Linux-Kernel: Übernächstes Release soll Disketten-Fehler korrigieren

Im Februar kommt der Linux-Kernel 6.2. Enthalten ist ein Bugfix für ein seit 2020 bestehendes Speicherleck bei Diskettenlaufwerken.

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Rechts eine 3,5-Zoll-Diskette, links ein von Künstlerhand aus Diskettenteilen gefertigtes Männlein; ein Notizzettel auf der Diskette sagt "'Floppy Dudes' made from old floppy disks, $9 each"

Diskettenkunst - nur echt in 16 Farben

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Speicherleck kann einen Teil des Arbeitsspeichers auf Linux-Systemen ab Kernel 5.11 unbenutzbar machen – nämlich dann, wenn der Aufruf von floppy_alloc_disk() bei Diskettenlaufwerken fehlschlägt. Kommenden Februar, also zwei Jahre nach Einführung dieses Bugs, wird er mit Linux-Kernel 6.2 beseitigt.

Auf diese frohe Kunde macht Phoronix aufmerksam. Mit Linux 5.17 wurde dieses Jahr ein Fehler korrigiert, der dann zu einem Softwareabsturz geführt hat, wenn der Anwender eine kaputte Diskette entfernte, während der Computer noch versuchte, sie auszulesen.

Mit Kernel 5.18 wurde allerdings das Ende einer Funktion eingeläutet: Der direkte Zugriff (Raw Access) auf Diskette ist seither standardmäßig deaktiviert. Grund ist ein damit verbundenes Sicherheitsproblem (use-after-free). Anstatt es zu beseitigen, wurde der Zugriff kurzerhand unterbunden. Für 3,5-Zoll-Disketten im meistgenutzten "High Density"-Format von 1440 Kilobyte macht das nichts aus. Sie werden in aller Regel sowieso nicht über Raw Access, sondern durch Vermittlung eines Controllers angesprochen.

Nur wenn der Controller ein Diskettenformat nicht kennt, ist der direkte Zugriff erforderlich. Das ist beispielsweise bei nach keinem öffentlichen Standard formatierten Disketten der Fall, oder wenn es um alte Formate geht, man denke an Mac- oder Amiga-Disks mit Double Density. Wer dort noch Datenschätze zu heben hat, sollte sich sputen: Noch kann der Raw Acess per Hand reaktiviert werden, doch gilt er als offiziell als deprecated (veraltet). Er dürfte in absehbarer Zeit aus dann aktuellen Linux-Kernels verschwinden.

Disketten gibt es seit über 50 Jahren. Offiziell brachte IBM die erste Diskette 1971 auf den Markt, um weniger Magnetbänder durch die Welt schicken zu müssen. Das Unternehmen entwickelte die ersten Floppy-Disks im 8-Zoll-Format, die zu Beginn 80 KByte speichern konnten. Mit der Zeit wurden die magnetischen Speicher kleiner (5,25- und 3,5-Zoll) und konnten mehr Daten speichern (bis zu 2880 KByte, für Sinclair QL sogar bis zu 3200 KByte).

Sie werden bis heute genutzt, insbesondere im 3,5-Zoll-Format mit 1440-KByte-Formatierung. In Japan schreiben mehr als 1.000 Rechtsnormen Disketten bei Behördenwegen und innerbehördlichen Aktenläufen vor. Dieser Disketten-Zwang nervt Japans Digitalminister Taro Kono. "Wo kauft man heute überhaupt noch Disketten?", fragte Kono im August. Kono-san und allen anderen, die Diskettennachschub suchen, mag der heise Preisvergleich zur Wegweisung empfohlen sein.

(ds)