Ansturm auf Energieberater in Sachsen-Anhalt nach Anbieterpleiten

Rund 40 Energieanbieter haben 2021 laut Bundesnetzagentur die Versorgung bundesweit eingestellt. Kunden sind verunsichert und suchen Rat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 140 Kommentare lesen

(Bild: Krisana Antharith/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Angesichts von Pleiten und Vertragskündigungen von Stromanbietern verzeichnet die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt nach eigenen Angaben einen Ansturm Ratsuchender. Die Termine für die Online-Energieberatung seien seit November 2021 bis Ende Januar fast ausgebucht, sagte eine Sprecherin. "Und das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs." Die Verbraucherzentrale geht davon aus, dass sich in den kommenden Wochen noch mehr Menschen rechtlichen Beistand suchen werden.

Von Kündigungen durch Energieanbieter betroffenen Haushalten riet sie, die Prüfung der abgeschlossenen Verträge nicht auf die lange Bank zu schieben, um etwaige Schadensersatzforderungen geltend zu machen. Auch sollte der aktuelle Zählerstand abgelesen werden. Zudem sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher über günstige Alternativen bei Stromanbietern sorgfältig informieren. Von Vorkassezahlungen bei Neuverträgen rate die Verbraucherzentrale generell ab, sagte sie.

Laut Bundesnetzagentur hatten 2021 bundesweit rund 40 Energielieferanten die Beendigung der Belieferung von überwiegend Strom, aber auch teilweise Gas angezeigt. In den fünf Jahren zuvor waren es insgesamt 97 Energielieferanten, 2020 waren es fünf. Die hohe Zahl an Liefereinstellungen 2021 sei mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgrund sehr hoher Preise im Strommarkt begründet worden. Kundinnen und Kunden, die mit diesen Anbietern einen Vertrag eingegangen seien, müssten in Deutschland aber nicht im Dunkeln sitzen, sagte die Sprecherin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt.

Es gebe ein gesetzlich geregelte "Auffangnetz" (Paragraf 36 und 38 im Energiewirtschaftsgesetz). Demnach übernehme der örtliche Grundversorger die Stromlieferung zunächst als sogenannte Ersatzversorgung. Der Grundversorger sei in der Regel das Unternehmen, das in einem bestimmten Netzgebiet die meisten Kunden beliefere. Meistens seien das die Stadtwerke. Mitunter seien die Strompreise für den Kunden höher, jedoch nicht in jedem Fall. Dies gelte es genauestens zu prüfen, bevor man sich länger binde.

In Magdeburg wurde eine "kleine vierstellige Kundenanzahl im Haushaltssegment" übernommen, die gegen ihren Willen ihren Energielieferanten verloren hatten, wie ein Sprecher der SWM Magdeburg mitteilte. Für die Stadtwerke bedeute dies einen höheren Aufwand. Es sei unstrittig, dass dies – die Kundenübernahme – zu wirtschaftlichen Verlusten beim Grundversorger führe, da die kurzfristige ungeplante Nachbeschaffung von Energie teurer sei, als die Erlöse von den ersatzversorgten Kunden einbringen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In Halle sei die EVH GmbH bereits seit Anfang Oktober 2021 mehrfach und kurzfristig eingesprungen und habe jetzt schon mehr als 1000 Hallenser Haushalte in die Grund- und Ersatzversorgung aufgenommen, wie eine Sprecherin der Stadtwerke mitteilte. Dies sei zu den bestehenden Preisen, bisher ohne Einführung eines teureren Sondertarifs, geschehen.

(bme)