Home Office schafft mehr Einfluss auf die Arbeitszeit, aber auch Entgrenzung

Ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland leistet laut DGB häufig Heimarbeit. Sie haben mehr Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung, aber auch Nachteile.

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(Bild: MT-R/Shutterstock.com)

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23 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland arbeiten laut einer Umfrage des DGB sehr häufig im Home Office, 8 Prozent oft, 10 selten und 59 Prozent nie. Dabei haben Beschäftigte, die digital und mobil arbeiten, mehr Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit. Gleichzeitig arbeiten sie stärker entgrenzt: Sie müssen häufiger erreichbar sein, arbeiten öfter unbezahlt und in den Abendstunden und haben oft kürzere Erholungszeiten.

Das ergab eine Sonderauswertung des "DGB-Index Gute Arbeit" (PDF). Sie basiert auf einer Zufallsstichprobe von 6407 abhängig Beschäftigten, die in Deutschland arbeiten. Die Daten wurden in einer bundesweite von Januar bis Juni 2021 erhoben, dabei wurden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mindestens zehn Stunden befragt.

Je größer der Einfluss auf die Arbeitszeit ist, desto weniger wird entgrenzt gearbeitet, schreibt der DGB. Doch auch wenn sie großen Einfluss nehmen können, arbeiten Beschäftigte im "Neuen Normal", also mobil oder im Home Office, häufiger entgrenzt als Beschäftigte im "Alten Normal". Das Arbeiten zu entgrenzten Zeiten hänge eng mit der Arbeitsbelastung zusammen. Wenn die Arbeit häufig unter Zeitdruck erledigt werden muss, steige der Anteil der Beschäftigten mit Abendarbeit, unbezahlter Mehrarbeit und ständiger Erreichbarkeit deutlich an.

34 Prozent der Befragten, die mobil oder zu Hause arbeiten, meinten, sie hätten in sehr hohem Maße Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung. Unter jenen, die in ihren Betrieben arbeiten, sagten das 21 Prozent. Keinen oder geringen Einfluss gaben 23 Prozent der Heimarbeiter an und 42 Prozent derjenigen, die nicht mobil oder zu Hause arbeiten.

"Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit verschwimmt, wenn von Beschäftigten erwartet wird, dass sie auch außerhalb der vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten für betriebliche Belange erreichbar sein müssen", heißt es weiter in der DGB-Studie. In der Gruppe der mobilen oder Heimarbeiter wird von einem Drittel der Beschäftigten sehr häufig oder oft erwartet, auch außerhalb der normalen Arbeitszeit für den Betrieb erreichbar zu sein. Der Anteil ist fast doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe, die im "alten Normal" beschäftigt sind.

Eine Entgrenzung des Arbeitstages wird laut DGB auch dadurch sichtbar, dass verstärkt zu atypischen Arbeitszeiten gearbeitet wird. Sehr häufig oder oft arbeiten zu Hause oder mobil 32 Prozent der Befragten gegenüber 9 Prozent der Vergleichsgruppe. Unbezahlte Überstunden leisten sehr häufig oder oft 28 Prozent gegenüber 13 Prozent. Dadurch ergeben sich verkürzte Erholungspausen. Diese erlebten 46 Prozent der Beschäftigten im "neuen Normal" sehr häufig oder oft und 29 Prozent der Menschen im "alten Normal".

"Die Störung von Erholungszeiten bei Beschäftigten im 'Neuen Normal' ist sehr stark ausgeprägt, wenn es keine betrieblichen Regeln zum ortsflexiblen Arbeiten gibt", heißt es in der DGB-Studie. Bei verkürzten Erholungspausen und dem Nicht-Abschalten-Können betreffe dies deutlich mehr als die Hälfte aller Befragten.

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Die Arbeitsbelastung sei eine entscheidende Stellschraube, gerade auch für digitalisiert und mobil arbeitende Beschäftigte, die häufig eigenständig über Pausen- und Ruhezeiten entscheiden, heißt es weiter in der Studie. Für ein ausgewogenes Verhältnis von arbeitsbedingter Anstrengung und Erholung sei daher zentral, Leistung und Arbeitsmenge zu messen und Beschäftigte vor dem Risiko auch einer Selbstgefährdung zu schützen.

Einen hohen Anteil an Beschäftigten im Home Office gibt es unter IT-Berufen, Lehrenden, Beschäftigten in Forschung und Entwicklung, in der öffentlichen Verwaltung und in Versicherungs- und Finanzdienstleistungen. Gering ist der Anteil der Heimarbeiter in den Erziehungs- und Bauberufen, in der Produktion und im Einzelhandel sowie in Logistikberufen und in der Altenpflege.

(anw)