LNG-Terminal in Lubmin: Erstes Regasifizierungsschiff in Deutschland angekommen

Deutschlands Pläne für einen Einstieg in den Import von Flüssigerdgas (LNG) kommen jetzt auch in Lubmin voran. Dort ist das nötige Spezialschiff angekommen.

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Flüssigerdgas-Tanker und eine schwimmende Einheit zur Regasifizierung

Die "Neptune".

(Bild: Höegh LNG)

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Am Mittwoch kam mit der "Neptune" das erste Spezialschiff zur Umwandlung von Flüssigerdgas (LNG) in den gasförmigen Zustand in einem deutschen Hafen an – zu einem Zwischenstopp auf der Insel Rügen. Dort soll mit dem Ablassen von Treibstoff und Montagearbeiten erreicht werden, dass der Tiefgang des Schiffes verringert wird. Ab Dezember soll es auf dem Festland in Lubmin bei Greifswald als schwimmendes Terminal zum Einsatz kommen.

Auch im niedersächsischen Wilhelmshaven und in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sollen Schwimmterminals noch in diesem Jahr an den Start gehen. Spätestens mit der Ankunft der 280 Meter langen "Neptune" im Hafen von Mukran befindet sich das für Lubmin geplante Terminal auf der Zielgeraden. In der vergangenen Woche erteilte die Bundesnetzagentur wie zuvor für andere Terminals eine Ausnahmegenehmigung, sodass die Anlage von bestimmten Vorschriften befreit ist. Die EU-Kommission muss noch zustimmen.

Bis diese Zustimmung vorliegt, soll das Schiff der Betreiberfirma Deutsche Regas zufolge in Mukran bleiben. Die Verringerung des Tiefgangs sei nötig, damit es durch den relativ flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin kommt. Es handelt sich bei dem Schiff um das größte, das den Hafen von Mukran je angefahren ist. Umweltschützer kritisieren das. Sie fürchten, dass Fakten geschaffen werden sollen, sagte ein Sprecher der Deutschen Umwelthilfe dem NDR. Ihm zufolge fehlten noch Unterlagen.

Eigentlich war geplant, dass das Terminal schon am 1. Dezember betriebsbereit ist. Das wäre laut Deutscher Regas rein technisch immer noch möglich. Man habe mit dem ehrgeizigen Zeitplan die Mitarbeiter motivieren wollen.

Über das Terminal sollen jährlich bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die durch Lubmin verlaufenden Gasleitungen eingespeist werden können. Über die mittlerweile stark beschädigte deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, die ebenfalls in Lubmin ankommt, kamen im vergangenen Jahr knapp 60 Milliarden Kubikmeter. Dennoch reiche die Menge für die Versorgung von etwa zwei Millionen Haushalten.

Im Gegensatz zu anderen geplanten Standorten wurde die "Neptune" nicht vom Bund gemietet. Es handelt sich laut Deutscher Regas um ein rein privat finanziertes Projekt. Das Schiff lief am Mittwoch unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ein. In Mukran war die Polizei unter anderem mit Schlauchbooten und Tauchern präsent. Zuvor war sie einem Schiff der Küstenwache begleitet worden.

Das Schiff war nach Angaben des französischen Energieriesens Total, der es vermietet, in der Vergangenheit als LNG-Transporter im Einsatz. Zuletzt hielt es sich in Wales auf. Es handelt sich um eine sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit), die das LNG nicht nur speichern, sondern auch erwärmen und wieder gasförmig machen kann. Im Lubminer Industriehafen soll sie über kleinere Shuttle-Schiffe versorgt werden, die durch den Greifswalder Bodden fahren. Diese sollen die Fracht von einem auf der Ostsee liegenden Speicherschiff abnehmen, das wiederum von Tankern beliefert werden soll. Eine Genehmigung vom zuständigen Landesamt steht noch aus. Bis Montag können noch Einwände abgegeben werden.

Die erste staatlich gemietete FSRU soll in Wilhelmshaven anlegen. Hierbei handelt es sich um die "Hoeg Esperanza".

(mki)