Elektroauto Mercedes EQS 580 4matic SUV​ im ersten Fahrbericht: E-SUV im Übermaß

Nach den kompakten Crossovern elektrifiziert Mercedes nun die großen Modelle, aktuell das luxuriöse Mercedes EQS SUV, das die Dimensionen des Gewohnten sprengt.

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Mercedes EQS SUV

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Basierend auf dem Mercedes EQS bietet das EQS SUV jede Menge Platz, einen überzeugenden Elektroantrieb und Reichweiten, die die allermeisten Kunden zufriedenstellen dürften. Es dringt mit seinen deutlich über drei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht in neue Dimensionen vor. Die Physik kann es erwartungsgemäß trotz einiger Tricks nicht aushebeln. Dafür glänzt es mit einer geradezu irrational scheinenden Beschleunigung und luxuriösem Komfort auf vier der potenziell sieben Sitzplätze.

Die Gestaltung des 5,13 Meter langen Mercedes EQS SUV ist dabei anschlusstauglicher als die etwas gewöhnungsbedürftigere der Luxuslimousine, das sichtbar der Aerodynamik folgt. Dank des mit 3,21 Metern gleichen Radstands wirkt der Innenraum trotz der für die 20 bis 22 Zoll großen Räder nötigen gewaltigen Radkästen geräumig. In der zweiten Reihe bietet das SUV gegenüber der Limousine jedoch einen entscheidenden Vorteil bei der Kopffreiheit. In der dritten Reihe können zwei Personen bis zu einer Größe von 1,70 Meter noch menschenwürdig sitzen.

Mercedes EQS 580 4matic SUV (6 Bilder)

Anschlussfähiger als die Gestaltung der technisch zugrundeliegenden Limousine kommt das EQS SUV rüber.

Insgesamt bietet das Mercedes EQS SUV viel Wohlfühlatmosphäre, ohne dabei jedoch an den Luxus einer S-Klasse oder eines Mercedes GLS heranzukommen. Immerhin lassen sich die äußeren Fondsitze elektrisch verstellen, wobei die Kopfstützen im Unterschied zur Limousine nur händisch zu bedienen sind und wie bei der EQS-Limousine Elektrorollos an den Seitenfenstern fehlen. Der Laderaum fasst je nach Sitzkonfiguration – die Rückbanklehne ist im Verhältnis 40:20:40 umlegbar – zwischen 565 und 2100 Litern. Ungewohnt ist die manuelle Klappfunktion der beiden Stühle der dritten Sitzreihe statt einer elektrischen Betätigung.

Das Mercedes EQS SUV ist mit gigantischen 2,8 Tonnen Leergewicht ein gewaltiger Koloss. So viel Größe und Gewicht zu überspielen, ist trotz niedrigen Schwerpunkts und serienmäßiger Allradlenkung selbst mit Tricks nicht mehr möglich. Einen Hauch Handlichkeit bringt die Hinterachslenkung, die mit bis zu zehn Grad Einschlagwinkel den Wendekreis auf knapp elf Meter reduziert. Das Lenkgefühl ist ebenso leichtgängig wie präzise, unterstützt von der Hinterachslenkung, die beim Abbiegen oder anderen engen Kurven gegensinnig, beim Spurwechsel aber in die gleiche Richtung wie vorn lenkt. In engen Kurven macht es den Wagen damit wendiger, in weiten Radien hingegen stabiler.

Die serienmäßige und spürbar komfortable Luftfederung senkt ab 120 km/h die Karosserie um 25 mm ab, um die Stirnfläche aerodynamisch zu verkleinern. Unterschreitet die Geschwindigkeit 80 km/h, kehrt sie in die Normalposition zurück. Für schlechte Wege steht eine 30 mm höhere Position zur Verfügung.

Dass diesem mächtigen Schiff, das in engen Kurven spürbar wankt, jedoch eine aktive Wankstabilisierung fehlt, darf man ihm als Luxusmodell ankreiden. Die Bremse wirkt angesichts der Lenkpräzision auf dem ersten Drittel Pedalweg regelrecht schlapp. Das ist der Bereich, in dem das Auto ganz oder vorwiegend regenerativ bremst. Je nach angewähltem Rekuperationsmodus ist aber vorwiegendes Einpedalfahren möglich und das Bremspedal nur noch für seltene Gefahr- oder Verschätzbremsungen nötig. Wer sich daran gewöhnt hat, mag es nicht mehr missen und Energie spart es obendrein (ein bisschen).

Mercedes EQS 580 4matic SUV (7 Bilder)

Die mögliche Ladeleistung gibt Mercedes mit 200 kW an.

Zum Start ist der Mercedes EQS SUV in drei Antriebsversionen zu bekommen. Überraschend, dass das Basismodell des EQS, der 450+, mit einer Leistung von 265 kW und 568 Nm allein über die Hinterachse angetrieben wird. Die meisten Kunden werden sich vermutlich für den EQS 450 4matic entscheiden, der trotz zusätzlich angetriebener Vorderachse die gleiche Leistung und 800 Nm maximales Drehmoment bietet.

Nochmals spürbar besser beschleunigt der Mercedes als EQS 580 4matic mit 400 kW und 858 Nm. Er erreicht Tempo 100 aus dem Stand in 4,6 Sekunden und 210 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Schub aus Kurven heraus oder ein Spurt auf gerader Strecke fühlt sich in Verbindung mit dem nahezu lautlosen Vortrieb ziemlich irreal an.

Mit dem EQS 580 4matic, der bei 135.000 Euro startet, verspricht Mercedes bei einem WLTP-Verbrauch von 20,5 kWh/100 km eine Reichweite von 600 Kilometern. Das 108-kWh-Akkupaket mit 400 Volt und seinen zwölf Modulen im Unterboden zieht – richtig vortemperiert – maximal 200 kW, was zumindest anfangs einen Reichweitenzuwachs von 250 Kilometern in 15 Minuten bedeutet.

(mfz)