Studie: Energiekrise könnte Deindustrialisierung Europas auslösen

Die hohen Energiepreise könnten massive Verschiebungen in der europäischen Wirtschaftsstruktur auslösen, meinen die Marktbeobachter von Strategy&.

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Bremer Stahlwerk von der Weser aus gesehen.

(Bild: heise online / anw, Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

In Deutschland ist der durchschnittliche Gaspreis zwischen Januar und August dieses Jahres um mehr als 450 Prozent gegenüber dem Durchschnittspreis zwischen 2016 und 2018 gestiegen. Neben der besonders stark betroffenen Metallindustrie stünden weitere Schlüsselsektoren wie die Automobilbranche oder der Chemiesektor unter enormem Druck, haben die Marktbeobachter von Strategy& ermittelt, einer Tochter der Unternehmensberatung PwC.

Wegen des vergleichsweise diversifizierten Energiemixes aus erneuerbaren Energien, Kohlekraftwerken sowie Kernenergie lägen die Produktionskosten in Deutschland unterhalb des EU-Durchschnitts. Auf die Margen drückten aber in fast allen deutschen Industriezweigen die gestiegenen variablen Kosten. In der Metallindustrie habe der Anstieg der variablen Produktionskosten um 33 Prozent zu einem Rückgang von rund 4 auf weniger als 0 Prozent geführt. In der Automobilindustrie ging der Gewinn infolge einer Preissteigerung von 15 Prozent bei den variablen Produktionskosten von 7,5 auf knapp 2,5 Prozent zurück.

"Obwohl die deutsche Industrie in den meisten Branchen weiterhin günstiger als der EU-Durchschnitt produziert, könnten Unternehmen aus den am stärksten betroffenen Sektoren ihre Produktion in andere Regionen außerhalb Europas verlagern", schlussfolgert Strategy&. Massive Verschiebungen der europäischen Wirtschaftsstruktur bis hin zu einer Deindustrialisierung wären die Folge.

Der europäischen Industrie setze vor allem die Abhängigkeit von russischem Gas zu, die durch den Krieg in der Ukraine zu einem überdurchschnittlich starken Anstieg der Energiepreise im globalen Vergleich beigetragen habe, schreibt Strategy&. Am Weltmarkt verliere Europa so als Produktionsstandort an Attraktivität.

Die EU-Mitgliedsstaaten seien aber aufgrund ihrer individuellen Energiepolitiken unterschiedlich stark betroffen: Während die Produktionskosten in Frankreich und südlichen Ländern wie Spanien vergleichsweise moderat gestiegen seien, gerieten Länder wie Polen unter extremen Druck. Grund dafür sei der höhere Anteil von Atomstrom und erneuerbarer Energien im Energiemix von Ländern wie Frankreich oder Spanien im Vergleich zur starken Abhängigkeit von russischem Öl und Gas in Ländern wie etwa Polen. Solche Unterschiede könnten langfristig zu Strukturverschiebungen innerhalb der europäischen Industrielandschaft führen.

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(anw)