Atomkraft: Protest gegen Brennelemente-Fabrik in Lingen

Framatome will die Brennelemente-Fabrik im Emsland künftig zusammen mit der russischen Firma TVEL betreiben. Dagegen regt sich Protest.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen

ANF stellt in Lingen Brennelemente her, hier für den Erstkern das EPR-AKW Olkiluoto 3 in Finnland.

(Bild: Framatome)

Lesezeit: 2 Min.

Anti-Atomkraft-Initiativen warnen vor einem möglichen Einstieg eines russischen Konzerns in die Leitung der Brennelementefabrik in Lingen. "Diese Pläne untergraben den für Ende 2022 in Deutschland anvisierten Atomausstieg und sind ein gefährlicher Türöffner für die russische Atomindustrie", sagte am Donnerstag Alexander Vent vom Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland. Für Samstag plant das Bündnis zusammen mit anderen Initiativen eine Kundgebung in Lingen.

Die dortige Brennelemente-Fabrik wird von Advanced Nuclear Fuels betrieben, einer Tochter von Framatome, die wiederum dem französischen AKW-Betreiber EDF gehört. Zusammen mit TVEL, das dem russischen Rosatom-Konglomerat angehört, wollen sie künftig in einem Gemeinschaftsunternehmen in Lingen nukleare Brennelemente herstellen. Ein Antrag dafür liegt dem Bundeskartellamt seit Februar 2021 vor. "Zukünftig wollen Frankreich und Russland also auf ihrem gemeinsamen Außenposten im Emsland nuklearen Brennstoff für Atomkraftwerke weltweit herstellen", kommentieren die Gegner des Vorhabens.

Deutschland hatte zwar 2011 kurz nach dem Super-GAU von Fukushima Daiichi den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen, das betrifft aber nur die Energieerzeugung in AKW, nicht aber die Brennelemente-Fabrik in Lingen. Von dort würden "zahlreiche Hochrisikoreaktoren – von Tihange und Doel (Belgien) über Borssele (NL), Cattenom (Frankreich) und Leibstadt (Schweiz) bis zum neuen AKW-Sorgenreaktor Olkiluoto 3 in Finnland" beliefert, wie das Bündnis AgiEL betont.

"Wir lehnen die Beteiligung der russischen Atomindustrie an der Brennelementeproduktion in Deutschland strikt ab", sagte der Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, Vladimir Slivyak von der russischen Umweltorganisation Ecodefense, der als Gast auf der Kundgebung am morgigen Samstag um 13 Uhr in Lingen angekündigt wird. Notwendig sei international ein Zeichen für den Ausbau erneuerbarer Energien. Das Beharren auf der Atomkraft sei ein gefährlicher Irrweg.

(anw)