Wachsende Empörung über Microsofts neue Lizenzpolitik

Microsofts Einstieg in ein neues Lizenzmodell steht kurz bevor; viele Betroffene suchen kurzfristig nach Alternativen.

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Nachdem Microsoft den Start des neuen Lizenzierungsmodells auf Druck zahlreicher verunsicherter und verärgerter Firmen- und Behördenkunden mehrfach verschoben hat, wird es jetzt definitiv zum 31. Juli eingeführt. Kunden sollen die Software von Microsoft nach diesem Zeitpunkt per Abonnement oder zur Miete beziehen und dem US-Giganten so einen besser berechenbaren, ständig sprudelnden Umsatz bescheren. "Software Assurance" heißt das Zauberwort. Dabei wird den Lizenznehmern zugesichert, dass sie über einen gewissen Zeitraum hinweg gegen Geld Upgrades erhalten. Wer sich nicht bis zum Monatsende für eine entsprechende Variante entscheidet, erhält fortan beim Umstieg auf neue Versionen keine Vergünstigungen mehr.

Trotz der Fristverlängerung wissen vor allem zahlreiche Firmen im mittelständischen Bereich noch nichts von ihrem Glück. In Unternehmen und Verwaltungen, die sich mit dem neuen Upgrade-Regime bereits beschäftigt haben, ist die Empörung dagegen groß. Vor allem im öffentlichen Bereich, wo der Erfolg der täglichen Büroarbeit nicht am aktuellsten Windows- oder Office-Programm hängt und der Rotstift regiert, gibt es an vielen Orten klare Anweisungen, der "Microsoft-Versicherung" nicht beizutreten.

"Die neue Lizenzpolitik von Microsoft bedeutet für die öffentliche Verwaltung in Deutschland eine deutliche Verschlechterung", klagt Bundesinnenminister Otto Schily. Die öffentliche Hand fährt daher eine Doppelstrategie: Einerseits laufen Verhandlungen mit Microsoft für neue Verträge. Andererseits werden eine Reihe von Projekten angeschoben, die sowohl im Server- wie im Client-Bereich den Umstieg auf Linux und andere Open-Source-Software vorbereiten und Abhängigkeiten von Microsoft verringern sollen.

Im Firmenumfeld wächst ebenfalls der Widerstand. Laut einer Umfrage des Windows-Ausrüsters Sunbelt Software vom März wollen über ein Drittel der 1500 einbezogenen, weltweit tätigen Unternehmen nicht dem neuen Lizenzprogramm von Microsoft beitreten. Als Alternativen haben sie vor allem Linux, Unix, Novells eDirectory und Star Office im Blick. Etliche Firmen, bei denen sowieso gerade ein Systemwechsel bevorsteht, werden aus der Microsoft-Umklammerung allerdings bis zum Monatsende nicht mehr herauskommen.

Einen ausführlichen Bericht zu Microsofts neuer Lizenzpolitik und der Reaktion von Verwaltung und Unternehmen bringt c't in Ausgabe 15/2002 (ab 15. Juli im Handel) (Stefan Krempl) / (em)