Atomkraft: Schwedische Regierung leitet Bau eines Atommüll-Endlagers ein

Vor 30 Jahren begann in Schweden die Suche nach einem Endlager für abgebrannte Brennelemente. Nun hat die Regierung einen Plan des Entsorgers SKB gebilligt.

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Atomkraftwerk Forsmark.

(Bild: SKB)

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Die schwedische Regierung hat den Antrag des Entsorgungsunternehmens Svensk Kärnbränslehantering (SKB) bewilligt, eine Anlage für die Endlagerung abgebrannter Brennelemente von Atomkraftwerken zu bauen und zu betreiben. Bisher gibt es weltweit keine solche Anlage.

Entstehen soll die Anlage in Forsmark, knapp 140 km nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm. 12.000 Tonnen verkapselter Atommüll soll in 500 m Tiefe gelagert werden. Bis dahin kann es etwa noch 70 Jahre dauern.

Der Plan sieht für die Endlagerung die Methode KBS-3 vor. KBS steht für KärnBränsleSäkerhet, also Kernbrennstoffsicherheit. Dabei werden die abgebrannten Brennelemente in Kupferkanistern verkapselt, die dann mit einem Puffer aus Bentonit-Ton umgeben in Einlagerungsöffnungen in einem Tunnelsystem in einer Tiefe von etwa 500 m im Grundgestein deponiert werden. Die drei Barrieren Kanister, Puffer und Fels sollen die Radionuklide im Brennstoff isolieren.

Schematische Darstellung der Methode KBS-3.

(Bild: SKB)

Für KBS-3 wurden unter anderem Erkenntnisse herangezogen, die sich aus Untersuchungen am Naturreaktor Oklo in Gabun ergaben. Dort ist zu beobachten, wie sich radioaktive Stoffe in der Natur innerhalb von 2 Milliarden Jahre verbreitet haben. Die schwedische Regierung beruft sich nach eigenen Angaben auf die Einschätzung von Experten der dortigen Strahlenschutzbehörde, dass es sich um die bestmögliche Technik für ein Endlager handele. Auch werde sie voraussichtlich die Anforderungen der Gesetzgebung "auf sehr lange Sicht" erfüllen.

"Wir und Finnland sind weltweit die Ersten, die Verantwortung für Atommüll übernehmen", schreibt die schwedische Regierung. In dem Nachbarland wird bereits ein Endlager gebaut, das voraussichtlich in der Mitte dieses Jahrzehnts in Betrieb gehen soll; auch dort wird das Prinzip KBS-3 eingesetzt.

"Es ist unverantwortlich, Atommüll Jahr für Jahr in Wassertanks zu lassen, ohne eine Entscheidung zu treffen", sagte die schwedische Umweltministerin Annika Strandhäll. "Wir dürfen diese Verantwortung nicht an unsere Kinder und Enkel weitergeben."

Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Endlager begann vor gut 30 Jahren, erläutert SKB. Zwischen 1993 und 2000 hat das Unternehmen in acht Gemeinden Machbarkeitsstudien durchgeführt. 2002 bis 2007 liefen Standortuntersuchungen in Forsmark in der Gemeinde Östhammar und in Laxemar/Simpevarp in der Gemeinde Oskarshamn. Dabei habe sich Forsmark als die bessere Alternative herausgestellt.

In Forsmark betreibt SKB seit Ende der 1980er Jahre bereits ein Endlager für radioaktive Abfälle mit kurzer Halbwertszeit. Forsmark ist auch einer von drei Standorten der sechs Reaktoren, die zurzeit in Schweden in Betrieb sind, dort laufen seit den 1980er Jahren drei.

Die nächste Station des Genehmigungsprozesses ist das Land- und Umweltgericht, das dazu Auflagen festlegen kann. Anschließend muss die schwedische Strahlenschutzbehörde den Antrag prüfen. Zu dem Vorhaben gehört auch eine Anlage, die den Atommüll in Kupfer verkapselt.

Auch in Deutschland soll ein Endlager für Atommüll entstehen. Zurzeit wird das dafür geeignete Gebiet eingegrenzt, bisher befinden sich aufgrund der geologischen Gegebenheiten 54 Prozent des Bundesgebiet in der erweiterten Auswahl.

(anw)