Magdeburg: Intels Chipfabrik dürfte mehr Strom verbrauchen als die ganze Stadt

Die von Intel geplante Halbleiter-Megafabrik in Magdeburg könnte den Energieverbrauch der Stadt mindestens verdoppeln, wenn sie 2027 in Betrieb geht.​

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Außenansicht der geplanten Chipfabrik in Magdeburg

(Bild: Intel)

Lesezeit: 2 Min.

Im ersten Halbjahr 2023 sollen die Bagger im Magdeburger Industriegebiet Eulenberg für den Bau der neuen Halbleiterwerke von Intel anfangen zu rollen. Von 2027 an könnten dann auf der Fläche von 450 Hektar, die größentechnisch etwas mehr als 620 Fußballfelder ausmachen, die ersten Chips in der "Mega-Fab" produziert werden. Eine der Herausforderungen dürfte dabei die Energieversorgung sein.

Die Intel-Anlage könnte den Energieverbrauch der Stadt bis zum Start mindestens verdoppeln, erklärten zwei Kommunalpolitiker dem Online-Magazin "Politico". Der Stromverbrauch der zwei Werke werde größer sein als momentan der Gesamtverbrauch Magdeburgs, zitiert das Portal den früheren Bürgermeister, Lutz Trümper (SPD). Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz habe diese Schätzung als glaubwürdig bezeichnet.

Magdeburg hatte im Jahr 2019 insgesamt 238.697 Einwohner. 2021 verkauften die dortigen Stadtwerke 1500 Gigawattstunden (GWh) Strom, 1400 GWh Gas und 500 GWh Fernwärme. Trümper hatte den Vertrag mit ausgehandelt, der Intel im März 2022 nach Magdeburg brachte. Drei Monate später schied der 66-Jährige aus dem Amt.

Durch die Fabrik sollen dauerhaft 3000 Hightech-Arbeitsplätze in Magdeburg geschaffen werden, führt Intel in einem Faktenblatt aus. 7000 Arbeitnehmer im Baugewerbe sollen für die Konstruktion der Werke beschäftigt werden. Zehntausende Stellen werden voraussichtlich durch das Bauvorhaben zusätzlich bei Zulieferern und Partnern geschaffen. Berichten zufolge könnte auch die Zahl der Beschäftigten in der Fabrik selbst auf bis zu 20.000 anwachsen. Die Anfangsinvestition wird mit 17 Milliarden Euro angegeben.

Der tatsächliche Strombedarf der voll funktionsfähigen Anlage könnte daher sogar "das Dreifache des Magdeburger Energiebedarfs" erreichen, sagte Madeleine Linke, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Stadt, gegenüber "Politico". Sie sei zusammen mit anderen Stadtratsmitgliedern in einer Sitzung des Gremiums vom früheren Bürgermeister informiert worden. Auf jeden Fall müsse ein neues Umspannwerk gebaut werden.

Intel hat sich zwar verpflichtet, für die Werke ausschließlich Ökostrom zu verwenden. Laut dem Bericht erscheint dies aber erst ab 2030 als wahrscheinlich. Bis dahin müsse Deutschland Quellen für erneuerbare Energien deutlich ausbauen. Der Chiphersteller selbst erklärte, es sei noch zu früh, um den Energiebedarf der Fabrik zu bewerten. Jeder Vergleich sei in diesem Stadium "irreführend oder zu ungenau".

(mki)