Musk vs. Apple: Twitter wird angeblich mit Entfernung aus dem App Store gedroht

Eine hinter den Kulissen geführte Auseinandersetzung zwischen Apple und Twitter könnte eskalieren. Laut Musk wurde mit der Suspendierung vom App Store gedroht.

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Twitter auf einem iPhone

(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Apple hat laut Elon Musk damit gedroht, Twitter aus dem App Store zu entfernen, ohne einen Grund dafür zu nennen. Das behauptet der neue Twitter-Chef und wirft Apple vor, die freie Meinungsäußerung zu missachten. Von Apple war in den vergangenen Tagen aber bereits deutlich gemacht worden, dass man genau beobachte, wie bei Twitter die benutzergenerierten Inhalte moderiert werden und notfalls Konsequenzen ziehen würde.

Außerdem hat Apple laut Musk weitestgehend aufgehört, auf Twitter Werbung zu schalten. Sollte Twitter aus dem App Store fliegen, könnte die App nicht mehr auf iPhones installiert werden und das soziale Netzwerk würde den wohl wichtigsten Verbreitungsweg verlieren. Sogar Elon Musk selbst twitterte seine ausufernde Kritik am Montag von einem Apple-Smartphone.

Die Tweets von Musk deuten an, dass der Streit zwischen Apple und Twitter eskalieren könnte. Dass Apple Apps wegen mangelnder Moderation aus dem App Store verbannt, ist nicht neu. So war wenige Tage nach dem Angriff auf das US-Parlament die vor allem von Rechten und Rechtsextremen genutzte Social-Media-App Parler aus dem App Store geflogen. Vor zwei Wochen hatte Apple-Chef Tim Cook in einem Interview gesagt, dass er erwarte, dass Twitter Inhalte weiterhin moderiert: "Denn ich denke, niemand will Hatespeech auf der eigenen Plattform."

Twitter hat inzwischen aber Tausenden Angestellten und Vertragskräften gekündigt, worunter die Moderation der Inhalte bereits leidet. Erst am Wochenende hatte Twitter ein Video des rassistischen Mordanschlags in Christchurch erst auf einen Hinweis der neuseeländischen Regierung hin entfernt, berichtet der Guardian. Außerdem gibt es Berichte, dass Hatespeech auf der Plattform nach der Übernahme durch Musk stark zugenommen hat. Laut Wired sind zudem Teams quasi nicht mehr vorhanden, die bei Twitter dafür gesorgt haben, dass Darstellungen von Kindesmissbrauch entfernt werden.

In seinen Tweets behauptet Musk nun, dass es Apple nicht um die Entfernung hetzerischer Inhalte gehe, sondern dass der Konzern die "freie Meinungsäußerung in Amerika" hasse. Schließlich spricht er gar von einer "Schlacht um die Zukunft unserer Zivilisation", denn wenn die freie Meinungsäußerung auch nur in Amerika verloren gehe, bleibe nur noch Tyrannei.

Schon während der Vorbereitungen der Twitter-Übernahme hat Musk immer wieder behauptet, ihm gehe es darum, die freie Meinungsäußerung sicherzustellen. Darunter versteht er aber auch die Verbreitung von Fake News und Hassrede. Nicht zuletzt hat er mit Donald Trump dem ehemaligen US-Präsidenten die Rückkehr auf die Plattform erlaubt; dieser hatte versucht, seine Abwahl mithilfe eines Mobs zu verhindern.

Laut CNBC gibt es bereits Anzeichen, dass sich Apple ebenfalls auf eine Auseinandersetzung vorbereitet. So sei Twitter von den Verantwortlichen mehrerer App-Stores – darunter die von Google und Apple – immer wieder auf unerwünschte Inhalte auf der Plattform angesprochen worden. Phil Schiller, der bei Apple die Abteilung für App-Kontrollen leitet, habe offenbar seinen Account bei Twitter nach Musks Übernahme gelöscht. Einer seiner Vorgänger auf dem Posten nannte das gegenüber der US-Finanznachrichtenseite eine "Vorbereitung auf Krieg". Das Vorgehen gleiche dem Abzug der eigenen Truppen aus einem Land, das man angreifen wolle. Bei Apple gehe man offenbar davon aus, die App entfernen zu müssen. Möglich wäre aber auch, dass Apple Twitter lediglich suspendiert und Updates nicht mehr freigibt.

Musk selbst hat derweil erneut die Gebühren kritisiert, die Apple bei In-App-Käufen unter iOS für sich reklamiert. Jeweils 30 % der meisten dort getätigten Einkäufe gehen an Apple. Musk will aus Twitter eine App mit deutlich mehr Funktionen machen und dort unter anderem eine Bezahlfunktion integrieren. Von Betreibern der App-Stores verlangte Gebühren dürften ihm dabei ein Dorn im Auge sein. Eine eskalierende Auseinandersetzung mit Apple wird für Musk und Twitter auf jeden Fall teuer werden. Schon jetzt sinken die Einnahmen des auf Werbung angewiesenen Dienstes merklich, weil immer mehr Firmen dort aktuell keine Anzeigen schalten.

(mho)