Ausnahmen für die Industrie. "Die neue Regierung muss hier dringend handeln", forderte der Verbraucherschützer. Vorteile für die Industrie müssten aus Steuern finanziert oder abgeschafft werden.

Der CO₂-Preis auf Heizöl, Erdgas oder Treibstoff sei im Prinzip richtig, sagte Müller. Doch müssten die Einnahmen vollständig an die Verbraucher zurückfließen, zum Beispiel als Klimascheck. Wer wenig Kohlendioxid verursache, hätte dann unterm Strich mehr Geld. Vielflieger oder SUV-Fahrer würden hingegen draufzahlen. "Ein Klimascheck würde auch für mehr Akzeptanz sorgen", zeigte sich Müller sicher.

Langfristig sei die Energiewende für Verbraucher eine "Riesenchance". Bei einem hohen Anteil von Ökostrom müsse weniger teures Gas und Öl importiert werden. Auch könnten Bürger mitverdienen, etwa mit Solarstrom vom eigenen Dach. "Dafür muss die neue Regierung aber die Nutzung von Eigenstrom verbessern und bürokratische Hürden beim Mieterstrom abbauen", sagte Müller.

Die geplanten Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP will den Kohleausstieg möglichst von 2038 auf 2030 vorziehen und zugleich erneuerbare Energien drastisch ausbauen.

Der frühere Kohleausstieg soll die deutschen Klimaziele sichern. Beschlossen ist eine Senkung der Treibhausgase um 65 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990. "Ohne einen nahezu vollständigen Ausstieg aus der Kohle bis 2030 sind die Emissionsziele nicht erreichbar", sagt Jan Peter Schemmel, Sprecher der Geschäftsführung am Berliner Öko-Institut.

(kbe)