ADAC: "eFuels sind technisch problemlos machbar"

Der ADAC hat untersucht, ob synthetischer Sprit herkömmlichen ersetzen kann. Technisch spricht wenig dagegen, doch wichtige Fragen lässt der Club unbeantwortet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 743 Kommentare lesen

(Bild: Conti)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

(This article is also available in English)

Synthetische Kraftstoffe sind in diesem Jahr wieder verstärkt in die Diskussion gekommen. Mit ihnen könnten Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor weniger umweltschädlich fahren als mit konventionellem Sprit aus Erdöl. Der ADAC hat untersucht, was auf technischer Seite gegen synthetischen Kraftstoff spricht. Die Ergebnisse seien vielversprechend, heißt es beim ADAC.

In einem Laborversuch habe sich gezeigt, dass synthetischer Treibstoff in Fahrzeugen, die von den Herstellern dafür freigegeben wurden, problemlos funktioniert. Die Schadstoffemissionen hätten sich nicht verschlechtert, allerdings auch nicht wesentlich verbessert. Hier hätten die synthetischen Kraftstoffe noch Potenzial. Mit einer weiteren Optimierung sei zu erwarten, dass sich sowohl die CO₂-Bilanz verbessere als auch der Schadstoff-Ausstoß weiter reduziere.

Vorteil aus Sicht des Clubs: Man müsse nicht auf die Erneuerung der Flotte warten, meint Karsten Schulze, ADAC-Technikpräsident. Synthetische Kraftstoffe seien eine "gute Ergänzung zum Markthochlauf der Elektromobilität", heißt es in einem Statement des Clubs. Durch einen "reduzierten Aromatenanteil" sei mit einem "ideal ausgelegten eFuel" ein "positiver Effekt für die Luftreinhaltung" durch "geringere Partikelemissionen" zu erwarten.

Der ADAC rechnet offenbar mit einer baldigen Verfügbarkeit von eFuels im großen Stil. Je nach Bedarf könnten sie mit konventionellen Kraftstoffen gemischt werden und so einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten, heißt es. Wo der Club die Quelle für eine relevante Menge an eFuels auf dem Weltmarkt als Ersatz für konventionelle Kraftstoffe sieht, blieb leider im Dunkeln.

Unbeantwortet blieb auch die Frage, wer das bezahlen soll. Aktuell kostet ein Liter eFuel schätzungsweise zwischen vier und fünf Euro. Dieser Preis wird sich durch große Produktionsanlagen und -mengen vermutlich drastisch reduzieren, doch den eFuels läuft gewissermaßen die Zeit davon. Sollten synthetische Kraftstoffe irgendwann tatsächlich in größerem Umfang zur Verfügung stehen, und das ist aktuell nicht absehbar, werden sie zuerst dort eingesetzt, wo eine Dekarbonisierung anders schwer umzusetzen ist. Der Individualverkehr steht dabei ziemlich sicher nicht an erster Stelle, denn hier ist mit dem batterieelektrischen Antrieb eine Alternative zum Verbrenner auf dem Weg, der in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat und aktuell mit reichlich Forschungsgeld global vorangetrieben wird.

Immerhin erkennt auch der ADAC an, dass die Produktion von eFuels mit einem hohen Energieaufwand verbunden ist. Die Herstellung mache daher vor allem mit überschüssigem Ökostrom Sinn, meint der Club. Ökostrom steht allerdings global derzeit nirgendwo überschüssig und gar kostenlos zur Verfügung. Auch regenerativ erzeugter Strom hat schließlich einen CO₂-Abdruck, den Bau und Entsorgung der Anlagen hinterlassen. Und kostenlos ist er schon gar nicht. Beides sind gute Argumente, um auch mit regenerativ erzeugten Strom sparsam umzugehen und ihn nicht mit einem grauenhaften Wirkungsgrad zu verplempern.

(mfz)