Online-Werbung: Jede Minute werden Millionen Datensätze verhökert

Beim Real-Time-Bidding geht es um passgenaues Ausspielen von Werbung auf Apps und Websites. Ein Bericht legt offen, in welchem Umfang Daten übertragen werden.

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Bronzestatue eines Paparazzo

(Bild: Kurt Bauschardt CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 2 Min.

In welchem Umfang Datenkonzerne beim sogenannten Real Time Bidding Informationen über Nutzer an die Werbeindustrie weitergeben, legt ein Bericht der Bürgerrechtsorganisation Irish Council for Civil Liberties (ICCL) offen. Real Time BIdding ist ein Auktionsverfahren in Echtzeit, bei dem Werbetreibende Gebote für Werbeflächen abgeben können. Anhand vorher eingesammelter Daten kann Reklame in Apps und auf Websites passend nach vermuteten Interessen des jeweiligen Nutzers ausgespielt werden.

Der Vorgang läuft im Hintergrund ab und bleibt für Betroffene unbemerkt. Laut den Zahlen des ICCL erhebt Google alleine in Deutschland pro Minute 19,6 Millionen Datensätze über das Surfverhalten der Internetnutzer. Das ICCL beruft sich bei seinen Zahlen auf Informanten, die aus Gründen des Quellenschutzes nicht benannt werden. Insgesamt sollen in Europa und den USA pro Jahr 178 Billionen Datensätze dazu erhoben werden, was sich Nutzer im Netz anschauen und wo auf der Welt sie sich dabei gerade aufhalten.

Dabei, so das ICCL, seien Amazon und Facebook aber gar nicht mitgerechnet, da der Organisation zu diesen Konzernen keine Zahlen vorliegen. Das ICCL ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Unterstützung der bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte der Menschen in Irland widmet.

Das ICCL nennt Real-Time Bidding (RTB) die "größte Datenschutzverletzung, die jemals aufgezeichnet wurde". In den USA erhalten demnach knapp 4700 Unternehmen direkten Zugriff auf diese Informationen, um auf den jeweiligen Nutzer zugeschnittene Werbung ausspielen zu können. Es handele sich um eine Branche, die jährlich 117 Milliarden US-Dollar umsetze. Weltweit werden private Daten der Internetnutzer an Unternehmen auf der ganzen Welt – inklusive Russland und China – gesendet, ohne dass die Betroffenen Einfluss darauf nehmen könnten.

Diese Profilbildung lasse teilweise sehr persönliche Rückschlüsse zu, etwa darauf, wer Opfer sexuellen Missbrauchs geworden ist oder wer sich für eine bestimmte politische Bewegung einsetzt. Bürgerrechtler warnen schon lange vor einem Kontrollverlust bei Online-Werbung. Die größten Firmen, die beim Echtzeit-Handel mit Daten involviert sind, sind den Recherchen des ICCL zufolge Google und Microsoft.

(mki)