Gasreserven in Deutschland reichen nach russischem Lieferstopp nicht weit

Der Chef der Bundesnetzagentur meint, wenn Russland kein Erdgas mehr liefert, reiche das Erdgas in einem normalen Winter für ungefähr zwei Monate.

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Ein- und Ausspeisung des Gasspeichers in Bernburg/Sachsen-Anhalt.

(Bild: BDEW / Swen Gottschall)

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Wenn Russland seine Erdgas-Lieferungen einstellt, würden die momentan gespeicherten Mengen in einem durchschnittlich warmen Winter für maximal zwei Monate reichen. Das sagte der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Dabei habe er die Verpflichtungen Deutschlands einbezogen, Erdgas in andere europäische Länder weiterzuleiten.

Zurzeit seien die deutschen Erdgasspeicher zu gut 60 Prozent gefüllt. Allerdings basierten solche Einschätzungen auf vielen Unsicherheiten, sagte Müller laut dem Bericht.

Experten von vier Wirtschaftsinstituten sind vor gut einer Woche zu dem Ergebnis gekommen, dass die Gefahr einer Gas-Versorgungslücke zuletzt weniger wahrscheinlich geworden ist. Diese gingen davon aus, dass die Gasspeicher zu 58 Prozent gefüllt sind.

Besorgt wird von Deutschland aus auf die Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 geschaut, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland führt. Diese soll planmäßig am 11. Juli gewartet werden. Es wird befürchtet, Russland könne die durchgeleitete Gasmenge weiter drosseln. Zuletzt wurde sie um 60 Prozent gemindert.

Ein kompletter Lieferstopp hätte weitreichende Folgen, die Müller so schilderte: "In dem Moment, in dem der Druck im Gasnetz in einer Region unter ein gewisses Mindestmaß fallen würde, würde auf einen Schlag in Hunderttausenden Gasthermen die Sicherung einspringen." Diese müssten manuell von geschulten Fachkräften wieder freigeschaltet werden, wenn erneut ausreichend Gas verfügbar wäre. Das sei ein langwieriger Vorgang. Um dies zu verhindern, müssten notfalls Reduzierungen beim industriellen Verbrauch anordnet werden.

Müller erläuterte laut dem Bericht, momentan werde verstärkt darauf geachtet, Gas-Speicher in Deutschlands Süden zu füllen. Der Hintergrund ist, dass nach einem Ausfall der Lieferungen aus dem Osten mehr Erdgas aus dem Norden und dem Westen in die Gas-Leitungen eingespeist würden. Es gebe keine Erfahrungswerte, wie das Gasnetz dann reagieren, ob noch ausreichend Gas im Süden ankommen würde.

(anw)